Kasey Michaels
sich nie geprügelt.
Und in
diesem Augenblick war Charlotte klar, dass Nicole bis zum Hals in
Schwierigkeiten steckte.
„Wo ist
Nicole?“, fragte Lydia verdutzt.
„Madam?“,
sagte der Kutscher, tippte sich an den Hut und sprang vom Wagen, um ihnen den
Schlag zu öffnen. „War das ein Aufruhr!“, fuhr er fort. „Sehenswert! Die
beiden Trottel waren nicht mal fähig, einander richtig zu treffen!“
„Lassen Sie
das jetzt!“, wehrte Charlotte ab. „Rasch, sagen Sie mir, wo Seine Gnaden
zurzeit ist!“
„Madam?“
„Seine
Gnaden!“, wiederholte sie ungeduldig. Das Herz pochte ihr bis zum Halse.
„Halt ... sagte er nicht, er wird mit dem Duke of Malvern im Klub
speisen?“ Fordernd sah sie den Kutscher an. „Los, wo ist der Klub? Wissen
Sie das?“
Der Mann,
von Charlottes drängendem Ton aufgestört, nickte heftig.
„Dann
fahren Sie uns hin. Sofort!“
„Aber
Charlotte!“, protestierte Lydia, während Charlotte sie ohne Umstände in
den Wagen schob. „Wir können doch nicht ohne Nicole fort!“
„Da sie offensichtlich
ohne uns fort ist, können wir das sehr wohl!“, rief Charlotte,
hob, ohne einen Gedanken an Züchtigkeit zu verschwenden, ihre Röcke, kletterte
hastig in die Kutsche und schlug gegen die Trennwand, die Abfahrt
signalisierend, sodass der Wagen sich in Bewegung setzte, kaum dass der Groom
seinen Platz richtig eingenommen hatte.
Ganz sicher
war Charlotte sich nicht gewesen, was sie, am Klub angekommen, unternehmen
würde, doch zum Glück musste sie sich darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen,
denn als sie nach einer, wie sie fand, quälend langsamen Fahrt vor der
imposanten Fassade Halt machten, sah sie Rafe davor auf dem Gehweg stehen, in
ein Gespräch mit dem Duke of Malvern vertieft.
„Rafe!
“, rief sie und stieß den Schlag auf, noch ehe der Wagen zum Stillstand
kam. „Rafe! Sie ist weg! Er hat Nicole verschleppt!“
Ungeachtet
Lydias entsetztem Aufkeuchen sprang sie beinahe in Rafes Arme, da sie nicht
gewartet hatte, bis der Groom die Stufen des Wagens ausklappte.
„Charlie,
was redest du da? Was meinst du? Wer hat Nicole verschleppt?“
Sie presste
die Hände auf den Mund und kämpfte verzweifelt um Ruhe. Sie wusste, was sie
nun sagen würde, klang verrückt
und lächerlich. „Mr Hobart. Hugh Hobart! Du weißt doch!“
„Ja, ich
weiß, wer er ist. Aber warum sollte er ...“
„An diesem
einen Tag ... als er dich im Ministerium sprechen wollte, suchte er uns
anschließend am Grosvenor Square auf. Erinnerst du dich? Nicole kam unter einem
Vorwand in den Salon, um ihn mir vom Hals zu schaffen ... Wie er sie da angeschaut hat! Du hättest es sehen sollen! Abscheulich!“
„Was ist
denn, Rafe?“, mischte Tanner Blake sich ein, während er Charlotte
forschend betrachtete. „Miss Seavers, Sie sind völlig außer Fassung! Kann ich
irgendwie helfen?“
Inzwischen
war auch Lydia ausgestiegen, blieb jedoch in einiger Entfernung stehen, sehr
wahrscheinlich, weil sie ihre Abneigung gegen den Duke of Malvern nicht
überwinden konnte. Doch just zu diesem Zeitpunkt sah Charlotte sich nicht in
der Lage, auf Lydias unvernünftige Anwandlungen Rücksicht zu nehmen.
„Ja bitte,
Sir“, entgegnete sie deshalb dem Duke, „wenn es Ihnen wohl möglich wäre,
Lady Lydia heimzubegleiten zum Grosvenor Square?“
„Nein!
“, rief Lydia wild, kam mit ein paar raschen Schritten näher und packte
Charlotte beim Arm. „Ich gehe nicht mit ihm. Zwing mich nicht dazu!“
„Lydia“,
sagte Rafe in solch strengen Ton, dass selbst Charlotte ihn völlig verblüfft
ansah. „Tu, was Charlotte sagt. Auf der Stelle. Keine Widerrede.“
„Aber ...
aber Nicole! Was ist denn mit ihr?“
„Wir werden
sie finden“, erklärte er fest. „Tanner, danke für deine Hilfe.“
„Nichts zu
danken“,
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