Kavaliersdelikt-Liebe ist universell
ihren Tee aus.
„Du wirst schon sehen“, meinte Rieke aufmunternd. „Du findest jemand anders, der dich mag, wie du bist.“ Sie stupste ihm zärtlich auf die Nase.
„Ein klasse Typ nämlich. Ein hübscher Junge mit tollen Augen und schönen, langen, fantastischen Haaren. Da stehen viele drauf. Also, wehe du schneidest sie dir ab. Du musst dich nicht verändern oder verbiegen. Für keinen, okay? Du bist toll wie du bist.“
„Okay“, versprach Hendrik und lächelte. „Danke, Rieke, du bist echt die beste Schwester.“
9 Ein neuer Plan
„Leandro? Woran denkst du denn schon wieder?“
Julianes Hand strich über seine Wange und sie lächelte ihn missbilligend an. In ihren braunen Augen lag eine Spur Vorwurf.
Leandro seufzte verhalten und brummte unbestimmt. Sie hatte recht; sein schlechtes Gewissen meldete sich sofort mit aller Macht: Seine Gedanken waren wieder einmal abgedriftet.
Es war Sommer, ein traumhaft schöner Tag und er saß mit Carsten, Nils, Maik, dessen Freundin Marita und eben seiner Freundin beim Eisessen.
Juliane war ihr Name und er hatte sie vor einigen Wochen auf einer Party kennengelernt, gleich nach dieser unglückseligen Sache mit Hendrik. Es waren ihre langen Haare gewesen, die ihn natürlich an Hendrik erinnert hatten, welche seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten.
Er hatte vermutlich zu viel getrunken, eventuell hatten ihn auch Nils und Maik zu sehr angefeuert, auf jeden Fall hatte er Juliane angesprochen. Sie hatten sich recht passabel unterhalten und er hatte sie anschließend zum nächsten Konzert eingeladen. Danach hatten sie sich immer öfter getroffen und waren seither eben ein Paar.
Juliane war nett, intelligent, wirklich hübsch mit ihren hellbraunen Haaren, den braunen Augen, gezupften Brauen und sie war stets passend geschminkt. Vermutlich durfte er sich glücklich schätzen, dass sie nun mit ihm zusammen war.
Er mochte ihren weiblichen Körper, ihre großen Brüste, die Art wie sie sich an ihn schmiegte. Ja, sein Körper reagierte auf ihre Reize durchaus. Nur erschreckenderweise nicht so heftig wie bei Hendrik.
Mehr als Küssen und ein bisschen Schmusen war bisher ohnehin nicht zwischen ihnen gelaufen und so sehr sich Leandro auch ständig das Gegenteil einzureden versuchte: Ihre Küsse kamen nicht wirklich an Hendriks heran. Ihnen fehlte das Fordernde, das verhaltene Feuer dahinter. Hendrik hatte voll Leidenschaft geküsst, jeder Kuss ein Versprechen. Da hatte es in Leandro immer gekribbelt.
Julianes Küsse waren verhaltener. Sie überließ ihm immer die Führung, wartete stets, bis er den Anfang machte und erwiderte erst dann seine Zärtlichkeiten. Und sie erwartete auch, dass er sich ständig nur um sie kümmerte, wenn sie zusammen waren.
Im Grunde gelang ihm das auch ganz gut. Nur so wie heute, wenn sie in dem gleichen Café saßen, in dem er mit Hendrik das Eis gegessen hatte, wanderten seine Gedanken oft zurück.
Was er wohl machte? Wie es ihm ging? Ob Hendrik über ihn hinweggekommen war?
Er hatte ihn noch ein paar Mal an der Fachschule gesehen. Flüchtige Begegnungen, bei denen sie beide dem Blick des anderen ausgewichen waren.
Bei den letzten zwei Auftritten hatte Leandro dennoch das Publikum klammheimlich nach ihm abgesucht. Natürlich war es sehr unwahrscheinlich, dass er jetzt noch kam und wenn, hatte er ihn zumindest nicht entdecken können.
Wenn Leandro am Keyboard spielte, probte, mit den anderen Jungs und Juliane zusammen war, konnte er Hendriks verletzte, traurige grüne Augen gut vergessen. Nachts hingegen suchte ihn das Bild noch immer heim, wollte nach all den Wochen nicht an Intensität verlieren.
Damals hatte Hendrik geweint. Wegen ihm. Vielleicht weil er schwul war. Vielleicht war Hendrik deswegen näher am Wasser gebaut als andere Jungs. Was Leandro an Schmerz in seinen Augen gesehen hatte, machte es ihm jedoch äußerst schwer, abfällig darüber zu denken.
Hendriks Gefühle hatten offen vor ihm gelegen, wie ein Bilderbuch für Kleinkinder.
Nach all den Wochen beschäftigte ihn der Gedanke an den anderen Jungen noch immer entsetzlich intensiv.
Was hatte Hendrik wirklich an ihm gefunden? Warum war es derart toll mit ihm gewesen?
Beschämt hatte sich Leandro irgendwann damit abgefunden, dass es damals seine Küsse, seine Zärtlichkeiten gewesen waren, die Hendrik hatten steif werden lassen. Und dessen Liebkosungen ihn. Der Gedanke war erschreckend für jemanden, der sich für absolut hetero hielt und er hatte eine
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