Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Agenten und ihr. Uwe erwähnte die Zahlen aus Charlotte Olbinghaus’ unvollständigem Artikel und hörte Misstrauen in Judys Stimme, als sie sich erkundigte, woher er sie habe. Aber sie bestätigte nichts. Uwe merkte es sich. Er fragte nach der Galerie, in der Berlich sie untergebracht hatte. »Hagedorn«, sagte Judy. Obere Liga, nicht ganz oben, aber immerhin.
»Das war alles, was Frau Olbinghaus interessiert hat? Die Konditionen Ihres Vertrages?«
Judy antworte nicht sofort. Dann fragte sie: »Olbinghaus? Hat die irgendwas mit der gleichnamigen Galerie zu tun? Stefan hat zuerst versucht, mich dort unterzubringen.«
»Sie ist mit dem Inhaber verheiratet.«
»Warum hat sie das nicht erwähnt?«, fragte Judy erstaunt. »Sie hat gesagt, sie würde für dieses Schmierblatt arbeiten.«
»Das ist richtig«, sagte Uwe. »Ein Mensch kann verheiratet sein und gleichzeitig arbeiten. Und sich in Luft auflösen. Das ist der Punkt.«
»Oh!«
Uwe genoss ihre Verwirrung. Er wartete einige Sekunden, ehe er sagte: »Sie meinten eben, Herr Berlich hätte in der Galerie Olbinghaus für Sie angeklopft?«
»Ja. Aber der Inhaber wollte nicht. Hat das Verschwinden seiner Frau etwas mit Stefan zu tun?«
Uwe wurde hellhörig. Es war nur ein federleichter Nuancenwechsel in ihrer Stimme, aber er war ihm nicht entgangen. »Das versuchen wir gerade herauszufinden. Vielleicht bringt es uns weiter, wenn Sie mir erzählen, worum es in dem Gespräch noch so ging.«
»Hauptsächlich um den Vertrag.«
»War Frau Olbinghaus ärgerlich, als Sie nicht darüber reden wollten?«
»Weiß ich nicht. Kaum, denn wir haben noch ein bisschen geplaudert. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie über Stefan ziemlich gut Bescheid wusste. Sogar über seine Verflossenen. Sie fand die Karuleit genauso behämmert wie ich. Aber als sie dann anfing, um die Ecke zu fragen, wie nah ich Stefan stehen würde, wurde es mir zu bunt, und ich hab aufgelegt.«
Ein helles Mädchen, dachte Uwe. Er beschloss, sich gegebenenfalls mal eine ihrer Ausstellungen anzusehen.
»Gut. Bleiben Sie jetzt ruhig!«, sagte er. »Im Gegensatz zu Frau Olbinghaus muss ich das fragen: Hatten Sie außer dem geschäftlichen auch ein privates Verhältnis zu Ihrem Förderer und Agenten?«
Die Antwort war ruhig und lautete ja. Judy schob nicht mal das erwartete »Warum« hinterher.
»Und was für eins ist es jetzt?«
Sie zögerte kurz. »Wenn er in der Nähe ist, kommt er vorbei. Das ist so ein-, zweimal im Jahr. Stefan hat mir damals, nach der Ausstellung, geraten, aus Berlin wegzuziehen. Er hatte Angst, dass das dichte Treiben der Künstler in der Großstadt, das Gerangel um Stipendien und Ausstellungsfläche, mich auf Dauer kaputtmachen würde. Wahrscheinlich hatte er recht. Hier in Hettstedt bin ich ein Star.« Sie lachte leise. »Na ja. Ich hatte einen längerfristigen Auftrag nach der Ausstellung. Ich brauchte wirklich ein bisschen Platz und Ruhe. Nur war Stefan damit plötzlich sehr weit weg.«
Uwe räusperte sich. »Aber Sie wissen schon, dass er verheiratet ist?«
»Mit dieser Kunstlehrerin? Ja. Ich hab mal ein paar Stunden bei ihr genommen. Und ich hab ihr ihre Krankheit gar nicht angemerkt.«
Krankheit? Für Uwe bekam Stefan Berlich immer mehr Ähnlichkeit mit einem Adventskalender. In kurzen Intervallen öffneten sich Türchen und brachten jedes Mal etwas Neues zum Vorschein.
»Was hat sie denn?«
»Multiple Sklerose.«
Holla! »Und sie arbeitet noch?«
»Keine Ahnung. Wenn Stefan mal kommt, haben wir anderes zu tun, als uns über den Gesundheitszustand seiner Frau zu unterhalten.«
»Und Sie, haben Sie einen Partner?«, fragte er. »Ich meine, neben Stefan Berlich.«
Wieder dieses trockene Lachen.
»Waren Sie schon mal in Hettstedt? Von den hundert Männern, die hier heranwachsen, suchen sechzig das Weite, sobald sie das heiratsfähige Alter auch nur von Ferne erblicken, dreißig heiraten ihre Nachbarin, und der Rest ist entweder entwicklungsgestört oder kennt nur den Weg vom Sofa zur Getränkeabteilung bei >Spar<. Sagen Sie mir, wo ich hier einen Freund finden soll.«
Liebermann hörte sich den Bericht seines Stellvertreters im Auto an.
Je länger Uwe erzählte, desto mehr Bewunderung rang Berlichs Kaltschnäuzigkeit ihm ab.
»Schlau eingefädelt!«, bemerkte er, als Uwe mit Judys Schlusssatz endete.
»Er beendet seine Affären nicht einfach, wenn die Damen ihren Obolus an ihn entrichtet haben. Er verfrachtet sie auf irgendein männerloses Kaff, besorgt um ihre
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