Kasey Michaels
Und dafür
kämpfte auch Fitz. Bonaparte in seinem Ehrgeiz bedrohte England, was heißt,
auch alle Bewohner. Warum so viele Franzosen für seine Sache kämpften, weiß ich
nicht, aber ich weiß, warum wir ihn nicht nach Britannien einmarschieren lassen
durften. Fitz starb, weil er glaubte, auch dich zu beschützen. Du machst ihn
schlecht, wenn du das nicht von ihm glauben willst. Er war ein guter Soldat,
der für eine gute Sache kämpfte, in einem Krieg, den er nicht begonnen hatte.
Lass seinen Tod nicht vergebens sein.“
Lydia hob
eine Hand vor den Mund, um ein Schluchzen zurückzuhalten. „Bitte verzeihen Sie
mir. Ich war so ... so beschränkt. Ich sah nur meinen eigenen Schmerz.
Natürlich hat der Captain sein Leben nicht vergebens geopfert. Aber als er nach
Brüssel aufbrach, war ... war ich so wütend auf ihn, und bin es vielleicht
immer noch. Das war ungerecht, nicht wahr?“
„Es war
erklärlich. Wusste er von ihrem Zorn?“
„Nein.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen, bis jetzt.
Ich hätte schon viel eher mit Ihnen reden sollen, Tanner. Doch ich schämte mich
so sehr für meine Gefühle. Deshalb, denke ich, fiel es mir auch so schwer, ihn
loszulassen. Ich war so entsetzt über mich selbst. Ich danke Ihnen.“
Er wehrte
nicht ab, das fand er unpassend, stattdessen fragte er sie
etwas, das ihn schon lange beschäftigte. „Sie nennen ihn fast nie Fitz. Warum
das?“
Einen
Moment runzelte sie die Stirn. „Doch, in Gedanken manchmal, aber er war immer
nur der Captain und ich Lady Lydia. Wenn ich jetzt an die wenigen gemeinsamen
Monate zurückdenke, ist mir klar, dass wir irgendwie ... umeinander herumtanzten.
Beide wagten wir nicht, unsere Herzen zu öffnen. Wir dachten, dafür hätten wir
noch Zeit genug. Er meinte, ich brauchte noch Zeit, erwachsen zu werden. Aber
ich denke, wir wussten beide, wie es bei seiner Rückkehr sein würde.“ Sie
lächelte versonnen. „Einmal, in seinem letzten Brief, nannte er mich ‚meine
liebste Lyddie’. Es war der, den Sie mir brachten, erinnern Sie sich?“
Und wie er
sich erinnerte. „Behüte sie an meiner Statt, Tanner. Sie ist so jung, so
sanft und rein. Sie wird es nicht verstehen. Versprich mir hoch und heilig,
nimm dich meiner Lyddie an. Hilf ihr, mich zu vergessen. Sie braucht einen
guten Mann. Du hast ein gutes Herz, und das braucht sie. Versprich es mir,
Tanner, lass mich nicht so sterben.“
„Wer
stirbt denn hier, du irischer Schurke! Du wirst auf eigenen Füßen zu deiner
Lyddie heimkehren ...“
„Lüg
mich nicht an. Meine Reise endet hier. Deshalb hör zu. Man muss sie lieben,
glaub mir. Sei gut zu ihr, Tanner, sie braucht Liebe. Gib mir deine Hand, schau
mir in die Augen, los ... und nun versprich es. Ich gebe sie dir, ich gebe sie
in deine Hut, meine Lyddie...“
Am liebsten
hätte er ihr das alles erzählt, wollte ihr sagen, dass er Fitz dieses
Versprechen gegeben hatte, um ihm das Sterben leichter zu machen. Aber vor
allem wollte er ihr sagen, dass er dieses Versprechen nie als Last empfunden
hatte. Nie. Kaum dass er sie damals an jenem schrecklichen Tag erblickt hatte,
kaum dass er sie in seinen Armen gehalten, ihren herzzerreißenden Schmerz
gesehen hatte, den zu lindern er vergebens versuchte, war es ihm klar gewesen.
Schon damals hatte er sie nie wieder loslassen wollen. Genau wie heute ...
Nur war
dies nicht der richtige Zeitpunkt. Und nicht der richtige Ort. Und in Malvern
würden Jasmine und ihr Vater allgegenwärtig sein ... und seine Konkurrenz, über
die er zuvor Rafe gegenüber so lässig geredet hatte. Wenn er gewusst hätte,
dass diese Konkurrenz in Gestalt Justin Wildes auftreten würde, wäre er dann
auch so zuversichtlich, seiner selbst so sicher gewesen? Nein, eindeutig
nicht.
Doch nur
indem er Lydia nicht hemmte, indem er ihr Zeit gab,
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