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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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bewusstlos geschlagen. Als ich runterfiel, blieb ich in der Halteschlinge hängen. Er hat mich durch die Arena geschleift und mir dabei den Arm ausgekugelt, aber das war nicht das Schlimmste.« Luke kratzte sich über die Stoppeln auf seiner Wange und fuhr dann mit sachlichem, fast unbeteiligtem Tonfall fort: »Als ich auf der Erde lag, ging der Bulle noch einmal auf mich los. Es war ziemlich übel. Ich lag eine Zeit lang auf der Intensivstation, aber die Ärzte haben fantastisch gearbeitet, und ich hatte Glück. Ich habe mich viel schneller erholt, als sie erwartet hatten. Trotzdem musste ich noch ziemlich lange im Kranken haus bleiben, und danach kamen einige Monate Reha. Und meine Mutter ...«
    Er stockte, und obwohl er die Geschichte emotionslos erzählt hatte, spürte Sophia ihr eigenes Herz rasen, als sie sich seine Verletzungen vorzustellen versuchte.
    »Meine Mutter hat getan, was die meisten Mütter tun würden. Sie hat dafür gesorgt, dass ich die bestmögliche Versorgung bekam. Das Problem war nur, dass ich nicht krankenversichert war – Bullenreiter will praktisch niemand versichern, weil es so gefährlich ist. Oder zumindest war es damals so. Der Veranstalter übernimmt eine minimale Deckung, aber das reichte nicht annähernd für die Kosten meiner Behandlung. Also musste meine Mutter eine Hypothek auf die Ranch aufnehmen.« Plötzlich sah er viel älter aus, als er war. »Die Konditionen waren nicht gut, und der Zinssatz wird im nächsten Sommer neu festgesetzt. Und momentan wirft die Ranch nicht genug ab, um die dann anfallenden Darlehensrückzahlungen zu leisten. Wir schaffen es jetzt schon kaum. Seit einem Jahr zerbrechen wir uns den Kopf, wie man noch mehr Geld rausquetschen könnte, aber es geht einfach nicht. Es reicht nicht.«
    »Was bedeutet das?«
    »Dass wir verkaufen müssen. Oder die Bank die Ranch übernimmt. Und ein anderes Leben kennt meine Mutter nicht. Sie hat das Geschäft aufgebaut, und sie hat nie woanders gewohnt.« Er seufzte. »Sie ist fünfundfünfzig Jahre alt. Wo soll sie hin? Was soll sie machen? Ich bin noch jung, ich kann überallhin. Aber dass sie meinetwegen alles verliert, das kann ich ihr einfach nicht antun. Ausgeschlossen.«
    »Weshalb du wieder mit dem Bullenreiten angefangen hast«, sagte Sophia.
    »Genau. Die Preisgelder helfen, die Raten abzudecken, und wenn ich ein paar gute Jahre habe, kann ich unsere Schulden so weit senken, dass die Belastungen überschaubar werden.«
    Sophia zog die Knie an. »Warum will sie dann nicht, dass du reitest?«
    Luke sprach mit Bedacht. »Sie möchte nicht, dass mir noch einmal etwas passiert. Aber was bleibt mir denn anderes übrig? Ich will ja selbst nicht mehr reiten, es ist einfach nicht mehr das Gleiche. Aber eine andere Idee habe ich nicht. Soweit ich es überblicke, halten wir bis Juni durch, vielleicht bis Juli. Und dann ...«
    Angesichts seiner Schuldgefühle und Niedergeschlagenheit zog sich Sophias Herz zusammen.
    »Vielleicht findet ihr ja die zusätzliche Weide, die ihr braucht.«
    »Vielleicht.« Er klang nicht überzeugt. »Jedenfalls, das ist mit der Ranch los. Alles nicht so schön. Das war ein Grund, warum ich gern mit dir wegfahren wollte. Denn wenn ich mit dir hier bin, muss ich nicht daran denken. Muss ich mir keine Sorgen machen. Seit wir angekommen sind, denke ich nur an dich und daran, wie froh ich bin, dass du bei mir bist.«
    Genau wie Luke es angekündigt hatte, stieß eines der Pferde draußen ein lautes Wiehern aus. Es wurde kühler im Zimmer, die kalte Bergluft kroch durch die undichten Fenster herein.
    »Ich sehe besser mal nach dem Essen«, sagte er. »Sonst brennt es noch an.«
    Widerstrebend setzte sich Sophia auf und ließ Luke aufstehen. Sie folgte ihm in die Küche. Sie wollte ihm zeigen, dass sie da war, um ihn zu trösten, nicht weil er es brauchte, sondern weil sie es wollte. Die Liebe, die sie für ihn empfand, änderte alles, und das sollte er spüren.
    Er rührte im Chili, als sie sich hinter ihn stellte und ihm die Arme um die Taille schlang. Unwillkürlich richtete er sich gerader auf, und sie drückte ihn sanft. Er drehte sich um und zog sie an sich. Lange Zeit hielten sie einander einfach nur fest.
    Er fühlte sich gut an. Sie spürte sein Herz schlagen, hörte den weichen Rhythmus seines Atems. Sie schmiegte das Gesicht an seinen Hals, sog seinen Duft ein und wurde plötzlich von einem Verlangen durchströmt, wie sie es noch nie erlebt hatte. Langsam küsste sie seinen Hals und

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