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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegunde Artmeier
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keine Zigarette darin glimmte. Noch am Morgen hätte sie ein Schulmädchenkostüm bevorzugt. Doch jetzt trug sie genau das Richtige. Mal sehen, um wen sie die Federn schlingen würde. Wenn schon nicht um David, dann vielleicht um einen anderen. Wobei das gar nicht nötig war, sie brauchte keinen Mann zum Glücklichsein. Was sie brauchte, war Musik, Unbeschwertheit, bedingungsloses Eintauchen in das Hier und Jetzt – und so in sich selbst. Wie schön es doch sein konnte, der vertrauten Rolle zu entwischen und gleichzeitig dem eigenen Ich wieder einen Schritt näher zu kommen.
    Eine schwarz-weiße Katze, die Lilian an ein Reh erinnerte, schlich an ihr vorbei, gefolgt von einem Piraten. Der sah so richtig gefährlich aus. Die beiden kamen ihr bekannt vor. In letzter Zeit traf sie immer wieder auf Leute, die sie zu kennen glaubte. Verwundert ging sie ihnen ein paar Schritte nach, zögerte. Ein Seidenumhang hatte sie gestreift. Der Rücken eines großen Mannes, ganz in Schwarz, mit weißem Zopf, versperrte ihr die Sicht. Auch er eilte nach draußen.
    »Kommst du, Lilian?«
    Hanna und Viktor warteten an der Treppe.
    »Geht schon mal vor. Wir treffen uns an der Bar.«
    Neugierig ging Lilian vor die Tür. Die Kälte traf sie, noch mehr aber der Gesichtsausdruck des Seeräubers.
    Verloren stand er in der dunklen Gasse und starrte einem seltsamen Paar nach, das sich schnell entfernte. Dann ging auch er davon, mit schweren Schritten.
    Er kam über sie wie ein Orkan. Sie hörte sein Stöhnen. Es klang wie das Seufzen eines Tieres, das sich geborgen fühlt, wie das Geräusch des Windes, der um ein Haus heult, in jede Ritze dringt. Lena konnte nicht glauben, dass das seine Hände waren, die ihre Haare zerwühlten. Oder täuschte sie sich? Befand sie sich wieder in einem ihrer Träume, in dem sich Statuen mit Menschen paarten, wo Stein auf Herzen traf oder umgekehrt? Sie schrak zusammen. Er hatte sie in die Lippe gebissen. Jetzt zuckten seine Zähne über ihren Hals. War er am Ende ein echter Vampir? Egal, sogar das wäre ihr jetzt vollkommen egal …
    Die gelben Rosen hatten ihn irritiert. Lena hatte sie aus der Wohnung ins Hotelzimmer gebracht, sonst wären sie vertrocknet. Wie er musste auch Lena bei ihrem Anblick an Mira denken. Geradezu krankhaft hatte sie diese zarten Gebilde vergöttert, als ob nur das wirkliche Blumen wären. Aber für Mira waren sie das wohl gewesen, denn sie hatten sie auf den wichtigen Stationen ihres Lebens begleitet. Bei ihrer ersten Hauptrolle im Regensburger Stadttheater, beim ersten festen Engagement an der Münchner Staatsoper, bei Billys erster Ausstellung, bei ihrer ersten Choreographie mit Cedric, bei ihrer ersten Rückkehr nach Regensburg nach fünf langen Jahren. Gelbe Rosen gab es nur für erste Anlässe. So wie jetzt. Immerhin lag Lena gerade das erste Mal mit einem Mann im Bett, der einer anderen gehörte, auch wenn diese tot war. Und auch wenn sie sich selbst geschworen hatte, ausgerechnet das niemals zu tun. Vor allem nicht mit dem Mann der eigenen Schwester.

14
    Hanna hatte frische Semmeln geholt, als Geste der Versöhnung. Nur für den Fall, dass der gestrige ausgelassene Abend nicht gereicht hätte. Bis drei Uhr morgens hatten sie getanzt. Lilian hatte jede Minute genossen und keinen Moment an David gedacht. Dass der sich immer noch nicht gemeldet hatte, störte sie auf einmal nicht mehr. Bestimmt konnte er ganz gut auf sich selbst aufpassen, alt genug war er ja. Und wenn er tatsächlich nach ihr verlangen sollte, würde er sich melden. Und wenn nicht, dann eben nicht. Die Leichtigkeit der vergangenen Nacht hatte tiefe Spuren hinterlassen.
    Die Zwetschgenmarmelade duftete nach Zimt und Rum. Lilian liebte dieses Aroma. Es erinnerte sie an die Spätsommertage ihrer Kindheit, an denen sie immer befürchtet hatte, nicht genug Früchte gesammelt zu haben, weil die Wespen alles vor ihr erwischten. An den Geruch in der Küche, wo ihre Mutter zwischen den Marmeladengläsern buchstäblich versank. Und an die kalten Wintermorgen, an denen die kleine Lilly wehmütig an eben jene Tage zurück dachte, als die Abende noch lau gewesen waren.
    Hanna entschied sich für den Honig. Zuerst dick die Butter aufstreichen, dann die cremige Süße darauf verteilen, bis alles in zähen Tropfen nach unten rann. Trotz ihrer schmierigen Finger sah sie erleichtert aus, erleichtert über das Glück einer wiedergewonnenen Freundschaft.
    »Das war einfallsreich«, sagte sie plötzlich.
    Lilian blinzelte.
    »Niemand

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