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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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größer wurde, stellte sich als etwas ganz anderes heraus. Inzwischen war seine künstliche Natur überdeutlich geworden. Noch immer schien es gemächlich und nahezu herrschaftlich durch unergründliche Dimensionstiefen zu treiben. Pausenlos wechselte es die Form, kamen bis dato ungesehene Facetten zum Vorschein. Türme, Bögen, gotisch anmutendes Strebewerk – all das erschien und verschwand wieder. Sich windende Kanten schienen von selbst zu entstehen, wurden zu rechten Winkeln und sofort darauf zu Formen, die das Auge faszinierten, auch wenn der Verstand sie nicht zu erfassen wusste.
    Die Ehrfurcht, die Vaughn beim Betrachten der holografischen Wiedergabe des Objektes befallen hatte, kehrte zehnfach verstärkt zurück, und obwohl es eigentlich nicht seine Art war, fragte er sich, ob er sich nicht gerade einem der ewig unerklärlich bleibenden Rätsel des Universums gegenübersah. Er entsann sich des friedlichen Todestraums, den er gehabt hatte, nachdem er ein flüssiges linellianisches Bildnis berührte. Obwohl acht Jahrzehnte vergangen waren, hatte die Erinnerung nichts von ihrer Unmittelbarkeit eingebüßt. Der Anblick des Objekts dort draußen ließ Vaughn auch an die Offenbarung denken, die ihm der Drehkörper der Erinnerung bereitet hatte, vor wenigen Monaten auf dem Wrack des cardassianischen Frachters Kamal . Dieses Erlebnis hatte Vaughns Leben nachhaltig verändert, ihn nach Deep Space 9 geführt, auf die Defiant … und schließlich hierher, an die Grenze des menschlichen Erfahrungshorizonts. Angesichts des seltsamen Dings musste er auch an seinen kürzlich erfolgten Abstecher in die Welt des Gedankenraum-Wesens nachdenken. Es hatte ihn gezwungen, sich den vielen Fehlern zu stellen, die er als Prynn Tenmeis abwesender Vater begangen hatte. Knapp achtzig Jahre war Elias Vaughn bereits im Dienst der Sternenflotte, und wenn ihn diese Zeit eins gelehrt hatte, dann, dass manche Rätsel dem Menschen wohl auf ewig verschlossen blieben.
    Je näher die Defiant dem Objekt gekommen war, desto voller war es auf der Brücke geworden. Als sich Vaughn nun umsah, erkannte er Shar, Merimark, Gordimer und sogar die Wissenschaftsexperten T’rb und Kurt Hunter als Neuzugänge. Wie Bowers standen auch sie reglos da und starrten mit großen Augen auf den geometrischen Widerspruch, der langsam über den Monitor rollte. Ein Konglomerat aus Formen, betrachtet durch ein sich träge drehendes Kaleidoskop.
    Doch bei aller Ehrfurcht mischte sich auch Vorsicht in Vaughns erste Eindrücke. Er kam nicht umhin, sich Bowers’ Bericht zu entsinnen: Sacagawea brachte dem uralten Objekt, das der gesamten Brückenbesatzung den Atem raubte, offensichtlich gemischte Gefühle entgegen.
    Kathedrale. Oder Anathema.
    Neue Entschlossenheit stieg in ihm auf. Kathedrale, Anathema – was es auch war, er würde ihm auf den Grund gehen. Dieses Objekt war seine einzige Hoffnung, das ungeschehen zu machen, was immer seinen Ersten Offizier, seinen leitenden Mediziner und seinen Chefingenieur befallen hatte.
    Seine Freunde.
    Vaughn sah, dass Tenmei bereits einige hochauflösende Scans des Objektinneren eingeleitet hatte. »Haben Sie Erfolg, Ensign?«
    »Negativ, Sir. Ich dringe nicht durch.«
    »Dann werden wir uns anstrengen müssen. Schalten Sie vom passiven auf aktiven Modus um.« Er wandte sich zu Shar und T’rb, die bereits eifrig an zwei Konsolen im oberen Brückenbereich arbeiteten. »Sobald unsere Sensoren den Hauch einer Aktivität im Inneren dieses Dings registrieren, will ich informiert werden.«
    »Die Standardsensoren bringen uns nicht weiter«, sagte T’rb. »Es ist fast, als wäre dort gar nichts.«
    Vaughn lächelte. T’rbs aus Frust geborener Kommentar war nahezu buchstäblich zutreffend, schließlich befand sich der Großteil der Masse des seltsamen Objektes außerhalb des Normalraums.
    »Ich registriere eine Graviton-Absorbierungssignatur«, meldete Shar. Er klang beinahe triumphierend, als hätte er soeben eine lang gehegte Theorie bewiesen. »Demnach sammelt das Objekt energetische Partikel und überführt sie in höherdimensionale Räume.«
    »Positronentomografie?«, schlug T’rb vor.
    »Läuft bereits.« Shar stutzte. Seine Antennen und seine grauen Augen schienen gemeinsam ein Loch in seinen Monitor brennen zu wollen. »Da«, sagte er schließlich. »Ich erkenne einen Hohlraum im Inneren des Objektes.«
    Sofort verknüpften T’rb und Tenmei ihre Anzeigen mit Shars. Nickend bestätigten sie dessen Entdeckung.
    Doch etwas

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