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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Arbeit, fuhr aber auch ab und an mit dem Bus, wenn sie spät dran war. Wenn ihre Schicht zu Ende war, wurde sie meist von einer Kollegin, die in Telegraph Hill wohnte, zu Hause abgesetzt.
    Oscar Fine beobachtete die Coopers bereits seit ein paar Tagen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, die, wie er wusste, eigentlich nicht nötig war. Inzwischen wusste er ziemlich gut Bescheid über Miles Cooper. Er wusste, dass Cooper am Wochenende meist auf seinem Boot war, dass er zu viel Geld bei Pferdewetten verlor und ein lausiger Pokerspieler war. Oscar wusste das aus erster Hand. Es war geradezu lächerlich, wie oft sich der Bursche verriet. Bekam er ein nutzloses Blatt, schüttelte er fast unmerklich den Kopf. Höchstens einen Millimeter nach rechts und links, aber deutlich genug für einen Profi wie Oscar. Und wenn er einen Flush hatte, spürte man den Boden unter sich beben, da sich Miles’ rechtes Knie wie ein Kolben auf und ab bewegte.
    Oscar wusste noch eine ganze Reihe anderer Dinge über Miles. Wegen seiner chronischen Magenschmerzen ging er regelmäßig zum Gastroenterologen. Täglich warf er ein gutes Dutzend Tabletten gegen Sodbrennen ein. Außerhalb der Stadt besaß er eine Garage, in der er für seinen jüngeren Bruder drei gestohlene Harleys untergebracht hatte. Jeden zweiten Montag fuhr er ins North End zu einem Mädchen, das sich für dreihundert Dollar ganz langsam auszog und es ihm anschließend mit dem Mund besorgte.
    Außerdem wusste Oscar, dass Miles Cooper den Mann bestahl, für den sie beide arbeiteten. Und der Boss hatte herausbekommen, das Miles ihn hinterging.
    »Kümmere dich um die Sache«, hatte er Oscar angewiesen.
    »Kein Problem«, hatte Oscar geantwortet.
    Und so hatte er die Woche über ein Auge auf Miles gehabt. Er wollte nicht bei ihm hereinschneien, wenn seine Frau zu Hause war. Oder seine zwanzigjährige Tochter, die drüben in Providence lebte, aber öfter am Wochenende zu Besuch kam. An diesem Sonntag aber war sie nicht da, wie Oscar wusste. Und wenn Miles den Sonntag wie üblich verbrachte, würde er gleich den Hügel herunterkommen und …
    Da war er.
    Ende fünfzig, übergewichtig, Halbglatze, buschiger grauer Schnurrbart. Schlecht sitzender Anzug, weißes Hemd ohne Krawatte.
    Vor seiner Haustür blieb er stehen, kramte seinen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Dann fiel die Tür hinter ihm zu.
    Oscar Fine stieg aus seinem Audi.
    Er überquerte die Straße und näherte sich dem Haus.
    Dann stand er vor der Haustür. Drückte auf den Klingelknopf.
    Er hörte, wie sich Miles’ Schritte näherten. Die Tür wurde geöffnet.
    »Hey, Oscar«, sagte Miles Cooper.
    »Hi, Miles«, sagte Oscar Fine.
    »Was machst du denn hier?«
    »Kann ich reinkommen?«, fragte Oscar Fine.
    In Miles’ Augen flackerte etwas auf. Oscar sah es genau. Miles hatte die Hosen voll. In den letzten fünf Jahren hatte Oscar gelernt, Leute richtig einzuschätzen. Vorher war er ein wenig zu nachlässig gewesen. Zumindest einmal.
    Oscar wusste, dass Miles ihm nicht die Tür vor der Nase zuschlagen würde. Wenn er das tat, würde er nur indirekt zugeben, dass er Dreck am Stecken hatte.
    »Klar, komm rein«, sagte Miles. »Schön, dich zu sehen. Was machst du hier in der Gegend?«
    Oscar trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Ist Patricia da?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Sie arbeitet. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«
    »Nein, danke«, sagte Oscar.
    »Sicher? Ich wollte mir gerade ein Bier holen.«
    »Ganz sicher.« Oscar folgte Miles in die Küche. Oscar Fine trank grundsätzlich keinen Alkohol, was Miles immer wieder zu vergessen schien.
    Miles öffnete den Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Bier heraus. Als er sich umdrehte, hielt Oscar eine Pistole in der Rechten. Am Lauf der Waffe befand sich ein länglicher Aufsatz. Ein Schalldämpfer.
    »Du meine Güte, Oscar!«, stieß Miles hervor. »Willst du mich zu Tode erschrecken, oder was?«
    »Er weiß Bescheid«, sagte Oscar.
    »Wer weiß Bescheid? Worüber? Ich kapiere kein Wort.« Miles schüttelte den Kopf. »Mann, steck das Ding weg. Ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht.«
    »Er weiß Bescheid«, wiederholte Oscar.
    Miles schraubte den Verschluss von der Bierflasche und warf ihn auf den Küchentresen. Seine Mundwinkel zuckten. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Hör auf mit dem Unsinn, Miles. Es nützt sowieso nichts. Er weiß Bescheid.«
    Miles nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und ließ

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