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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegunde Artmeier
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sich erstaunlich schnell wieder erholt und hatte keine Einwände gegen die Befragung.
    »Woher kamen die Schritte?«
    »Ich hörte sie seitlich hinter mir.«
    »Auf welcher Seite?«
    »Auf der … der rechten. Der Mann muss hinter einer Säule gestanden haben.«
    »Woher wissen Sie, dass es ein Mann war?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich glaube es.«
    »Warum?«
    »Die Art, wie er mich gepackt hat, er war ziemlich kräftig. Es muss ein Mann gewesen sein.«
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Weiß ich nicht, er stand doch hinter mir.«
    »Ist Ihnen etwas an ihm aufgefallen?«
    »Nein, was denn?«
    »Vielleicht hat er was gesagt, schwer geatmet, einen besonderen Geruch gehabt, irgendwas in dieser Art.«
    »Nein.« Sie sagte das ohne nachzudenken.
    »Haben Sie sich umgedreht, als Sie die Schritte hörten?«
    »Nein, es ging ja alles so schnell.«
    »Ist der Mann gegangen oder gelaufen?«
    »Gelaufen.«
    »Und Sie?«
    »Was und ich?«
    »Sind Sie nicht davongerannt? Wenn mir jemand in einer einsamen Tiefgarage nachstellt, dann schau ich, dass ich weg komm.«
    »Ich … ich hab doch schon gesagt, dass es so schnell gegangen ist. Ich hatte keine Zeit zum Weglaufen.«
    »Was passierte dann?«
    »Ich fühlte auf einmal, wie mich jemand von hinten packt und zudrückt.«
    »Wie zudrückt?«
    »Am Hals zudrückt. Ich bekam fast keine Luft mehr.«
    »Zeigen Sie mir, wie er Sie gepackt und was er sonst getan hat.«
    Lena stand auf und blieb unschlüssig stehen. »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Zeigen Sie mir einfach, wie es gewesen ist.« Auch Lilian stand auf und drehte sich mit dem Rücken zu ihr.
    Lena tat wie ihr geheißen und setzte sich wieder.
    »An Ihrem Hals sind keine Würgemale zu sehen«, sagte Helmut und schielte auf die Uhr.
    »Natürlich nicht, es war ja nur ein Moment. Ich hab mich sofort losgerissen.«
    »Ich dachte, der Mann war so kräftig.«
    »Das war er auch.«
    »Wie sind Sie dann von ihm weggekommen?«
    »Da waren diese Leute im Treppenhaus, ich hörte ihre Schritte. Sie unterhielten sich und lachten, das war ziemlich laut. Da fing ich zu schreien an und er ließ mich los.«
    »Sie sagten doch eben, Sie hätten sich losgerissen.«
    »Aber das passierte doch alles gleichzeitig«, sagte Lena ungehalten. »Ich wehre mich wie verrückt, er versucht mich festzuhalten, dann diese Geräusche von der Treppe, ich rufe um Hilfe, auf einmal lässt er mich los, ich renne davon, so schnell ich kann. Da tauchen schon die zwei anderen auf, fragen mich, was los ist. Ich bin völlig durcheinander, habe Angst, will weg aus dieser schrecklichen Tiefgarage.« Ein kurzes Atemholen. »Also sind wir nach oben gegangen.«
    »Und der Mann? Wo war der?«
    »Woher soll ich das wissen? Hat sich versteckt oder ist davongelaufen, keine Ahnung.«
    »Hat denn niemand nach ihm gesucht? Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«
    »Genau das hab ich mir in diesem Moment gewünscht.«
    Die beiden Hotelgäste, die Lena geholfen hatten, sagten aus, dass sie auf dem Weg zur und in der Tiefgarage niemanden gesehen hätten – außer Lena. Da der Aufzug außer Betrieb gewesen war, waren sie durchs Treppenhaus gegangen. Kurz bevor sie die Verbindungstür zur Parkgarage erreicht hatten, hörten sie auf einmal Schreie. Fast im gleichen Augenblick ging schon die Tür auf und Lena kam auf sie zugestürzt, in Panik. Einer der Gäste wollte noch nachschauen, wohin der Angreifer verschwunden war, doch Lena fing bei dieser Äußerung noch mehr zu kreischen an und ließ sich kaum mehr beruhigen. So gingen sie alle zusammen nach oben, um die Polizei zu alarmieren. Niemand in der Nachbarschaft des Hotels und im Haus selbst hatte etwas von dem Vorfall bemerkt. Keinem war ein weglaufender Mann, ein davonrasendes Auto oder sonst etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Der Arzt, der Lena untersucht hatte, bestätigte zwar einen anfänglichen Schockzustand seiner Patientin. Auch ihr Hals sei gerötet gewesen, aber richtige Druckmale habe auch er nicht entdecken können. Lilian bestand auf einem Ortstermin in der Tiefgarage. Lena und die beiden Hotelgäste wiederholten ihre Aussagen und spielten das Geschehene nach. Schließlich schickte Lilian ihren Kollegen Helmut, dessen Gesicht angesichts der späten Stunde kaum mehr länger werden konnte, und die beiden Gäste nach Hause. Lena aber brachte sie zurück in die Polizeidirektion.
    »Warum fragen Sie mich andauernd das Gleiche?«, fragte Lena nach einer weiteren Stunde genervt. »Es kommt mir so vor, als

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