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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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können.«
    »Das hatte ich doch alles schon gemacht«, sage ich. »Bei meinem ersten Heiratsantrag.«
    »Aber danach hattest du die Sache ja beendet. Du hättest noch einmal von vorn anfangen sollen. Ich wollte mich immer gern an einen Antrag erinnern, wie man ihn aus Romanen kennt.«
    »Möchtest du, dass ich das jetzt nachhole?«
    »Jetzt ist es zu spät. Du hast deine Chance verpasst.«
    Aber das sagt sie mit einem so koketten Unterton, dass ich kaum erwarten kann, in die Vergangenheit zurückzukehren.
    W ir unterzeichneten die Ketubba kurz nachdem wir wieder zu Hause waren, und ich heiratete Ruth im August 1 946. Die Zeremonie wurde unter der Chuppa abgehalten, wie es bei jüdischen Hochzeiten üblich ist, aber es waren nicht viele Leute anwesend. Die Gäste waren hauptsächlich Freunde meiner Mutter, die wir aus der Synagoge kannten, denn so wollten Ruth und ich es. Sie war viel zu praktisch veranlagt für eine aufwendige Hochzeit, und obwohl das Geschäft gut lief, sparten wir lieber so viel Geld wie möglich für eine Anzahlung auf das Haus, das wir zu kaufen vorhatten. Als ich das Glas mit dem Fuß zertrat und unsere Mütter klatschen und jubeln sah, wusste ich, dass die Ehe mit Ruth mein Leben von Grund auf verändern würde.
    Unsere Hochzeitsreise führte uns nach Westen. Diesen Teil des Staates hatte Ruth noch nie gesehen, und wir suchten uns das Grove Park Inn in Asheville als Unterkunft aus. Es war – und ist heute noch – eines der berühmtesten Hotels der Südstaaten, und wir hatten ein Zimmer mit Blick auf die Blue Ridge Mountains. Die Ferienanlage rühmte sich auch ihrer Wanderwege und Tennisplätze, neben einem Swimmingpool, der schon in zahllosen Zeitschriften abgebildet gewesen war.
    Doch Ruth zeigte wenig Interesse an diesen Dingen. Vielmehr bestand sie kurz nach unserer Ankunft darauf, in die Stadt zu fahren. Ich war so wahnsinnig verliebt, dass es mir gleichgültig war, was wir unternahmen, solange wir nur zusammen sein konnten. Wie Ruth war ich eben falls noch nie in dieser Gegend gewesen, wusste aller dings, dass Asheville im Sommer immer schon ein Tummelplatz der Reichen gewesen war. Die Luft war frisch, und die Temperaturen waren kühl, weshalb gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts George Washington Vanderbilt das Biltmore Estate in Auftrag gegeben hatte, damals das größte Privathaus der Welt. Andere vermögende Amerikaner folgten seinem Beispiel, und im Laufe der Zeit wurde Asheville im ganzen Süden als künstlerisches und kulinarisches Zentrum bekannt. Die Restaurants warben Köche aus Europa an, und Galerien säumten die Hauptstraße.
    An unserem zweiten Nachmittag in der Stadt begann Ruth ein Gespräch mit dem Eigentümer einer Galerie, und da erfuhr ich zum ersten Mal von Black Mountain, einem fast ländlichen Städtchen ganz in der Nähe des Hotels, in dem wir wohnten.
    Genauer gesagt erfuhr ich vom Black Mountain College.
    Ich hatte noch nie von diesem College gehört, und auch bei den meisten anderen Menschen erntete man bei der Erwähnung des Namens nur fragende Blicke. Heute, gut fünfzig Jahre nach seiner Schließung, erinnern sich nur noch wenige daran, dass es das Black Mountain College je gegeben hat. 1 9 46 aber stand es am Beginn einer fantastischen Phase – der vielleicht fantastischsten Phase eines Colleges überhaupt –, und als wir damals die Galerie in Asheville verließen, sah ich Ruth an, dass ihr der Name bereits geläufig war. Abends beim Essen fragte ich danach, und sie erzählte, ihr Vater habe im Frühling dort ein Vorstellungsgespräch gehabt und hinterher in den höchsten Tönen davon geschwärmt. Noch mehr überraschte mich, dass die Nähe zu diesem College einer der Gründe für sie gewesen war, unsere Flitterwochen hier zu verbringen.
    Mit lebhafter Miene erklärte sie mir, dass Black Mountain eine 1 9 33 gegründete Akademie sei, an der einige der bedeutendsten Vertreter der Modernen Kunstbewegung unterrichteten. Jeden Sommer gab es dort Kunstkurse, geleitet von Gastdozenten, deren Namen mir nichts sagten, und nachdem sie mir aufgezählt hatte, wer dort lehrte, begeisterte sich Ruth immer mehr für die Idee, dem College einen Besuch abzustatten, solange wir in der Gegend waren.
    Wie konnte ich da Nein sagen?
    Am folgenden Morgen fuhren wir unter einem strahlend blauen Himmel nach Black Mountain und folgten den Wegweisern zum College. Wie das Schicksal es wollte – und ich habe immer daran geglaubt, dass es Schicksal war, denn Ruth schwor,

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