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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Verzweiflung, reiner Tapferkeit und gnadenloser Gerechtigkeit. Alles mündet in einem entsetzlichen Gebrüll, das jede Stimme, jedes Herz, jede Hoffnung übertönt.
    »Gut gemacht, Gemma«, sagt Eugenia. »Ihre Kraft ist wirklich beachtlich. Schade, dass Sie nicht lange genug leben werden, um mehr solcher köstlicher Fehler zu begehen.«
    Ich hebe den Dolch. »Richtig. Lassen Sie uns die Sache ordentlich beenden.«
    Die vielen Arme des Baumes strecken sich und stöhnen. Seine Oberfläche wellt sich über den Seelen, die er in sich hineingeschlungen hat. Ich versuche klar zu sehen, aber es ist keine Illusion. Das hier ist schrecklich real und ich falle rückwärts, als sich der Baum in die Höhe reckt und drohend über mir aufragt.
    »Gemma, tun Sie es«, stöhnt Circe qualvoll.
    Ich kratze jeden Krümel Magie zusammen und leite sie in den Dolch. »Ich befreie die Seelen, die hier gefangen sind! Ihr seid erlöst!«
    Ich schließe die Augen und versuche, den Dolch in den Baum zu stoßen. Einer der Äste schlägt ihn mir aus der Hand. Ich schreie entsetzt auf. Der Baum bricht in ein ohrenbetäubendes Geheul aus, das die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen auf dem Schlachtfeld auf sich zieht.
    »Ihr Blut muss fließen!«, befiehlt der Baum.
    »Gemma!«, ruft Kartik und ich höre den Alarm in seiner Stimme.
    Amar kommt auf mich zu. Er gibt seinem Pferd die Sporen, feuert es an. Ich reiße mich ein wenig aus der Umklammerung des Baumes los und versuche, den Dolch zu erreichen, verfehle ihn aber um Haaresbreite. Für einen Moment verlangsamt sich die Zeit. Das Getöse der Schlacht verebbt zu einem Gesumm. Nur das Trappeln der Pferdehufe dröhnt im Takt mit dem Pulsieren meines Bluts in meinen Ohren. Ich sehe Kartik mit einer wilden Entschlossenheit in den Augen hinter seinem Bruder herrennen. Und dann nimmt die Zeit ihren gewohnten Lauf wieder auf.
    Die Wurzeln lassen mich los. Ich falle auf den Boden. Keuchend krieche ich auf den Dolch zu, aber Amar ist schneller.
    »Nein!«, ruft Kartik und dann fühle ich einen schneidenden Schmerz in meiner Seite. Der Dolch steckt darin und mein Blut spritzt über meine weiße Bluse und breitet sich zu einem großen Fleck aus.
    »Gemma!«, schreit Felicity. Ich sehe sie mit Ann dicht dahinter auf mich zulaufen.
    Ich taumle vorwärts, und als ich den Baum erreiche, ziehe ich mit einem Schmerzensschrei den Dolch aus meiner Seite.
    »Ich … erlöse … diese Seelen«, wiederhole ich flüsternd.
    Ich stoße den Dolch in den Baum. Er schreit qualvoll auf und die Seelen schlüpfen unter seiner Haut hervor, Flammenzungen, die wie Blätter von seinen Zweigen fallen, und dann sind sie fort.
    Meine Augenlider flattern. Die Landschaft beginnt zu verschwimmen. Mein Körper zittert, bis ich nur noch ein zitterndes Bündel bin. Ich bin in der Umarmung des Baumes gefangen. Als Letztes, bevor sich das Netz der Zweige um mich zusammenzieht, höre ich Kartik, der meinen Namen ruft.

69. Kapitel
    Der dichte Nebel ist wohltuend. Er küsst meine fiebrige Haut mit kühlen Lippen wie eine zärtliche Mutter. Ich kann nicht sehen, was vor mir ist. Es ist alles wie in einem Traum. Aber jetzt schimmert ein gelber Schein durch den grauen Dunst. Irgendetwas kommt hervor. Der Schein stammt von einer Laterne, die an einer langen Stange hängt, und die Stange ist an einer mit Lotusblüten geschmückten Barke angebracht. Die Drei sind gekommen, um mich zu holen. Hinter mir im Nebel höre ich die vertraute Stimme: Gemma, Gemma. Sie dringt wie der sanfteste Flüsterhauch in mich ein und ich wünsche mir sehnlich, zu ihr zurückzukehren, aber die Frauen winken mir mit den Händen und ich gehe ihnen entgegen. Sie bewegen sich langsam, als würde es sie große Anstrengung kosten. Auch meine Bewegungen werden langsamer. Meine Füße scheinen bei jedem Schritt in den Schlamm einzusinken, aber ich komme näher.
    Ich gehe an Bord. Sie nicken mir zu. Die Alte spricht.
    »Deine Zeit ist gekommen. Du hast eine Wahl zu treffen.«
    Sie öffnet ihre Hand. Ein Häufchen tief purpurroter Beeren liegt darin, viel dunkler als die, die Pippa gegessen hat. Sie leuchten wie Edelsteine.
    »Schlucke die Beeren und wir werden dich in die Herrlichkeit übersetzen. Verweigere sie und du musst dorthin zurückkehren, wo du gewesen bist, ohne zu wissen, was dich dort erwartet. Sobald du deine Wahl getroffen hast, gibt es kein Zurück mehr.«
    Für einen Moment höre ich meine Freunde nach mir rufen, aber sie sind zu weit weg, um sie jemals zu

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