Katzen, Killer und Kakteen
summte leise vor sich hin und streichelte Mycrofts Rücken, während sie mit einer kleinen Schere ein bißchen Fell von seinen Pfoten wegschnitt, das so aussah, als sei es mit Blut bedeckt. Andy stand daneben und hielt ihr eine kleine Plastiktüte hin. Sie ließ das abgeschnittene Fell hineinfallen, und Andy verschloß den Beutel. Anschließend zupfte Penelope Fetzen von etwas, das aussah wie Haut, zwischen Mycrofts Ballen und Krallen hervor und verstaute es ebenfalls in einer kleinen Tüte.
»Mein Gott, Penny, was ist passiert? Bist du in Ordnung?«
»Wir waren nicht hier. Mycroft…«
»Dutchs Piepser ging los und du warst es. Wir sind so schnell wie möglich hergekommen.«
»Hier, John.«
»Was ist das?« Er nahm die Tüten und hielt sie ans Licht.
»Beweismittel«, antwortete Penelope. »Ich glaube, Mycroft hat Herb Fletcher angegriffen und ist beinah erschossen worden. Er ist durch das Küchenfenster eingestiegen.«
»Fletcher?«
»Er ist der Mörder.« Penelope erzählte ihm von ihrer Entdeckung im Kino. »Es ist ein sehr langer Film«, sagte sie, »und wir haben nicht mal das Ende gesehen. Er hatte Zeit genug, Louise umzubringen und zurückzufahren. Bei Freda war es sogar noch einfacher. Sie hat ihn geliebt und wahrscheinlich alles getan, worum er sie gebeten hat. Er hat sie einfach angerufen und zum Berg bestellt. Wham, bham, auf Wiedersehen, Ma’am. Er hat Alyce benutzt, um den Verdacht von sich abzulenken. Das paßt alles ganz genau zusammen. Abgesehen von einer Sache.«
»Das sind alles nur Indizien«, sagte Fowler ruhig.
Penelope blickte sich im Raum um, als habe sie seine Worte gar nicht gehört. »Hier muß etwas sein, was er unbedingt haben will. Zuerst hat er gedacht, es wäre in Fredas Maklerbüro. Jetzt glaubt er, es sei hier. ›Suchen Sie nach der Höhle. Suchen Sie nach dem Knoten.‹«
»Sie wissen nicht, ob es Fletcher war.«
»Doch, das weiß ich. Mycroft weiß es auch.«
»Sie sind kein Augenzeuge und Mycroft kann nicht aussagen. Er muß von einer Jury seinesgleichen verurteilt werden. Katzen sind in der Jury nicht zugelassen.«
»Das sollten sie aber.«
»Penelope, ich weiß, wie viel Ihnen das bedeutet. Ich will den Killer auch finden, aber das ist kein Beweis für einen Mord.«
»Verhaften Sie ihn, John.«
»Wegen was denn? Weil er mit einem Kater aneinandergeraten ist?«
»Er ist nicht mit Mycroft aneinandergeraten, er hat versucht, ihn umzubringen. Es verstößt doch wohl gegen das Gesetz, ein Haustier umzubringen.«
Ein plötzlich sehr müde wirkender Polizeichef blickte von Penelope zu Stormy, zu Andy und zu Mycroft. Er seufzte schwer. »Kann ich Ihr Telefon benutzen?«
»Natürlich, John.«
Er ging zum Telefon und wählte eine Nummer. »Larry, ich will daß Sie und Willie Herbert Fletcher finden.« Fowler machte eine Pause. Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ja, ich bin hier. Schon gut, ich mache es selbst. Danke.« Er legte auf und drehte sich zu Penelope um. »Ich fahre zu Fletchers Haus rüber. Ich werde ihn bitten, mir seinen Körper zu zeigen. Er muß das nicht tun. Es besteht kein hinreichender Tatverdacht. Aber wenn er der Untersuchung freiwillig zustimmt, dann… Wir werden sehen.«
»Danke, John.«
»Ich bin so schnell wie möglich zurück.«
Stormy begleitete ihn zur Tür. »Ich fahre mit dir.«
Er schüttelte den Kopf, lächelte aber, als sie sich streckte und ihm einen Kuß auf die Wange gab. Dann war er verschwunden.
Das Warten war endlos. Fünfzehn Minuten. Jetzt war er wahrscheinlich an der Ranch von Fletcher angekommen.
Stormy wanderte im Wohnzimmer auf und ab, in dem es immer noch chaotisch aussah. Penelope legte die Sofakissen wieder an ihren Platz, setzte sich anschließend hin und trommelte mit den Fingern ungeduldig auf ihren Knien herum.
Andy schenkte Wein aus.
Dreißig Minuten. Jetzt mußte er auf dem Rückweg sein. Wenn alles glatt gelaufen war und es keinen Ärger gegeben hatte.
»Wir hätten mit ihm fahren sollen«, sagte Stormy.
Penelope schüttelte den Kopf. »Es wird schon alles gutgehen. Er hat die Straßen von Los Angeles überlebt.«
»Da hatte er es ja auch nicht mit einem Verrückten zu tun, der mit Fleischermessern durch die Gegend läuft.«
Mycroft kam heraus und legte sich auf Penelopes Schoß. Sie streichelte sein Fell, bis er eingeschlafen war. Wenigstens ging es ihm gut.
Fünfundvierzig Minuten.
»Warum dauert das so lange?« fragte Stormy. »Er müßte doch längst zurück sein.«
Eine Stunde.
»Ich ruf die
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