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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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gesprochen natürlich nur, hoffe ich jedenfalls!«
    Heinisch lachte wieder, dann zog er ein Handy aus seinem Jackett. »Hier, du kannst dein Handy nehmen, ich nehm meins, du rufst ihn an, jetzt gleich, und wir machen eine kleine Konferenz.«
    »Was?«, fragte Tabori irritiert.
    »Um ihm ein bisschen bei der Arbeit zu helfen, sonst setzt er die Karre womöglich noch genauso in den Dreck wie du! – Die anderen Namen auf der Liste, du erinnerst dich? Aber vielleicht muss ich dir ein wenig auf die Sprünge helfen …« Heinisch nahm die Finger zu Hilfe, um die einzelnen Namen aufzuzählen: »Goldkettchen. Bulldozer. BuddyHollyBrille. Feuerwehrmann. Gartenzwerg und so weiter. – Na komm, so schwer ist das nicht! ›Beiß nie die Hand, die dich füttert‹, klar, das klingt nach der lächerlichen Hundeschule, vor allem weil ihr ja über Respekt auf die ganze Sache gestoßen seid, nehme ich an, aber das ist eine ganz andere Geschichte, das kann ich dir später noch erklären. Versuch mal eben, das voneinander zu trennen, vergiss die Hundeschule, vergiss auch Respekt, darum geht es nicht, denk einfach mal eine oder zwei Dimensionen größer, stell dir ein Netzwerk vor, im Sinne von ›Eine Hand wäscht die andere‹, also Schutzgeld-Erpressung, Geldwäsche, Korruption, der ganze Sumpf von Verstrickungen, angefangen im Rotlicht-Milieu – und nur da kommt Respekt ins Spiel – bis rauf in die Wirtschaft und Politik.«
    »Ich kapiere immer noch nicht, worauf du hinaus willst«, sagte Tabori und hatte das unklare Gefühl, dass Heinisch ihm tatsächlich etwas zu erklären versuchte, was ernst zu nehmen war und seine bisherige Theorie in Frage stellen könnte oderzumindest weit darüber hinausreichte. »Noch mal der Reihe nach, du behauptest, das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, die übrigen Namen auf der Liste verweisen …«
    »Auf größere Zusammenhänge, ja! Und gerade du solltest genug Phantasie haben, um zu wissen, dass es immer noch schlimmer ist, als sich Leute wie du und ich das eigentlich vorstellen möchten!«
    »Das klingt verdächtig nach irgendeiner Verschwörungstheorie, um dich selber zu schützen! Erste Frage: Wer sollen die anderen Namen auf der Liste sein? Zweite Frage: Wieso stehst du auf dieser Liste?«
    »Zu deiner ersten Frage: Du liest doch Zeitung, oder? Und wahrscheinlich, wie jeder andere auch, auch die Klatschspalten? Also, wer taucht da regelmäßig auf? Und ich meine jetzt nicht irgendeinen allseits beliebten Fernsehkoch, früheren Fußballspieler oder dummdreisten Comedy-Blödmann, der mal wieder das Hannover-Image aufpolieren soll, sondern den ganz internen Klüngel in dieser Stadt, die Typen aus der VIP-Lounge im Stadion! Um es konkret zu machen, den halbseidenen Immobilienmakler, der sich selber gerne als Visionär feiern lässt, wenn er sich mal wieder millionenschwere Kredite mit Hilfe von gefälschten Wertgutachten von Grundstücken und Immobilien erschlichen hat, den Betreiber einer Kette von Abfallentsorgungs-Unternehmen, in dessen Villen im Ausland schon die verschiedensten Minister ihre Ferien verbracht haben, den Staranwalt, dessen Markenzeichen die angebliche Originalbrille von Buddy Holly ist und der immer in der ersten Reihe steht, wenn irgendein Zeitungsjournalist sein Foto macht, nicht zu vergessen den ehemaligen Minister des Bundes, der es nachseinem unerwarteten Abschied von der Politik ohne größere Zeitverluste zum Vorstandsmitglied einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe gebracht hat, sowie den noch eher harmlosen Fraktionsvorsitzenden einer freien Wählergemeinschaft, die für Leitkultur und einzig wahre Gesinnung steht, die anderen Mitglieder schenke ich mir, ich will dich nicht unnötig langweilen.«
    »Goldkettchen«, sagte Tabori leise. »Bulldozer, Buddy-Holly-Brille…«
    »Na bitte, es geht doch.« Heinisch griff nach der Flasche und schenkte sich das Glas voll. »Und jetzt zu deiner zweiten Frage …«
    Weiter kam er nicht.
    Die Fliegentür zum Wochenendhaus wurde mit einem heftigen Ruck aufgeschoben, eine Frau in Heinischs Alter stolperte auf die Terrasse. Sie schien halb im Schlaf zu sein und trug nichts als einen bunt bedruckten Kimono, dessen Gürtel nur nachlässig geknotet war. Barfuß tappte sie die zwei Schritte bis zu Heinisch und legte ihm die Hand auf den Arm, mit dem er gerade das Glas heben wollte.
    »Du sollst doch nicht so viel trinken, Bärchen.«
    Dann erst schien sie zu realisieren, dass sie nicht mit Heinisch alleine war.
    »Oh! Wir

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