Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Karriere herumzubasteln«, räumte sie gegenüber Kissy ein. Es war ein heißer Augustsonntag, sie saßen auf einer Bank im Washington Square Garden und leckten genüsslich an ihren tropfenden Eiscremewaffeln. Im Park tummelte sich ein buntes Gemisch von Touristen, Uralt-Hippies, Halbwüchsigen mit wuchtigen Ghetto-Blastern auf den Schultern.
Nach einem halben Jahr New York schimmerte Fleurs kinnlang geschnittener Bob in der Sommersonne. Sie war knackig gebräunt und gertenschlank in den hüftbetonten Shorts. Zwischen Kissys Brauen schob sich eine steile Falte. »Wir müssen dir was anderes zum Anziehen kaufen als diesen öden Baumwollkrempel.«
»Hör auf mit dem Quatsch. Wir sprechen über meinen Job und nicht über Mode.«
»Schicke Kleidung verwandelt dich nicht automatisch wieder in das Glitter Baby.«
»Einbildung ist auch’ne Bildung.«
»Du meinst wohl, mit gutem Aussehen würdest du deinem Image schaden, was?« Sie schob ihre roten, lippenförmigen Haarspangen zurecht. »Hast du dich schon mal im Spiegel betrachtet? Husch-husch trägst du Lippenstift auf, fährst dir mit dem Kamm durch die Haare, und das war’s dann. Du bist eine Weltmeisterin im Ignorieren deines Spiegelbildes.«
»Du guckst so oft in den Spiegel. Das reicht für uns beide.«
Kissy war jedoch in ihrem Element, und Fleur vermochte nicht, sie zu stoppen. »Du kämpfst auf verlorenem Posten, Fleurinda. Die alte Fleur Savagar kann der neuen nicht das Wasser reichen. Du wirst nächsten Monat vierundzwanzig, und dein Gesicht hat etwas, was es mit neunzehn noch nicht hatte. Nicht mal diese abscheulichen Sachen können die Tatsache verschleiern, dass du jetzt einen besseren Körper hast als seinerzeit unter Modelvertrag. Ich bin ungern der Überbringer der schlechten Nachrichten, aber du hast dich von einer langweiligen Beauty zu einer klassischen Schönheit gemausert.«
»Ihr Südstaatler habt einen Hang zu Übertreibungen.«
»Okay, lassen wir das.« Kissy ließ einen Klecks Brombeersorbet auf der Zunge zergehen. »Freut mich echt, dass du dermaßen auf deinen Job abfährst. Du scheinst nicht mal Probleme mit deinem Boss Parker und diesem unsäglichen Barry Noy zu haben.«
Fleur schleckte elegant einen Tropfen Mint Chocolate Chip auf, bevor er auf ihre Shorts fiel. »Ganz im Gegenteil. Es macht mir riesigen Spaß, dass immer irgendetwas abgeht. Und ich wachse an jeder neuen Katastrophe.«
»Allmählich entwickelst du dich zu einer dieser grässlich überambitionierten Erfolgsfrauen.«
»Und ich fühle mich gut dabei.« Sie blickte über den Platz. »Als Kind dachte ich immer, mein Vater würde mich nach Hause holen, wenn ich in allem die Beste wäre. Nach dem Debakel in Hollywood verlor ich jedoch das Vertrauen in mich selbst.« Sie zögerte. »Ich glaube … allmählich habe ich mich wieder gefangen.« Sie biss sich auf die Lippe und ärgerte sich für ihre Offenheit. Mit ihrem Selbstvertrauen war es längst nicht so weit her, das merkte auch ihre beste Freundin. Zum Glück war Kissy mit den Gedanken woanders.
»Dass dir die Schauspielerei dermaßen gleichgültig ist, kapier ich nicht.«
»Du hast Sunday Morning Eclipse gesehen. Ich hätte nie einen Oscar gewonnen.« Anders als Jake. Er hatte die heiß begehrte Trophäe für das beste Drehbuch bekommen.
»Du hast die Rolle fantastisch gespielt«, beteuerte Kissy.
Fleur zog eine Grimasse. »Ich hatte ein paar gute Szenen. Der Rest war Durchschnitt. Ich fühlte mich nie besonders wohl am Set.« Um Kissys Gefühle nicht zu verletzen, ersparte sie sich die Bemerkung, dass sie die Filmerei im Grunde genommen todsterbenslangweilig fand.
»Du hast eben mit Herzblut an deiner Modelkarriere gearbeitet, Fleurinda.«
»Mit jeder Menge Ehrgeiz, aber es kam nicht von Herzen.«
»Egal, trotzdem warst du die Beste.«
»Die DNA hat halt gestimmt. Aber eigentlich wollte ich immer etwas anderes machen.« Sie zog die langen Beine ein, da ein Skateboardfahrer haarscharf an ihr vorbeikurvte. Ein Drogendealer begaffte sie unverhohlen. Sie schaute in eine unbestimmte Ferne. »An dem Abend, als Alexi und ich diese widerwärtige kleine Szene hatten, behauptete er, ich wäre ein hübsches Ausstellungsstück und sonst gar nichts. Ich könnte nichts allein bewerkstelligen.«
»Alexi Savagar ist ein Ar… Armleuchter.«
Fleur grinste über Kissys unflätigen Kommentar. »Trotzdem hatte er nicht ganz Unrecht. Ich war mir wirklich nicht im Klaren, was ich eigentlich wollte. Das weiß ich auch jetzt
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