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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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wusste, dass ich den Namen erst kürzlich gehört hatte. Zumindest den Vornamen.
    »Da steht doch wohl irgendein Name, oder?«
    »Dad.« Ich hob die Hand. »Moment.«
    Ich begann fieberhaft zu überlegen.
    Und plötzlich wusste ich es wieder. Der Name war während meines Besuchs bei den Richlers gefallen. Constance war der Name von Jans Spielgefährtin gewesen – dem kleinen Mädchen, das dabei gewesen war, als Horace Richler zu schnell aus der Einfahrt zurückgesetzt hatte.
    Dem kleinen Mädchen, das Jan Richler vor den Wagen geschubst hatte.
    Ich nahm das Dokument erneut in Augenschein, suchte nach dem Geburtsdatum des Mädchens.
    Constance Tattinger, geboren am 15. April 1975 in Rochester. Als Eltern waren Martin und Thelma Tattinger angegeben.
    »Ich fasse es nicht«, stieß ich hervor.
    »Was?«, fragte Dad.
    »Es passt alles zusammen.«
    »Wovon redest du?«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte ich. »Die erwachsene Constance Tattinger brauchte irgendwann eine neue Identität. Und dabei musste sie sich nicht erst auf irgendwelchen Friedhöfen nach einem Mädchen umsehen, das als Kind gestorben war. Weil sie so ein Mädchen nämlich bereits kannte.«
    »Constance …?«
    »Ein Mädchen, bei dessen Tod sie selbst die Hand im Spiel gehabt hatte.«
    Dad sah mich entgeistert an. »Bist du jetzt völlig verrückt geworden?«, sagte er.
    Mir blieb nur eine Möglichkeit, um herauszufinden, ob ich tatsächlich der Wahrheit auf der Spur war. Ich kramte mein Handy hervor und wählte die Nummer der Richlers.
    »Hallo?« Es war Gretchen Richler.
    »Mrs Richler«, sagte ich. »Hier spricht David Harwood.«
    »Oh. Wie geht es Ihnen, Mr Harwood?«
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe eine Frage an Sie.«
    »Okay.« Sie klang müde.
    »Es geht um das Mädchen, das damals mit Ihrer Tochter gespielt hat, bevor … bevor der Unfall passierte. Wissen Sie noch, wie sie hieß?«
    »Constance«, sagte sie. Ich konnte mich nicht erinnern, je zuvor eine so eisige Stimme gehört zu haben.
    »Und mit Nachnamen?«
    »Tattinger«, stieß sie hervor.
    »Wissen Sie, was aus ihrer Familie geworden ist? Haben Sie nicht gesagt, sie wären weggezogen?«
    »Ja, das stimmt. Bald nach dem Unfall.«
    »Wissen Sie, wohin die Tattingers gezogen sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kennen Sie jemanden, der es wissen könnte?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Wirklich nicht. Warum fragen Sie?«
    Ich wollte Gretchen Richler lieber nicht einweihen, solange ich nichts Genaueres in Erfahrung gebracht hatte. »Ich gehe einfach jeder Spur nach, die mir einfällt, Mrs Richler.«
    »Verstehe.« Sie schwieg einen Moment. »Haben Sie Ihre Frau gefunden, Mr Harwood?«
    »Bis jetzt noch nicht«, antwortete ich.
    »Aber Sie klingen, als hätten Sie neuen Mut gefasst.«
    Nun schwieg ich einen Augenblick. »Ja«, erwiderte ich dann.
    »Sie glauben, dass sie noch lebt.«
    »Ja. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, warum sie verschwunden ist.«
    »Verstehe«, sagte sie.
    »Vielen Dank, Mrs Richler«, sagte ich. »Entschuldigen Sie bitte nochmals die Störung. Und grüßen Sie Ihren Mann von mir.«
    »Sobald ich ihn im Krankenhaus besuchen darf, Mr Harwood«, sagte sie tonlos.
    »Was? Ist ihm etwas zugestoßen?«
    »Er hat heute Morgen einen Selbstmordversuch unternommen, Mr Harwood. Ich glaube, Ihr Besuch war nicht gut für ihn.«

44
    »Ich gehe da nicht noch mal rein«, sagte Jan. »Dieser Keller ist das reinste Horrorkabinett.«
    Sie standen in Banuras Einfahrt. Dwayne zog die Handbremse an. Ein paar Häuser weiter parkte ein schwarzer Audi am Straßenrand.
    »Was soll das denn?«, sagte Dwayne. »Führst du dich so auf, bloß weil ich vorhin ein bisschen die Nerven verloren habe?«
    Ein bisschen die Nerven verloren? Du hättest mich beinahe erwürgt, du Arschloch , dachte Jan.
    »Ehrlich, Süße, es tut mir echt leid«, sagte er, aber es war ein bisschen zu dick aufgetragen. »Komm schon, wir haben die Millionen so gut wie in der Hand. Den Augenblick willst du dir doch wohl nicht entgehen lassen, oder?«
    »Ich behalte lieber solange die Straße im Auge«, erwiderte sie. »Falls etwas Unvorhergesehenes passiert, drücke ich auf die Hupe.« Als Dwayne ihr einen misstrauischen Blick zuwarf, fuhr sie fort: »Wo liegt das Problem? Du hast die Steine, du nimmst die Kohle entgegen. Glaubst du etwa, ich würde abhauen, oder was?«
    Das schien ihn zu beruhigen. »Wohl kaum.« Aber sie sah genau, dass er nach wie vor angestrengt überlegte.
    Das

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