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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck
Autoren: Nancy Horan
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sein Gesicht ist seit gestern um zehn Jahre gealtert. Jennies Mann Andrew sitzt schweigend bei ihm, außerdem ihr Sohn Frankie, der mit großen Augen von seiner Müslischale aufblickt. Jennie war in Madison, als das Feuer ausbrach. Sie schläft jetzt, nachdem sie die ganze Nacht gearbeitet und die Verletzten versorgt hat.
    Edwin hat bereits verkündet, dass er seine Kinder mit zurück nach Oak Park nehmen wird, um sie dort zu beerdigen, sobald es einen Sarg gibt für ihre sterblichen Überreste.
    »Wir könnten für Mamah hier im Haus einen Gottesdienst abhalten«, schlägt Andrew vor.
    »Nein«, sagt Frank. »Ich werde sie heute beerdigen.«
    Er spricht es vor Edwin nicht aus, dass ihm der Gedanke an einen Beerdigungsunternehmer oder eine traditionelle Totenwache unheilig vorkommt. Sie hatte überhaupt nichts Falsches an sich. Sie hätte es schlicht haben wollen.
    »Frank und ich fahren in die Stadt und holen Holz für die Särge«, sagt Andrew. »Was möchtest du?«
    »Kiefer«, sagt Frank. »Saubere weiße Kiefer.«
    Edwin nickt.
    Die Arbeiter an der Brandstelle schütten immer noch Wasser auf den Schutt, als Frank ankommt. Die Morgensonne kommt hinter den Wolken hervor und verschwindet wieder.
    Diese Männer, die für ihn Backsteine aufgemauert und Sand für den Verputz der Wände vom Fluss heraufgeholt haben, kommen jetzt auf ihn zu und drücken ihm ihr Beileid aus. Auch sie trauern um nahe Freunde, die starben oder verletztwurden, und um sie, die sie zu respektieren gelernt hatten. Sie waren am Vortag alle da, um den Brand zu bekämpfen. Sie sind müde und wirken gequält, und sie möchten verstehen, was passiert ist. Sie stehen in einer lockeren Runde beieinander, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Einer von ihnen spricht die Frage aus, die sie alle sich stellen: Wie ist es möglich, dass es einem einzelnen Mann gelingen konnte, sieben Menschen zu überwältigen, darunter vier starke Männer, und ein Haus niederzubrennen?
    Danny Murphy, ein Zimmermann, sprach mit Herb Fritz und Billy Weston, bevor die beiden ins Krankenhaus gebracht wurden. Seither versucht er, aus den Teilen, die er kennt, ein Ganzes zusammenzusetzen. »Die Männer haben in ihrem Esszimmer zu Mittag gegessen«, erzählt er den anderen. »Miss Borthwick und ihre Kinder waren auf der Veranda vor dem Wohnzimmer. Carlton begleitet alle an ihren Platz und serviert ihnen wie immer das Essen, dann kommt er zu Billy und fragt, ob er ein paar Teppiche reinigen kann. Billy schöpft keinen Verdacht. Er sagt, gut.« Danny seufzt. »Aus diesem Grund haben die Männer sich keine Sorgen gemacht, als sie das Benzin gerochen haben.«
    Er fährt mit der Rekonstruktion der Geschehnisse fort. Julian ging durch das ganze Haus und verriegelte alles, außer einem Fenster im Esszimmer der Handwerker. Dann machte er sich daran, entlang der Außenwände des Flügels, in dem Mamah und ihre Kinder saßen, Benzin auszuschütten. Er zündete ein Streichholz an, rannte auf die Veranda, tötete mit der Axt zuerst Mamah, dann John. Martha lief davon, als er ihre Mutter und ihren Bruder mit Benzin übergoss.
    Danny ist sich sicher, dass es sich so abgespielt hat. »Er hat das kleine Mädchen eingeholt. Sie ist nicht allein durch das Feuer umgekommen«, sagt er leise, »wenn man die drei Axthiebeüber ihrem Ohr bedenkt. Wie sie stundenlang so weiterleben konnte…« Er schüttelt den Kopf.
    Frank ist kurz davor, sich zu übergeben. Er ist erleichtert, dass Edwin irgendwo anders hingegangen ist.
    »Dann geht der Dreckskerl zu den Männern hinüber und setzt diesen Flügel in Brand. Einer nach dem anderen kommen sie durch die eine Tür und das Fenster, und da hat er sie dann erwischt. Er hat eine Dachdeckeraxt benutzt, und Billy sagt, er hatte Kräfte für drei. Tom Brunker war direkt vor Billy, als es ihm schließlich gelang, die Tür aufzubrechen. Julian hat einfach auf Toms Kopf eingeschlagen…« An dieser Stelle hält er inne, tief aus seinem Innern steigt ein Wimmern auf. »Glücklicherweise« – er schüttelt den Kopf – »glücklicherweise stolpert Billy beim Hinausrennen, und so hat der Teufel ihn zwar getroffen, aber er ist nicht tot, das ist die Hauptsache. Draußen trifft er auf David, der am ganzen Körper verwundet ist, aber immer noch auf den Beinen steht, und zusammen laufen sie zur Nachbarfarm hinüber. Danach, schätze ich, ist David einfach…« Er schüttelt traurig den Kopf und wischt sich eine Träne ab. »Er ist einfach umgefallen. Konnte nicht
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