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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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Tabori den Kopf zurück und starrte an die Decke. Seine Gedanken überschlugen sich, und gleichzeitig fühlte er sich seltsam klar. Es gab überhaupt keinen Zusammenhang, da war er sich plötzlich sicher. Es gab nur eine Anwärterin, die die Situation nicht mehr ertragen hatte und reden wollte. Mit ihm. Leider. Aber er hatte nicht reagiert und jemand anders war ihm zuvorgekommen, was sie mit ihrem Leben bezahlen musste. Das war der einzig denkbare Ausgangspunkt für alles, was danach passiert war. Alles andere ergab keinen Sinn. Selbst wenn die Anwärterin durch Zufall etwas herausgefunden hätte, was sich auf Respekt und seine vagen Verbindungen zu dem Kreis ganz oben bezog, hätteihr niemand geglaubt. Sie konnte auch gar nicht die nötigen Informationen gehabt haben, um wirklich irgendjemandem gefährlich zu werden. Das hätte man eleganter lösen können. Außerdem bliebe dann immer noch die Frage, warum irgendjemand Respekt hätte foltern sollen? Und warum schließlich Damaschke entführt worden war …
    Das eine hatte nichts mit dem anderen zu tun, Respekt war nichts als ein kleines Rädchen im Getriebe, ein billiger Informant, der den großen Fischen den Rücken für ihre schmutzigen Geschäfte freihalten sollte, während sie ihn dafür unbehelligt seine kleinen Perversitäten ausleben ließen. Nur dass es Tote geben würde, war nicht einkalkuliert gewesen, und schon gar nicht, dass Respekt selber eines der Opfer sein würde. Womit plötzlich das Morddezernat in die Sache involviert war, mit Lepcke als leitendem Ermittler, der bekannt dafür war, dass er jeden Stein umdrehte, um seinen Fall zu lösen. Und der also schleunigst zurückgepfiffen werden musste, bevor er irgendwelchen Schaden anrichten konnte.
    Wobei es nie darum gegangen war, dass er vielleicht zu viel über die Praktiken bei der Ausbildung für die Hundeführer herausfinden würde, das war nichts als eine Marginalie, die man mit einem Untersuchungsausschuss in den Griff kriegen konnte, der den Fall dann mangels Beweisen nach einiger Zeit zu den Akten legen würde. Aber irgendjemand hatte Angst gehabt, dass womöglich das passieren könnte, was jetzt auch tatsächlich passiert war, dass Lepcke über Respekt auf die Verbindung zu dem Netzwerk aus Korruption und Verbrechen stoßen könnte. Deshalb war er zurückgepfiffen worden, deshalb sollte er sich ausschließlich auf die Tätersuche konzentrieren und nicht in Respekts Leben herumwühlen.Auch wenn das ein Widerspruch in sich war, der jede sinnvolle Ermittlung unmöglich machte. Aber an einem Punkt schloss sich der Kreis: Der oder die Täter mussten aus dem direkten Umfeld der Ausbildungsabteilung kommen …
    »Alles andere ergibt keinen Sinn«, sagte Tabori halblaut.
    Warren schob ihm einen frischen Espresso hin. Er wartete einen Moment, als Tabori nicht reagierte, fing er an, im Wagen auf- und abzulaufen. Als er das dritte oder vierte Mal an Tabori vorbeikam, stoppte er abrupt und sagte: »Auch wenn es vielleicht gerade nicht passt, aber wir müssten darüber reden, wie es hier so weitergehen soll, schon wegen Lisa. Ich hab ein bisschen nachgedacht in den letzten Tagen, und ich habe da eine Idee.«
    Tabori blickte irritiert hoch.
    »Schon klar, du hast den Kopf gerade mit anderen Sachen voll«, wiederholte Warren. »Aber trotzdem, lass uns …«
    Tabori sprang auf.
    »Sorry, Warren, wir machen das später, ja? Ich muss los!«
    Ohne ein weiteres Wort stürzte er zur Tür und polterte die Stufen zum Garten hinunter. Er musste mit Lepcke reden. Sie hatten einen Fall zu lösen. Sie mussten einen Mörder finden und durften keine Zeit mehr verlieren, wenn sie nicht riskieren wollten, dass ihnen die Sache noch mehr aus dem Ruder lief, als es schon passiert war. Sie würden sich auf Damaschke konzentrieren müssen, das war im Moment der Ansatzpunkt, der am aussichtsreichsten erschien.
    Damaschke hatte seine Entführung nur vorgetäuscht. Er war nie gekidnappt worden, da war sich Tabori fast sicher. Damaschke selber hatte seinen Hund aus dem Zwinger geholt und war jetzt irgendwo da draußen. Er konnte gut derMörder sein, den sie suchten, wenn auch das Motiv nicht zu erkennen war. Noch nicht, dachte Tabori, irgendetwas haben wir die ganze Zeit übersehen, aber die Puzzleteile könnten passen. Er war in Dänemark gewesen, er war hier, als Respekt gefoltert wurde und dabei zu Tode kam, er ist genau in dem Moment verschwunden, als die Ermittlungsmaschinerie anlief. Er hat irgendwo ein Versteck und wir

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