Kein Alibi: Roman (German Edition)
du für mich noch etwas überprüfst.«
»Hier ist Smilow.«
»Du musst lauter reden«, erklärte ihm Steffi, »ich bin am Handy.«
»Ich auch. Gerade hat ein Kerl vom SLED angerufen.«
»Gute Nachrichten?«
»Für alle, nur nicht für Dr. Ladd.«
»Was? Was? Erzähl schon.«
»Erinnerst du dich an den unidentifizierten Partikel, den John Madison bei Pettijohn entfernt hat?«
»Du hast mir davon erzählt.«
»Nelken.«
»Das Gewürz?«
»Wann hast du das letzte Mal eine Nelke gesehen?«
»An Ostern, auf dem Schinken meiner Mutter.«
»Ich habe gestern Morgen welche gesehen, als ich bei Alex Ladd zu Hause war. Bei ihr stand auf einem Tisch im Eingang eine Kristallschale mit frischen Orangen. Sie waren mit Nelken gespickt.«
»Wir haben sie!«
»Noch nicht, aber wir kommen immer näher.«
»Was ist mit dem Haar?«
»Menschlich, aber nicht von Pettijohn. Wir haben keine Vergleichsmöglichkeit.«
»Noch nicht.«
Er lachte in sich hinein. »Schlaf gut, Steffi.«
»Warte, wirst du jetzt Hammond anrufen und ihm diese Neuigkeiten mitteilen?«
»Du vielleicht?« Nach einer Pause sagte sie: »Bis morgen.«
Hammond erwägte allen Ernstes, nicht ans Telefon zu gehen. Erst Sekunden, bevor sich der Anrufbeantworter einschaltete, änderte er seine Meinung, was er sofort wieder bedauerte.
»Allmählich dachte ich schon, du würdest nicht abheben.« Allein der Tonfall seines Vaters verwandelte die schlichte Feststellung in einen Vorwurf.
»Ich stand unter der Dusche«, log Hammond. »Was gibt’s?«
»Ich bin gerade im Auto, auf dem Heimweg. Habe deine Mutter bei ihrem Bridge abgeliefert. Bei diesem Regen wollte ich sie nicht fahren lassen.« Seine Eltern führten eine altmodische Ehe mit traditioneller, klar getrennter Rollenverteilung, deren Grenzen sich nie verwischten. Sein Vater fällte alle größeren Entscheidungen völlig unabhängig. Es wäre Amelia Cross nie eingefallen, dieses Arrangement in Frage zu stellen. Hammond konnte ihre blinde Unterwerfung unter dieses archaische System nicht begreifen, weil es sie ihrer Individualität beraubte; aber sie schien damit völlig zufrieden zu sein. Nie reizte er seinen Vater oder verletzte er seine Mutter mit dem Hinweis auf dieses Ungleichgewicht in ihrer Beziehung. Außerdem war seine Meinung diesbezüglich unwichtig. Für sie funktionierte es so seit über vierzig Jahren.
»Wie läuft’s denn mit dem Pettijohn-Fall?«
»Gut«, erwiderte Hammond.
Preston lachte in sich hinein. »Könntest du ein wenig ausführlicher werden?«
»Warum?«
»Ich bin neugierig. Ich habe heute Nachmittag mit deinem Boss neun Löcher gespielt, bevor es zu regnen anfing. Er meinte, Smilow hätte eine Verdächtige zweimal verhört, und du seist beide Male dabei gewesen.«
Sein Vater war mehr als nur neugierig, er wollte wissen, ob sein Sohn kompetent auftrat. »Darüber möchte ich lieber nicht übers Handy sprechen.«
»Sei nicht albern, ich will wissen, wie’s läuft.«
Hammond lieferte ihm die Höhepunkte aus dem Verhör und versuchte dabei, nicht allzu defensiv zu klingen. »Ihr Anwalt –«
»Frank Perkins. Guter Mann.«
Preston war über die Details bestens informiert. Hammond wusste, er konnte nichts Vertrauliches ausplaudern, denn das war bereits geschehen. Prestons Freundschaft mit Monroe Mason bestand seit der Grundschule. Wenn die beiden heute schon neun Löcher Golf gespielt hatten, hätte Mason längst die Details ausgeplaudert und Hammond nur noch wenig zu enthüllen übrig gelassen.
»Perkins glaubt, wir hätten nichts gegen sie in der Hand.«
»Was glaubst denn du?«
Hammond wählte seine Worte bedachtsam, da er nicht wusste, wann eine seiner Bemerkungen wieder auf ihn zurückfallen und ihn verfolgen würde. Im Gegensatz zu Alex war er kein raffinierter Lügner. Lügen widersprach seinem Naturell, das selbst die kleinste Notlüge verachtete. Und doch hatte er bereits zwei dicke Unterlassungssünden auf dem Kerbholz. Er merkte, dass er seinen Vater relativ gelassen belügen konnte.
»Sie hat sich in ein paar Lügen verstrickt, die aber in Franks fähigen Händen vermutlich nichts zu bedeuten haben.«
»Warum?«
»Weil wir noch keinen stichhaltigen Beweis liefern können, der sie mit dem Verbrechen in Verbindung bringt.«
»Mason sagt, sie hätte bezüglich ihres Aufenthalts am Abend des Mordes gelogen.«
»Mason hat aber auch gar nichts ausgelassen, stimmt’s?«, murmelte Hammond vor sich hin.
»Was war das?«
»Nichts.«
»Warum sollte sie
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