Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
haben.«
»Ich nehme an, er hat sich unsichtbar gemacht.«
»Wir hatten also Glück, dass Sie in dem Moment da waren. Wir brauchen nicht besonders häufig Verifizierer in der Forschungsabteilung. Aber ich glaube, wir sollten anfangen, Immune in unseren Wachdienst zu integrieren, um uns für künftige Einbrüche zu wappnen.«
»Wer ist eigentlich dieser Idris?«, fragte ich.
Er setzte sich neben mich aufs Sofa und faltete seine Hände über den Knien zusammen. »Ich hab diesen Herrn noch nie getroffen. Aber wegen ihm haben sie mich zurückgeholt. Nach allem, was ich weiß, hat er früher in Owens Abteilung gearbeitet. Er war ziemlich brillant, aber unter ethischen Gesichtspunkten zweifelhaft. Er hat einige alte Zauberformeln aus früheren Zeiten wieder ausgegraben und an ihrer Modernisierung gearbeitet. Doch es waren dunkle Zaubersprüche, Formeln, die dazu verwendet wurden, anderen Schaden zuzufügen. So etwas ist bei uns nicht erlaubt, und wir würden gewiss niemals Formeln verkaufen, die dazu geschaffen wurden, anderen zu schaden. Er hat mit diesen Formeln jedoch unerlaubte Tests durchgeführt und wurde deshalb entlassen. Dann erfuhren wir, dass er seine Arbeit auf eigene Faust fortführt, und zwar mit der Absicht, die magische Gemeinschaft mit gefährlichen Zauberformeln zu versorgen. Dies stellt eine der größten Bedrohungen dar, vor die wir seit Jahrhunderten gestellt wurden. Und aus diesem Grund betrachtete der Vorstand es als angemessen, mich zurückzuholen, damit ich etwas dagegen unternehme.«
»Glauben Sie denn wirklich, dass er ernsthafte Probleme herbeiführen könnte?«
»Das wissen wir nicht. Unsere Leute sind schon lange nicht mehr auf eine solche Probe gestellt worden, obwohl es immer mal wieder Probleme gegeben hat. Ich würde denken, dass die meisten seine Zauberformeln links liegen lassen, weil sie sie gar nicht brauchen. Aber es ist auch möglich, dass die weniger edlen Elemente der Gemeinschaft sich durch ihn zu mehr Dreistigkeit ermutigt fühlen. Dies ist ein potenzielles Problem, das wir beim letzten Mal, als wir solch eine Probe bestehen mussten, nicht zur Ganze bereinigen konnten. Unsere Leute haben die Anführer der Gegenbewegung damals entmachtet, aber ihre widerspenstigsten Elemente treiben weiterhin ihr Unwesen. Ich fürchte, dieses Mal könnte ein kompromissloser Krieg innerhalb der magischen Welt die Folge sein.«
Mir lief ein Schauer über den Rücken, und ich versuchte, den Kloß herunterzuschlucken, der sich in meinem Hals gebildet hatte. Wenn sie dazu dienen sollte, einen größeren Krieg innerhalb der magischen Welt zu verhindern, erschien mir meine kleine Marketingidee plötzlich schrecklich mickrig. Wenn Marketing der Schlüssel zur Rettung der Welt war, steckten wir angesichts der Nieten, mit denen ich auf diesem Gebiet bislang zusammengearbeitet hatte, in großen Schwierigkeiten. Vor meinem geistigen Auge sah ich Mimi in einem BH aus Messing und einem gehörnten Helm, wie sie die randalierenden Horden in Schach zu halten versuchte, indem sie sie mit Broschüren bewarf. Nein, das würde niemals funktionieren. Ich sagte mir, dass ich ja bloß Zeit zu gewinnen versuchte, damit Owen und seine Leute einen Weg finden konnten, gegen diese bösartigen Zauberformeln anzugehen. Niemand verlangte von mir, dass ich die Welt rettete.
Merlin drückte meine Hand. »Wir können uns glücklich schätzen, Sie bei uns zu haben«, sagte er. »Vielleicht ist es Ihre Idee, die uns rettet.« Na super.
Ich unterdrückte ein Stöhnen. »Ich hoffe, es funktioniert. Ich habe noch nie eine ganze Marketingkampagne geleitet. Ich war immer bloß die Assistentin.« Die Kampagnen, mit denen ich zu tun gehabt hatte, waren nicht mal besonders gut gewesen. Dass ich so wenig über die magische Gemeinschaft wusste, war ebenfalls nicht gerade von Vorteil. Verfügten sie über eigene Medien? Auf welchem Weg empfingen sie ihre Magie-Nachrichten? Sie waren ganz gewiss durch ein dichtes Kommunikationsnetz untereinander verbunden – aber wurden die Informationen mündlich weitergegeben oder gab es noch andere Wege der Verbreitung? Ich würde Mr. Hartwell eine Menge Fragen stellen müssen, denn ich bezweifelte, dass Merlin die beste Informationsquelle über das moderne magische Leben darstellte. Wahrscheinlich fühlte er sich hier ebenso verloren wie ich.
»Sie kriegen das hin«, versicherte Merlin mir. Dabei hatte er dieselbe unheimliche Zuversicht im Blick, die ich von Owen kannte. Also versuchte er
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