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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Ordnung, Dunkel und Licht herrschen. Nachdem du die Magie des Tempels an dich gebunden hast, befindet sich das Magische Reich nicht mehr im Gleichgewicht. Die Magie könnte dich verändern … und du könntest die Magie verändern.«
    Mein Glück verfliegt. Ich werfe einen kleinen Kieselstein in den Fluss. Mein Spiegelbild kräuselt sich, mein Gesicht verzerrt sich, bis ich es nicht mehr erkenne. »Aber wenn ich die ganze Zauberkraft behalte, ist keine Magie da, die sich irgendjemand aneignen könnte«, sage ich, wieder laut vor mich hin denkend. »Das Magische Reich könnte endlich sicher sein. Und« – ich beobachte, wie Ann mit einem Atemzug ein Blatt von einem Baum in einen Schmetterling verwandelt – »ich würde sie nicht lange für mich behalten.«
    »Ist das ein Versprechen?«, zischt die Medusa und blickt mich mit ihren gelben Augen an.
    »Ja.«
    Mit besorgter Miene sucht die Medusa den Horizont ab. »Es gibt vieles, was wir über die Winterwelt nicht wissen, Gebieterin. Am besten ist es, das Bündnis zu schließen, und zwar rasch.«
    Ich wundere mich über ihre Furchtsamkeit. Von dieser Seite habe ich die Medusa bisher noch nicht kennengelernt.
    »Sag Philon …« Ich breche ab. Was kann ich Philon bestellen lassen? Dass ich mehr Zeit brauche? Dass ich mir im Moment keiner Sache sicher bin außer der, dass ich glücklich bin, im Magischen Reich zu sein – und dass ich auf dieses Glück noch nicht verzichten kann? »Sag ihm, wir werden die Angelegenheit besprechen.«
    »Wann?«, fragt die Medusa drängend.
    »Bald«, sage ich.
    »Wie bald?«
    »Wenn ich wiederkomme«, antworte ich schnell, denn ich will zurück zu meinen Freundinnen.
    »Ich werde auf dich warten, Gebieterin.« Und damit schließt die Medusa ihre durchdringenden Augen und schläft.
    *
    Wir spielen stundenlang und erlauben der Magie, sich voll in uns zu entfalten, bis wir das Gefühl haben, über die Zeit selbst gebieten zu können. Die Hoffnung, die wir alle schon begraben hatten, ist wieder erwacht und wir können unser Glück kaum fassen. Felicity rekelt sich in einer Hängematte, die sie aus biegsamen, belaubten Weinranken geknüpft hat. Sie schaukelt darin und lässt dabei ihre Zehen über das samtige Gras schleifen.
    »Könnten wir nur der Welt zeigen, was wir alles mit unserer Zauberkraft anstellen können …« Felicity lächelt in Gedanken.
    Ann pflückt eine Pusteblume aus dem hohen Gras. »Ich würde auf der Bühne neben Lily Trimble stehen.«
    Ich korrigiere sie. »Lily Trimble müsste dich bitten, neben dir stehen zu dürfen!«
    Ann presst ihre Hände dramatisch an ihren Busen und rezitiert Hamlet. »Wahr ist es, das ist schade, und schade, dass es wahr ist!«
    »Bravo!« Felicity und ich applaudieren.
    »Oh, und ich würde wunder-wunderschön sein. Und reich! Und ich würde einen Grafen heiraten und zehn Kinder haben!« Ann schließt die Augen, wie um es sich fest zu wünschen, und bläst kräftig in ihre Pusteblume, aber der Wind trägt nur einen Teil der Samen mit sich fort.
    »Was würdest du dir wünschen, Gemma? Was willst du?«, fragt Felicity.
    Was will ich? Warum ist diese simple Frage – drei kleine Wörter – so schwer zu beantworten? Ich würde mir Dinge wünschen, die unmöglich sind: dass meine Mutter wieder lebt und mein Vater wieder gesund ist. Würde ich mir wünschen, kleiner, hübscher, liebenswerter, weniger kompliziert zu sein? Die Antwort, fürchte ich, lautet Ja. Ich würde mir wünschen, wieder ein Kind zu sein, sicher und geborgen, und dennoch würde ich mir auch etwas weit Gefährlicheres wünschen: einen Kuss von einem gewissen jungen Inder, den ich seit Weihnachten nicht mehr gesehen habe. Ich bin ein Bündel aus Leidenschaften, Vorahnungen und Hoffnungen. Es scheint, als befände ich mich fast immer in einem Zustand des Verlangens und selten in einem Zustand der Zufriedenheit.
    Sie warten auf meine Antwort. »Ich würde mir wünschen, meinen Hofknicks zu vervollkommnen, damit ich mich nicht vor Ihrer Majestät blamiere.«
    »Das wird Magie erfordern«, sagt Ann trocken.
    »Danke für dein Vertrauen. Ich weiß es zu schätzen.«
    »Ich würde Pippa zurückbringen«, sagt Felicity.
    Ann beißt sich auf die Lippe. »Meinst du wirklich, sie ist an die Winterwelt verloren, Gemma?«
    Ich blicke über die endlose Wiese. Die Blumen wiegen sich im lauen Wind. »Ich weiß es nicht.«
    »Nein, ist sie nicht«, sagt Felicity und ihre Wangen röten sich.
    »Sie hat diesen Weg eingeschlagen«, erinnere ich sie

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