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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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ihm?«
    Mamahs Augen hingen an den vielen Teelöffeln Zucker, die in der Tasse der Schwedin verschwanden. Drei. Vier. Sie blickte auf und holte tief Luft.
    »Frank Lloyd. Haben Sie mit ihm…«
    »Ja, natürlich. Es ist viel mehr als das.«
    »Das ist es immer. Aber ein Maßstab für den Mann ist, ob er sich Zeit nimmt.«
    »Das tut er.«
    »Gut.«
    Sie waren vom Vortragssaal zu Fuß zum Bahnhof gegangen. Im Laufe von vier Querstraßen hatte Mamah ihr Herz der Inspektion geöffnet. Ausgehend von Frank, hatte sie für Ellen Key das ganze komplizierte Gewebe nachgezeichnet.Frank, dann Edwin. John, Martha, Jessica. Reihenweise Freunde. Auch Catherine Wright. All diese Fäden, die sie fest in einem Ort namens Oak Park in der Mitte der Vereinigten Staaten verankerten.
    Die berühmte Philosophin Key wühlte in ihrer Tasche. Sie zog eine Teedose heraus und schüttete etwas daraus in die Kanne, die auf dem Tisch stand. »Sinus cure«, erklärte sie. Die Kerzen im Bahnhofscafé waren noch nicht angezündet, und Mamah kniff die Augen zusammen, um die Gesichtszüge der Frau in dem Dämmerlicht besser erkennen zu können.
    »Sie lieben diesen Mann.«
    »Von ganzem Herzen.«
    »Und seine Frau verweigert ihm die Scheidung. Haben Sie Ihren Mann schon um Scheidung gebeten?«
    »Noch nicht.«
    »Was hält Sie davon ab?«
    »Unsicherheit. Wenn ich Edwin ›verlasse‹, könnte ich die Kinder nicht behalten. Doch inzwischen spielt es keine Rolle mehr. Der beste Anwalt der Welt kann mir jetzt nicht mehr helfen.«
    Ellen Key richtete sich auf ihrem Stuhl auf, und ihr mächtiger Busen wölbte sich wie ein Kissen zwischen ihr und der Tischkante. »Ich hatte nie Kinder, war jedoch das Kind von Menschen, die einander in ihrem Leben bis zum letzten Atemzug in leidenschaftlicher Liebe verbunden waren. Sie waren voller Freude und interessierten sich für alles. Ihr Vergnügen aneinander nährte meine kleine Seele. Jeder hat dazu das Recht, meinen Sie nicht? Menschen, die nur für ihre Kinder leben, sind ihnen eine schlechte Gesellschaft.« Sie trank in einem großen Schluck ihren Tee aus. »Missverstehen Sie mich nicht. Alles an einer Scheidung ist komplizierter, wenn Kinder beteiligt sind.«
    »Sie sprachen heute über die große Liebe«, sagte Mamah. »Eine Liebe, die jede andere Liebe übersteigt. Und sie sprachen über die Frauen…«
    »Les grandes inspiratrices.« Ellen Key tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. »Es ist für eine Frau kein schändlicher Weg, Muse zu sein. Sind Sie seine?«
    »Nicht wirklich«, sagte Mamah nachdenklich. »Franks Antrieb kommt aus ihm selbst. Möchte ich ihn unterstützen? Ja, natürlich. Er ist wie wir alle – er sehnt sich nach Zärtlichkeit.« Mamah lächelte. »Doch er hat bereits eine Muse. Die Natur.«
    »Ich kenne Sie seit einer Stunde«, sagte die Frau, »also erlauben Sie mir eine gewisse Freiheit. Es ist eindeutig, dass Ihr Frank nicht der Einzige ist, der hier auf spiritueller Suche ist. Auch Sie suchen etwas. Was könnte das sein?«
    Mamah schwieg.
    »Verzeihen Sie meine Direktheit, aber einen langweiligen Mann zugunsten eines anregenden Mannes zu verlassen, ist nur für eine Weile interessant. Nach einer gewissen Zeit stehen Sie wieder an genau demselben Punkt, an dem Sie angefangen haben – es fehlt Ihnen immer noch etwas. Es wäre besser, Ihr eigenes Rückgrat zu finden, Ihre eigene Stärke. Sie sind doch eindeutig gebildet. Worin könnte sie liegen?« »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Mamah. »Früher dachte ich, es sei das Schreiben.«
    »Was schreiben Sie?«
    »Beobachtungen. Essays. Manchmal Geschichten. Und Kleinigkeiten in mein Notizbuch – Zitate und derlei Dinge, die mich inspirieren.«
    Ellen schlug auf den Tisch, dass die Tassen schepperten. »Dann müssen Sie schreiben. Etwas mehr als Kleinigkeiten.«
    Mamah sah aus dem Fenster. Es regnete in Strömen, unddie Passanten hielten sich Zeitungen über den Kopf, während sie über die Straße hasteten. »Als ich wegfuhr«, sagte sie, »war ich leichtsinnig. Ich dachte, wenn ich hinginge und mit Frank einige Zeit verbrächte und es funktionierte, falls es funktionieren könnte , würde ich verstehen, wie der nächste Schritt aussehen sollte.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass alles über mir zusammenstürzt.«
    Ellen tätschelte ihre Hand. »Was würde passieren, wenn Sie zurückkehrten? Den Stier einfach bei den Hörnern packten?« »Ich könnte zurückkehren.« Ihre Stimme klang

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