Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
Ökonomie«, sagte Owen leise. »Die einfachste Erklärung ist meistens die richtige. Stellen Sie sich doch nur einmal vor, welchen Aufwand wir betreiben müssten, um Ihnen das hier alles so ausgeklügelt vorzugaukeln. Und was hätten wir davon?«
»Erklärt es nicht auch eine ganze Menge?«, fragte Rod. »Erleichtert es Sie nicht auch zu wissen, dass Sie sich alle diese Dinge nicht bloß eingebildet haben? Sie sind keineswegs dabei, den Verstand zu verlieren. Sie arbeiten auch nicht zu viel. Sie sehen lediglich eine Realität, die wir anderen Menschen nicht enthüllen.«
»Eigentlich unglaublich, dass ich so lange gebraucht habe, um es zu merken«, sagte Ethan und lachte nervös auf. »Was eine Menge über meine Beobachtungsgabe aussagt.« Er holte tief Luft und umklammerte die Tischkante so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. »In Ordnung, ich glaube Ihnen. Zumindest so lange, bis ich einen guten Grund finde, es nicht mehr zu tun. Die Magie ist real, aber bei mir kann sie nichts ausrichten, und das ist der Grund, weshalb ich Dinge sehe, die ich eigentlich nicht sehen sollte. Auf eine seltsame Art ergibt das tatsächlich einen Sinn. Aber Katie erwähnte auch ein Problem, bei dem Sie eventuell meine Hilfe benötigen?«
Owen beugte sich vor und faltete seine Hände. »Ja, ein ehemaliger Angestellter unserer Firma hat ein eigenes Unternehmen gegründet und macht uns jetzt Konkurrenz. Normalerweise würde uns das keine großen Probleme bereiten, aber in dem Fall ist es äußerst gefährlich. Wir sorgen stets sehr gewissenhaft dafür, dass unsere Zauberformeln nicht zum Schaden anderer eingesetzt werden können. Doch er verkauft Formeln, die extra dazu gemacht sind, anderen zu schaden. Deshalb sind wir sehr besorgt, die Welt könnte bald dunklen magischen Kräften ausgeliefert sein, sollte er Erfolg haben. Kräften, die wir bereits seit Generationen zu unterdrücken suchen.«
»Und die Produkte, die er auf den Markt bringt, basieren auf der Arbeit, die er als Angestellter dieser Firma geleistet hat?«
Owen nickte. »Er gehörte zu meiner Abteilung in der Theoretischen Magie. Dort studieren wir altertümliche Texte und durchsuchen sie nach Formeln, die man aufarbeiten und für heute nutzbar machen könnte. Er stieß dabei auf einige Formeln, die von dunklerer Natur waren als die, mit denen wir normalerweise umgehen. Er arbeitete daran, praktische Anwendungsmöglichkeiten für sie zu entwickeln, doch als er sie dem Ausschuss als potenzielle neue Produkte vorstellte, wurde er abgewiesen. Als wir dann herausfanden, dass er trotzdem weiter an diesen Projekten arbeitete, setzten wir ihn auf die Straße.«
»Hat er denn tatsächlich während seiner Arbeitszeit an diesen Projekten gefeilt und dazu Mittel der Firma in Anspruch genommen?«
»Ja. Seine gesamte Arbeit fußte auf einer alten Schrift mit Zaubersprüchen, die sich in unserem Besitz befindet.«
»Aber könnte er sich diese Informationen nicht auch auf anderem Wege besorgt haben?«
Owen schüttelte den Kopf. »Wir haben die einzige existierende Ausgabe dieses Buches.«
»Reicht das für eine Klage aus?«, fragte ich.
»Schwer zu sagen. Dazu habe ich noch zu wenige Informationen«, erwiderte Ethan. »Ich müsste mir das alles erst ein bisschen genauer ansehen. Aber besonders eindeutig scheint der Fall nicht zu sein. Die Tatsache, dass Ihre Firma die kommerzielle Nutzung seiner Arbeit ablehnte, als sie die Möglichkeit hatte, sie zu verwerten, könnte sich ungünstig auswirken. Andererseits hat er ja mit Mitteln Ihrer Firma gearbeitet. Die Beurteilung des Falls liegt wohl letztlich bei einem Richter oder einer Jury. Doch das heißt nicht, dass wir nicht aktiv werden können. Manchmal erzielt man schon ein positives Ergebnis, einfach indem man einen gut formulierten Brief verschickt. Viele Leute machen schon einen Rückzieher, wenn sie nur den Briefkopf sehen.«
»Könnten Sie so einen Brief aufsetzen?«, fragte Merlin.
»Damit verbringe ich einen Großteil meines Lebens.«
»Also sind Sie bereit, diesen Fall zu übernehmen?«
Zum ersten Mal an diesem Tag zeigte sich ein Lächeln auf Ethans Gesicht. »Wie könnte ich ihn mir entgehen lassen? So faszinierend, wie er ist.«
»Aber du bekommst deswegen keine Schwierigkeiten in deiner Firma, oder?«, wollte ich wissen.
»Ich habe meine eigene Kanzlei. Wenn ich einen Fall übernehmen will, dann gehört er mir.«
Merlin sah extrem zufrieden aus. »Sehr schön. Über das Honorar können Sie sich mit Mr.
Weitere Kostenlose Bücher