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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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jeden Preis. Und das kostet viel Arbeit. Ehrgeiz ist ein guter Gegner im Wettkampf mit der Magie. Gute Reise, Miss Doyle. Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder.«
    Ich nehme meinen Platz in unserem Abteil ein und der Zug rollt an. Jetzt kann ich die Magie nicht länger zurückdrängen und fühle den stetigen Ansturm der Gedanken der Mitreisenden, bis ich fürchte, verrückt zu werden. Ich versuche mich dagegen abzuschotten, aber bei all dem Trubel um mich herum ist das so gut wie unmöglich. Also tue ich das Einzige, was ich tun kann: Ich wünsche mir, nichts hören zu können. Und trotz des pulsierenden Lebens, das mich umgibt, bin ich allein in einem Kokon der Stille.
    Und ich frage mich, wozu diese Kraft gut ist, wenn sie mich noch einsamer macht.

3. A KT A BENDDÄMMERUNG
    Macht korrumpiert.
    Absolute Macht korrumpiert absolut.
    Lord Acton

26. Kapitel
Zwei Tage später
Spence-Akademie
    er Regen hat uns wieder fest im Griff. Zwei Tage lang hält er uns im Haus gefangen, durchnässt den Wald und verwandelt den Rasen in knöcheltiefen Morast. Er peitscht gegen die Fenster meines Zimmers, als ich schließlich meinen Teil des roten Halstuchs entferne, den ich nach meiner Rückkehr aus London dort angeknotet habe, und ihn wieder unter meinem Kopfkissen verstecke, allen Blicken verborgen. Kartik ist dem verabredeten Zeichen bisher immer gefolgt, doch dieses Mal nicht. Zuerst hatte ich gefürchtet, er sei ohne einen Abschiedsgruß nach Bristol aufgebrochen. Aber gestern habe ich ihn von meinem Fenster aus gesehen. Er bemerkte das rote Tuch und ging weiter, ohne auch nur einen zweiten Blick darauf zu verschwenden.
    Seither habe ich drei verschiedene Briefe an ihn angefangen.
     
    Mein lieber Kartik,
    leider muss ich unsere Bekanntschaft beenden. Ich lege das Halstuch bei. Bitte verwenden Sie es dazu, Ihre Tränen zu trocknen – das heißt, wenn Sie welche zu vergießen haben, was ich inzwischen bezweifle.
    Herzlichst
    Gemma
     
    Lieber Kartik,
    ich bin schrecklich bestürzt über die Tatsache, dass Sie erblindet sind. Es kann wohl nicht anders sein, denn wenn Ihnen Ihr Augenlicht erhalten geblieben wäre, hätten Sie bestimmt das rote Halstuch gesehen, das ich am Fenster meines Zimmers angebracht habe, und begriffen, dass es ein dringender Notruf war. Sie sollen wissen, dass ich, obwohl Sie so blind wie ein Maulwurf sind, Ihre Freundin bleibe und keine Mühe scheuen werde, Sie in Ihrem Loch zu besuchen. Mit meinem tiefsten Mitgefühl,
    Gemma Doyle
     
    Mr Kartik,
     Sie sind ein elender Hundsfott von einem Freund. Wenn ich eine große Dame sein werde, werde ich Ihnen, falls wir einander auf der Straße begegnen, nicht einmal zunicken. Wenn Sie zur Orlando nur halb so nett sind, wird sie bestimmt sinken.
    Mit Bedauern,
    Miss Doyle
     
    Meine Hand schwebt wieder über dem Blatt Papier, während ich nach Worten suche, die aus meinem Herzen sprechen, aber ich finde nur die: Lieber Kartik … Warum? Ich zerreiße das Blatt in kleine Stücke, füttere damit die Kerzenflamme und beobach te, wie das gefräßige Schwarz die Ränder meines Schmerzes einrollt und in ein dunkles, qualmendes Etwas verwandelt, das zu Asche zerfällt.
     
    Ann und Felicity sind endlich zurück und wir sitzen wieder zusammen im Marmorsaal. Felicity berichtet uns von ihrem Besuch bei Lady Markham, wogegen Ann Schauergeschichten von den Plagegeistern Lottie und Carrie erzählt. Aber meine Gedanken sind anderswo; meine Probleme mit Kartik, Fowlson und Tom haben mich in eine düstere Stimmung versetzt.
    »Und dann hat Lady Markham ihren Sohn, Horace, vorgestellt, der so langweilig ist wie ein Wasserkrug. Ja, ich bin sicher, dass man sich mit einem Wasserkrug besser unterhalten könnte.«
    Ann lacht. »War es tatsächlich so schlimm?«
    »Das war es wirklich. Aber ich habe liebenswürdig gelächelt und mich bemüht, nicht die Augen zu verdrehen, und alles war gerettet. Ich glaube, ich habe mir Lady Markhams Zuneigung und ihre Patenschaft gesichert.«
    »Wisst ihr, was Charlotte zu mir gesagt hat?«, fragt Ann. »Wenn Sie meine Gouvernante sind, dann werde ich machen, was mir passt. Und wenn Sie nicht tun, was ich sage, dann werde ich meiner Mutter sagen, ich habe gesehen, wie Sie ihren Schmuck angefasst haben. Dann wird sie Sie ohne ein Zeugnis auf die Straße setzen. ‹ «
    Sogar Felicity ist empört. »Das ist mir ein sauberes Früchtchen! Wir sollten sie an ihren Zehen aufknüpfen. Bist du nicht froh, dass du gar nicht ihre Gouvernante sein

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