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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck
Autoren: Nancy Horan
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mehr weiter.«
    Ein anderer Arbeiter nimmt den Faden auf. Er erzählt mit ehrfürchtigem Schrecken, wie Billy Weston seinen Sohn Ernest fand, der tot auf dem Hof lag. »Billy hat geheult und geweint, erzählte Herb. Und wisst ihr, was er dann getan hat? Er hat den Schlauch genommen und ganz allein gegen das Feuer gekämpft, bis Leute kamen.«
    Eine Weile herrscht Schweigen, ehe die Männer laut über Gertrude rätseln. Sie wurde gestern in ihrem besten Sonntagsstaat aufgegriffen, als sie den Highway entlangging. Sie erzählte dem Sheriff, dass Julian drei Nächte lang mit der Axt unter dem Kopfkissen geschlafen habe, ehe er durchdrehte. Sie hatte Todesangst.«
    »Aber warum war sie dann angezogen, als hätte sie die ganze Zeit schon gewusst, was er vorhatte?«, fragt einer. »Sie hätte das alles aufhalten können.« Sie sind froh, dass sie mit Carlton im Gefängnis sitzt.
    Sie schütteln den Kopf und unterhalten sich darüber, warum es passiert ist. Weil Mamah Julian gefeuert hat. Weil er fand, die Leute hackten auf ihm herum. Franks Gedanken werden von seinen eigenen Fragen gequält. Er fragt sich, wie ein Mann sich binnen dreier Tage von einem freundlichen Diener in einen Mörder verwandeln kann. Er fragt sich, ob der labile Mann von einem Prediger seiner Kirche aufgestachelt wurde, der über das Böse predigte, darüber, dass Leute in Sünde lebten. Glaubte er in seinem Wahnsinn tatsächlich, dass er ein gerechtes Morden im Sinn hatte, als er die Türen verriegelte?
    »Er war verrückt«, sagt Frank laut zu sich selbst. Die Männer drehen sich zu ihm um, überrascht, dass seine Stimme sich plötzlich ins Gespräch einmischt.
    Danny gibt ihm recht. »Bevor er starb, erzählte David Billy, dass Carlton in der Nacht davor mit einem großen Metzgermesser in seine Gartenhütte kam und wie ein Irrer daherredete.«
    Wenn David nur von dem Messer erzählt hätte. Wenn Gertrude nur aus der Deckung gekommen und jemandem von der Axt erzählt hätte. Die Männer treten mit ihren Stiefeln in den Aschenschlamm und gehen wieder und wieder die Möglichkeiten durch und überlegen sich Wege, wie die Geschichte einen anderen Verlauf hätte nehmen können.
    »Was nützt das?«, murmelt Frank.
    Daraufhin hören die Männer damit auf. Einer fragt: »Können wir mit dem Aufräumen anfangen, Mr. Wright?«
    »Nein«, sagt er. »Rührt nichts an. Noch nicht.«
    Edwin taucht auf der Bildfläche auf und kommt über denHügel auf sie zu. Als er das Haus erreicht, fragt er, wo sich die Veranda befand, auf der sein Sohn und seine Tochter saßen, als das Feuer ausbrach. Frank zeigt ihm den Bereich, von dem jetzt nur noch ein abgesunkenes Loch zu sehen ist, aus dem noch immer kleine Rauchwölkchen aufsteigen. Frank tritt respektvoll beiseite, als Edwin in dem Schutt zu wühlen beginnt.
    Anfang des Nachmittags hat Edwin die Gebeine seines Sohnes zu Jennies Haus hinübergetragen. Als Andrew mit dem Holz zurückkehrt, beginnen die Männer mit dem Bau der Kiefernsärge. Frank blickt an sich hinunter und stellt fest, dass er Stiefel trägt, die nicht seine eigenen sind. Er kann sich nicht erinnern, sie angezogen zu haben. Unter seinen Füßen klebt immer noch Blut auf der Kalksteinterrasse.
    Er geht suchend durch den Schutt. Hier und da glänzen kleine Keramikscherben in der Sonne wie Muscheln an einem Strand. Er liest auf, was noch erkennbar ist, auch wenn kein Stück ganz geblieben ist, nicht einmal die Dinge, die gerettet wurden. Sein Flügel wurde zur Tür hinausgeworfen und hat keine Beine mehr. Jemand hat ihn in sein Studio gebracht und auf Holzblöcke aufgebockt. Ein paar gerettete Stühle sind ebenfalls dort gelandet und zwei geschwärzte Metallurnen aus China. Nur dreißig von den 500 Exemplaren seiner Monografie, die im Keller gelagert waren, konnten gerettet werden. Alles Übrige – einfach weg. Selbst der Hund der Kinder scheint sich in Luft aufgelöst zu haben – verbrannt, nimmt er an, wie alles andere.
    Frank sucht den ganzen Nachmittag, während Danny Murphy im Hintergrund hämmert. Er stößt auf einen daumengroßen Fetzen eines Tagebuchs, der mit Wortfragmenten in Mamahs eleganter Handschrift bedeckt ist… so froh, dass … Er sucht nach einem vollständigen Gedanken undfindet nur Bruchstücke. Mir gefällt der Gedanke … Welcher Gedanke gefiel ihr? Was für eine Aussicht machte sie so froh, als sie diese Worte schrieb?
    Jemand bringt ihm eine Schachtel, und er füllt sie mit seinen Fundstücken.
    Stunden vergehen. Jemand bringt
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