Kasey Michaels
je, ich mache
es schon wieder. Plappern. Wie auch immer, Tanner ist so ehrenhaft, was es
natürlich lästig macht.“
„Wieso
das?“, fragte Lydia, obwohl sie es zu wissen glaubte.
„Na, weil
er dem Wunsch seines Vaters entsprechen wird. Er wird mich heiraten.
Letztendlich. Und ich wünsche so sehr, er täte es nicht.“
Lydias Herz
machte einen betrüblich enthüllenden kleinen Sprung. „Sie wollen nicht? Das ist
...“
„Guten
Abend, meine wunderschönen Damen. Darf ich sagen, dass Sie einen reizenden
Anblick bieten? Eine der dunkle, die andere der lichte Typus und beide ein Festmahl
für das Auge. Ich bin überwältigt.“
Jasmine
kicherte nervös, schlug den Fächer auf, der an ihrem Handgelenk hing, und
wedelte damit heftig vor ihrem Gesicht herum, ehe sie sich Mrs Shandy zuwandte,
als ob sie zeigen wollte, dass sie bei der Unterhaltung zwischen dem Gentleman
und ihrer neuen Freundin nicht benötigt werde.
Höflich
wandte Lydia sich Baron Justin Wilde zu, der vor ihr eine höchst elegante
Verbeugung vollführte. Sie lächelte. Man konnte gar nicht anders, als das
Lächeln dieses Mannes zu erwidern, selbst wenn er, wie gerade, zu einem sehr
unpassenden Zeitpunkt erschien, nämlich als Jasmine eben ihren Missmut über
eine Heirat mit Tanner verkündet hatte. „Gut gesprochen, Sir; jede Dame muss
glauben, dass ihr gerade ein himmlisches Kompliment gemacht wurde, wohingegen
Sie in Wirklichkeit allen Frauen zutiefst misstrauen. Und besonders denen, die
Sie für reizvoll halten.“
Beschwörend
drückte er eine Hand auf seine makellos weiße Weste. „Ah, ich bin zutiefst
verwundet! Mein Freund Tanner hat Geschichten aus unserer Jugend ausgeplaudert,
nehme ich an?“
„Nichts zu
Arges, Sir. Aber ich erinnere mich an unser Gespräch vom Nachmittag. Hätte ich
seitdem meinen Moliěre noch einmal studieren sollen? Werden Sie mich
erneut abfragen?“
„Dafür
entschuldige ich mich tausend Mal, Lady Lydia. Sie und Tanner waren die Ersten,
die ich seit meiner Rückkehr an den Schauplatz meiner Schande anzusprechen
wagte. Nein, das war geschwindelt. Im Park wurde ich genau genommen schon von
zwei Personen angehalten; ein Herr, der erklärte, dass die feine Gesellschaft
einem Mörder nie vergebe, und eine Dame, die mir anvertraute, ihr Gemahl werde
für eine Woche auf dem Land weilen. Sie hofft, sagte sie, dass ich noch weiß,
wo sie wohnt. Alles in allem keine vielversprechende Heimkehr, meinen Sie
nicht auch? Daher waren meine Gefühle, fürchte ich, zu aufgewühlt, um ein
angenehmer Gesellschafter zu sein.“
„Ich nehme
Ihre Entschuldigung an, Sir, aber diese Erklärung war wirklich nicht notwendig.
Allerdings frage ich mich, wie Sie, da Sie gerade erst frisch auf englischem
Boden angekommen sind, eine Einladung zu diesem Ball erlangen konnten?“
Er neigte
sich zu ihr, und in seinen bemerkenswerten Augen blitzte der Schalk, als er
erklärte: „Sehr einfach, meine Liebe, ich wusste noch, wo die Dame wohnt.
Sicherlich ein Opfergang, doch der Sache wert, fand ich, da er mir ermöglichte,
Sie wiederzusehen.“
Lydia
spürte, wie ihr_ die Röte in die Wangen stieg, und war froh, Sarahs Vorschlag,
Rouge aufzulegen, abgelehnt zu haben, sonst hätte sie nun bestimmt wie eine
angemalte Puppe ausgesehen. „So etwas sollten Sie nicht sagen.“
„Ah, aber
ich sage so etwas immer. Unverschämt zu sein ist Teil meines
Charmes. Nun sagen Sie mir, dass mein Opfer nicht vergebens war, und
dass auf Ihrer Tanzkarte noch Platz ist.“
„Reichlich,
Sir, wie Sie sehen können.“ Sie hob die Karte, die ihr beim Eintritt in
den Ballsaal von einem Lakaien überreicht worden war.
„Gibt es in
London nur Dummköpfe?“ Schnell nahm er ihr die Karte ab und
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