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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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annehmen.
    Lasst mich weitermachen, sagte er. Ich will nicht aussteigen. Mach dir keine Sorgen, sagten sie. Wenn wir dich brauchen, geben wir Bescheid, wie immer.
    Aber er wusste genau, dass sie nicht mehr anrufen würden. Die Organisation beschäftigte keine Invaliden.
    Weshalb er ihnen den Vorschlag machte, die nächsten fünf Jobs gratis zu erledigen. Und die Bosse gingen darauf ein. Mal sehen, ob es Oscar Fine noch draufhatte.
    Er bewies es ihnen.
    In mancherlei Hinsicht war er sogar besser als vorher. Vorsichtiger. Besonnener. Stets auf der Hut.
    Und absolut erbarmungslos. Nicht, dass er vorher ein Weichei gewesen wäre. Aber manchmal hatte er tatsächlich hingehört, wenn jemand um sein Leben gefleht hatte. Einfach, um seiner Zielperson ein Fünkchen Hoffnung zu schenken, ehe er sie trotzdem erschoss.
    Er hatte nie wieder einen Gedanken an seine Jobs verschwendet. Er erledigte sie einfach, das war alles.
    Sechs Jahre war es nun her, dass er seine Hand verloren hatte, und seither war kein Tag vergangen, an dem er nicht nach ihr gesucht hatte. Auf der Straße, in Einkaufszentren, im Internet. Sein einziger Anhaltspunkt war ein Name: Constance Tattinger. Den Namen wusste er von Alanna, der verdammten Schlampe, die damals in seiner Sporttasche gekramt hatte. Alanna war die Einzige gewesen, die eine Ahnung davon gehabt hatte, womit er seine Brötchen verdiente.
    Er hatte sie erschossen. Aber erst, nachdem er den Namen von ihr erfahren hatte.
    Die einzige Constance Tattinger, von der sich eine Spur finden ließ, war in einem Nest namens Pittsford geboren; ihre Eltern waren aber von dort weggezogen, nachdem eine Spielgefährtin der kleinen Connie bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Zuerst waren sie nach Tennessee gezogen, dann nach Oregon und schließlich nach Texas. Dort, in El Paso, hatte Oscar Fine die Tattingers aufgesucht und von ihnen erfahren, dass Connie mit sechzehn von zu Hause weggegangen war. Sie sagten, sie hätten nie wieder von ihr gehört.
    Er ging davon aus, dass sie ihm keine Lügen auftischten. Schon deshalb, weil er sie an zwei Küchenstühle gefesselt und Mrs Tattinger ein Fleischermesser an die Kehle gehalten hatte. Zu blöd, dass ihnen keine brauchbaren Informationen zu entlocken gewesen waren.
    Anschließend hatte er ihnen die Kehlen durchgeschnitten.
    Oscar Fine brauchte nicht lange, um zwei und zwei zusammenzuzählen. Offenbar hatte sich Connie Tattinger einen anderen Namen zugelegt. Was seine Suche um einiges erschwerte, trotzdem hatte er nie aufgegeben. Er war ziemlich sicher, dass sie und ihr Komplize nicht versucht hatten, die falschen Diamanten zu Geld zu machen. Wer eine so große Menge Diamanten – ob Imitate oder nicht – an den Mann bringen wollte, erregte unweigerlich Aufmerksamkeit, und das Netz der Organisation war so weit verzweigt, dass Oscar Fine mit hoher Wahrscheinlichkeit sofort davon erfahren hätte.
    Soweit er wusste, waren die falschen Diamanten nie auf dem Markt aufgetaucht.
    Vielleicht hatten sie herausgefunden, dass es sich um Imitate handelte. Doch Oscar Fine ging davon aus, dass sie trotzdem versuchen würden, das wertlose Zeug irgendeinem Schwachkopf anzudrehen.
    Ebenso möglich war es, dass irgendetwas die Pläne des Pärchens durchkreuzt hatte. Es konnte alle möglichen Gründe geben. Dennoch gab er die Hoffnung nicht auf, dass sie eines Tages doch noch versuchen würden, die Steine zu Geld zu machen.
    Und dann hatte er plötzlich das Gesicht von Jan Harwood gesehen. Im Fernsehen. Er war wie vom Donner gerührt gewesen. Das Bild hatte ihn nicht täuschen können.
    Und wenn sie noch so bieder ausgesehen hätte. Er wusste es einfach.
    Sie war es.
    Constance Tattinger.
    Auch das, was er im Internet über die verschwundene Jan Harwood erfahren hatte, konnte ihn nicht in die Irre führen. Das Mädchen war wohlauf. Constance Tattinger war mit allen Wassern gewaschen, und Oscar Fine hätte darauf gewettet, dass sie erst mal ein wenig Bargeld brauchte.
    Also hatte er ein paar alte Bekannte kontaktiert.
    ***
    Oscar Fine saß Banura in seinem Keller gegenüber. »Danke, ich weiß das zu schätzen.«
    »Kein Problem, mein Freund«, sagte Banura. »Der Bursche hat hier den Großkotz gespielt.«
    »Klingt nach Arschloch«, meinte Oscar Fine.
    »Du sagst es.«
    »Und du bist dir sicher, dass es die Steine sind, nach denen ich suche?«
    »Ganz sicher.«
    »Was hast du ihm angeboten?«
    »Sechs.«
    Oscar Fine lächelte. »Hast ihn richtig heiß gemacht.«
    Banura

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