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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Vergangenheit nach wie vor lebendig zu sein. Nur mit diesem einen Wort schaffte Mia eine Verbindung zwischen uns, die ich kaum mehr für möglich gehalten hätte. Die Beantwortung meiner alles entscheidenden Frage wurde dadurch aber kaum einfacher. Ich grübelte noch stumm vor mich hin, als sich Mia mit einem Mal zu mir herüberbeugte und mir einen zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel gab.
    »Danke«, hauchte sie leise.
    Ihre Lippen sandten knisternde Stromstöße durch meinen ganzen Körper.
    »Wofür war der denn?«, wunderte ich mich. Ich hatte alle Mühe, nicht schon wieder die Kontrolle über den Wagen zu verlieren. »Etwa für die kleine Krötenechse?«
    Mia verdrehte theatralisch die Augen. »Natürlich nicht, du Dummkopf«, stöhnte sie. »Es war für … für alles, Thomas. Dafür, dass du trotz allem noch weiter zu mir hältst. Für dein grenzenloses Vertrauen in mich.«
    Falls sie die Absicht gehabt hatte, mich zu beschämen, so war ihr das vollauf geglückt.
    »Tja … also … ich meine …«, druckste ich mühsam herum. »Du hast schließlich mein Wort. Es war selbstverständlich für mich, dir zu helfen.«
    Sie schaute mich mit leicht gerunzelter Stirn an. »Ach ja, wirklich selbstverständlich?« Ich war in der Klemme. Auf diese skeptische Nachfrage konnte und wollte ich ihr nicht antworten. Notgedrungen umfasste ich also ihr Kinn und zog sie zu einem weiteren ausgedehnten Kuss zu mir heran. »Gar nicht so übel«, kommentierte Mia anschließend. »Für einen Fotografen gar nicht mal so übel.« Ich spürte, wie ihr Ellbogen freundschaftlich gegen meine Seite stieß. »Heeeh Mann!«, jauchzte sie plötzlich, den Kopf halb aus dem Fenster gestreckt. »Sind wir ein Team oder nicht?«
    Ihr schwarz-weiß gestreiftes T-Shirt war hochgerutscht und entblößte verführerisch ihren Bauchnabel. Da ich mich von ihrem Enthusiasmus nicht zu sehr anstecken lassen wollte, zwang ich meine Augen dazu, dem Verlauf der ›Interstate‹ zu folgen.
    »Ich denke schon«, bemerkte ich mit einem kleinen Lächeln.
    Mias Kopf zog sich augenblicklich ins Innere des Wagens zurück. »Du DENKST es? Soll das heißen, du weißt es nicht?« Ihr Stimmungsbarometer fiel deutlich um mehrere Grade.
    Ich suchte nach einer passenden Antwort; es war schwer, Mia und gleichzeitig mir selbst die eigenen Gefühle verdeutlichen zu wollen. »Ich kenne die Zukunft nicht«, begann ich vorsichtig. »Ich weiß einfach nicht, wie … oder wohin sich unsere Beziehung noch entwickeln wird. Du bist keine gewöhnliche Frau – das weißt du selbst am besten – und das macht die Sache nicht gerade einfach für mich.«
    »Und?«, hakte Mia nach.
    »Und es gibt halt Dinge, viele Dinge, die für mich nur schwer zu akzeptieren sind … Dinge, wie …«
    »Dinge wie Joy?«, beendete sie den Satz.
    Ich warf einen kurzen Blick in ihr nunmehr ernstes und besorgtes Gesicht. »Ja, aber das ist es nicht allein … es ist vieles …«
    Meine Beifahrerin drehte sich halb auf dem Sitz um. »Du zweifelst also«, schlussfolgerte sie. »In Wahrheit glaubst du nicht, dass wir zwei eine Zukunft haben, ist es nicht so? Oder zweifelst du nur an mir?«
    Ihr inquisitorisches Verhalten machte mich wütend.
    »Verdammt, ich weiß es nicht!«, fuhr ich sie an. »Ja … nein … ja … vielleicht traue ich mir ja selbst nicht. Zuweilen zweifle ich ja daran, ob ich diesen ganzen Spuk hier nicht nur träume. Vielleicht ist ja mein ganzes Leben nichts weiter als eine gut gemachte Illusion. Wer weiß? ›Zweifeln‹ ist eine vollkommen natürliche Reaktion, verstehst du? Sie ist menschlich. Warum sollte ich also ausgerechnet an dir nicht zweifeln?«
    »Weil du eben weißt, dass ich nicht menschlich bin«, sagte sie.
    Ich konnte einen skeptischen Seufzer nicht unterdrücken. »Ja, aber eben auch kein Gott. Du bist eine Inkarnation, eine Wiedergeburt, ein seltsames Zwitterwesen. Ich weiß nicht was. Und selbst wenn du Bastet, die heilige Katze wärst, sollte ich dir dann nicht gerade misstrauen? In meiner Religion glaubt man nämlich nur an einen Gott.«
    »Eine Religion, deren glühendster Anhänger du aber gerade nicht bist«, konterte sie.
    »Mag sein, aber das spielt hier keine Rolle.« Ich starrte so angestrengt auf die Straße, als liefen meine Antworten wie bei einem Teleprompter auf dem Asphalt an mir vorbei. »Was ich sagen wollte, ist, dass auch in der christlichen Religion das Zweifeln beinahe schon zur Tagesordnung gehört. Ich muss es dir eigentlich nicht erklären, zumal

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