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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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leise.
    Als wir unsere geliebte Freundin das letzte Mal gesehen haben, war sie schon dabei, sich zu verwandeln, eine von denen zu werden. Sie wollte, dass ich sie mithilfe der Magie in unsere Welt zurückbringe, doch das konnte ich nicht. Wenn man hier etwas isst; kann man nicht wieder zurück. Es ist ein Gesetz, das ich nicht brechen konnte, und Pippa hasste mich dafür. Manchmal glaube ich, dass auch Felicity mich dafür hasst.
    »Ich kenne Pip, glaub mir. Sie würde mich nie so wortlos verlassen.«
    »Vielleicht sehen wir sie bald wieder«, sage ich halbherzig. Wenn Pippa ein dunkler Geist der Winterwelt geworden ist, dann ist sie nicht länger unsere Freundin. Dann ist sie unsere Feindin.
    Felicity packt ihr Schwert und marschiert auf die Bäume zu.
    »Wo willst du hin?«, rufe ich.
    »Pippa suchen. Ihr könnt mitkommen oder es lassen.«
    Natürlich kommen wir mit. Wenn Felicity sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie nicht mehr davon abzubringen. Und ich will die Wahrheit wissen, obwohl ich nicht hoffe, dass wir Pippa finden. Um ihret- und unsretwillen hoffe ich, dass sie den Fluss überquert und ans andere Ufer übergesetzt hat.
    Felicity führt uns über eine blühende Wiese. Es riecht nach Hyazinthen und dem Pfeifentabak meines Vaters, frischem Orienttabak, und nach dem Rosenwasser meiner Mutter. Ich drehe mich um, halb in der Erwartung, hinter mir meine Mutter zu sehen. Sie ist nicht da. Sie ist tot, nun schon seit fast einem Jahr. Manchmal vermisse ich sie so sehr, dass es wehtut, ein Schmerz, der in meinen Rippen sitzt und mich nicht atmen lässt. Dann wieder stelle ich fest, dass ich Einzelheiten vergessen habe – die Form ihres Mundes oder den Klang ihres Lachens. Ich kann mir diese Dinge nicht in Erinnerung rufen. Wenn das passiert, gerate ich fast in Panik. Ich fürchte, wenn ich mich nicht haargenau an alles erinnere, dann werde ich meine Mutter für immer verlieren.
    Wir kommen zu den Klatschmohnfeldern am Fuß der Höhlen der Seufzer. Die leuchtend roten Blumen zeigen uns ihre dunklen Herzen. Felicity pflückt eine und steckt sie sich hinters Ohr. Hoch über uns ragt die Felswand empor. Die Töpfe mit Räucherwerk stoßen ihren regenbogenfarbenen Rauch aus. Der bunte Qualm verhüllt die äußerste Spitze des Felsens, wo die Unberührbaren den Tempel und den Brunnen der Ewigkeit bewachen. Dort habe ich Circe das letzte Mal gesehen.
    Sie ist tot, Gemma. Du hast sie getötet. .
    Und doch habe ich in einem Traum ihre Stimme gehört, die mir sagte, dass sie noch lebt. Ich habe in der Tiefe des Brunnens ihr geisterhaft weißes Gesicht gesehen.
    »Gemma, was ist los?«, fragt Ann.
    Ich schüttle den Kopf, als könnte ich die Erinnerung an Circe für immer abschütteln. »Nichts.«
    *
    Nach einer Weile weicht die blühende Wiese einem dichten Gehölz knorriger Bäume. Der Himmel ist düster, wie rußgeschwärzt. Es gibt keine Blumen, keine Büsche. Tatsächlich gibt es überhaupt keine Farbe, ausgenommen das Braun der dürren Bäume und das Grau des Himmels über ihnen.
    »Igitt«, sagt Felicity. Sie hebt ihren Stiefel und zeigt uns die Sohle. Sie ist dunkel und mehlig wie schimmliges Obst. Als ich hochblicke, sehe ich, dass die Zweige der Bäume voll vertrockneter und verschrumpelter Beeren hängen.
    »Oh, was ist hier geschehen?«, wundert sich Ann laut und klaubt eine leere Hülse von einem Zweig.
    »Keine Ahnung«, sage ich. »Sollen wir sie zurückverwandeln, ja?«
    Wir legen unsere Hände an einen Baumstamm. Farbe fließt unter seine verwitterte Rinde. Blätter stoßen durch die rissige Haut des Baumes, mit einem lauten Knall, als würde die Erde selbst aufbrechen. Grüne Ranken winden sich über den staubigen Boden. Die zusammengeschrumpften Früchte runden sich und werden zu prallen purpurroten Beeren; die Äste biegen sich unter ihrer saftigen Last. Die Magie wogt in mir und ich fühle mich strahlend und schön wie eine reife Frucht.
    Ich packe Ann, die aufschreit, und drehe sie in einem schwungvollen Walzer herum. Ich lasse sie los und schnappe mir Felicity, die, weil sie eben Felicity ist, die Führung übernehmen will. Bald wirbeln wir alle drei mit schwindelerregendem Tempo im Kreis und stecken uns gegenseitig mit unserer Begeisterung an.
    Plötzliches Donnergrollen ist in der Ferne zu hören; der Himmel leuchtet rot auf wie eine flammende Wunde. Ich verliere den Halt und wir fliegen auseinander. Ann landet hart mit einem »Aua!«.
    »Wirklich, Gemma!«
    »Habt ihr das gesehen?«, frage

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