Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
helfen.
Oder doch? Ich kannte mich ganz gut aus in geschäftlichen Dingen. Das hier schien nicht nur ein magisches, sondern ebenso ein unternehmerisches Problem zu sein. Obwohl diese Firma hier von einer anderen Welt zu sein schien, erinnerte mich diese Situation im Großen und Ganzen an eine, die ich in meiner Zeit in der Agrarhandlung mal erlebt hatte. Unsere Familie führte diesen Betrieb schon seit last einem Jahrhundert, so lange, wie es die Stadt drum herum gab. Wir belieferten nicht nur die gegenwärtige Generation von Landwirten und Ranchern, sondern auch schon deren Väter und Großväter waren unsere Kunden gewesen. Da eröffnete vor ein paar Jahren plötzlich in der Nähe eine Niederlassung einer landesweiten Handelskette und bot alles zu niedrigeren Preisen an. Die Landwirtschaft ist ein Geschäft mit einer geringen Gewinnspanne, sodass diese niedrigen Preise für alle unsere Kunden eine Versuchung darstellten. Wir mussten sie also daran erinnern, warum sie all die Jahre zu uns gekommen waren und warum dieser neue Laden nicht dasselbe war.
Vorsichtig setzte ich mich auf, hielt den Umschlag an meinem Kopf fest und wartete, bis ich den Raum vor mir wieder klar sah. Dann sagte ich: »Ich habe den Eindruck, Ihr Hauptproblem besteht darin, dass Sie Konkurrenz bekommen haben, ganz unabhängig davon, was diese Konkurrenz anbietet. Zwingen Sie ihn dazu, mit Ihnen auf Augenhöhe zu konkurrieren, dann können Sie die negativen Auswirkungen, die seine Existenz vielleicht für Sie mit sich bringt, verringern.«
Alle Männer im Raum drehten sich zu mir um, und ich wurde plötzlich sehr verlegen. Vielleicht hätte ich besser den Mund gehalten und mich weiter tot gestellt, aber jetzt war es zu spät für diese Erkenntnis. Also redete ich schnell weiter, solange sie noch zu verblüfft waren, um irgendetwas zu sagen. »Ich bin über Ihre Lage nicht wirklich im Bilde, also kann es auch sein, dass ich falsch liege, aber nach dem zu urteilen, was Sie gesagt haben, hat einer Ihrer ehemaligen Angestellten ein eigenes Unternehmen gegründet und bietet jetzt einige weniger freundliche Varianten Ihrer Produkte an.«
»Das fasst die Situation knapp und präzise zusammen, Katie«, sagte Merlin.
»Okay, gut. Danke. Na ja, und bis Sie eine Möglichkeit gefunden haben, die unangenehmen Auswirkungen dessen, was er tut, einzudämmen, sollten Sie meiner Ansicht nach dafür sorgen, dass die Leute Ihre Formeln den seinen vorziehen.«
Sie sahen sich alle an und nickten. Merlin und Owen lächelten. »Und wie stellen wir das an?«, fragte einer von den anderen.
»Haben Sie es schon mal mit Marketing versucht?« Die meisten von ihnen sahen mich verständnislos an, doch einer der Männer grinste.
»Marketing dient im Grunde dazu, die Leute darüber zu informieren, was man im Angebot hat, und diese Produkte zu den passenden Leuten zu bringen«, sagte er.
Merlin guckte noch immer verständnislos, aber er war ja auch neu in diesem Jahrhundert. »Sie haben doch sicher schon mal Werbung gesehen«, sagte ich. »Haben Sie schon mal ferngesehen?«
Die Mienen um den Tisch hellten sich auf, und ich sah, dass ihnen allmählich etwas dämmerte. »Diese Werbefilme erklären Ihnen, warum es besser für Sie ist, dieses Auto oder Shampoo oder Deo zu kaufen als andere Sorten. Die Werbung richtet sich nach Marktumfragen, in denen sondiert wird, wie ein spezieller Kundenkreis beschaffen ist – was diese Leute brauchen, was sie für Probleme haben, was sie bevorzugen. Wenn man das weiß, gestaltet man eine Werbekampagne, die genau diese Dinge abruft und den Kunden das Gefühl gibt, dass man genau das verkauft, was sie brauchen, dass man ihre Probleme löst und dass man der Einzige ist, der das kann.«
»Also sagen wir unseren Kunden, warum sie unsere Zauberformeln kaufen sollen?«, fragte Merlin. Er schaute wie ein kleines Kind, das gerade herausgefunden hat, wie die Multiplikationstabelle funktioniert, und es nicht erwarten kann, alle möglichen Zahlen miteinander zu multiplizieren. Wenn ich nicht aufpasste, würde MMI bald eine Werbung beim Super Bowl schalten.
»Genau! Sie sollten sich nicht direkt hinstellen und Ihren Konkurrent öffentlich verteufeln, aber Sie sollten den Leuten erklären, warum das, was Sie verkaufen, das Beste für sie bereithält.«
»Wenn wir seinen Umsatz empfindlich schmälern können und es ihm erschweren, seine Formeln auf den Markt zu werfen, sichert uns das vielleicht genug Zeit, um eine Gegenformel zu finden«, dachte
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