Kein Wort mehr ueber Liebe
Museum für Naturgeschichte mit seiner Gesteinsammlung, das Museum für Wikingerschiffe, in Bygdøy. Dann hatte er sich verabschiedet. Er müsse am nächsten Morgen früh aufstehen.
Als Louise sich ins Bett gelegt hatte, war Romain noch nicht zurück. Ein halbes Noctimax hatte ihr beim Einschlafen geholfen.
Am nächsten Morgen hatte sie die Einladung abgelehnt, sich der Gruppe der Ehepartner anzuschließen. Sie hatte sichmit ein paar Büchern in der Tasche ganz allein in die Stadt vorgewagt, war auch durch die Boutiquen gezogen, hatte sich einen Schal gekauft. Den Ratschlägen Alains folgend hatte sie zuerst die Wikingerschiffe, die »Drakkar«, dann die Edelsteine und Achate bewundert, bevor sie zu Mittag am Hafen Elchfleisch aß. Sie hatte einen Spaziergang im Vigeland-Park gemacht und war mit einem Ausflugsboot für Touristen durch den Fjord von Oslo getuckert. Sie war abends heimgekommen, spät zwar, aber noch rechtzeitig zum Abendessen, wo sie sich erneut gelangweilt hatte. Sie hatte beschlossen, nach Paris zurückzufahren. Am nächsten Morgen gab es einen Flug, den würde sie nehmen. Romain hatte versucht, sie davon abzubringen, aber ohne wirklich zu insistieren. Sie war entschlossen:
– Du sagst ihnen einfach, dass Judith krank ist, oder Maud, und dass ich mir Sorgen mache. Ich werde meinen Koffer packen, vielleicht noch einmal schwimmen gehen. Lass dir Zeit, Schatz.
Sie war direkt zum Schwimmbad hinaufgefahren. Der belgische Ingenieur zog seine Bahnen. Alain hatte sie fröhlich begrüßt, hatte sich auf den Liegestuhl neben dem ihren gelegt. Sie hatte ihm von ihrem Tag erzählt, von den Wikingerschiffen und dem geräucherten Elchfleisch. Alain strahlte eine innere Heiterkeit aus, die beruhigend wirkte. Lange hatten sie geredet, wie alte Freunde. Er erzählte sein Leben, ohne es zu beschönigen. Seit kurzem geschieden, ein fast zwanzigjähriger Sohn, ein Beruf, der ihn ganz in Anspruch nahm, ein kranker Vater – Krebs. Die Trennung von seiner Frau war heftig gewesen, schmerzhaft, er hatte angefangen zu trinken, aber rechtzeitig aufgehört. Alain war einfach, stark, er war sowie seine Art zu kraulen: kräftig und regelmäßig. Sein offener Blick richtete sich auf Louises Beine, ihren Bauch, ihre Brüste. Es missfiel Louise nicht, ihm zu gefallen, auch wenn sie ihn überhaupt nicht anziehend fand.
Er schickte sich an, das Schwimmbad zu verlassen, sein Gesicht hatte sich aufgehellt:
– Sagen Sie, Louise, morgen früh mache ich für ein norwegisches Ehepaar eine Führung durch eine Fabrik in Holmestrand. Hätten Sie Lust, mit uns zu kommen, um zu sehen, wie Aluminium im Hochofen schmilzt? Das ist wirklich beeindruckend. Wir fahren um 9 Uhr 15 ab, es ist nur eine Stunde mit dem Auto, und Sie sind früh am Nachmittag wieder zurück, nach einem Mittagessen am Staudamm. Sie werden sehen, es ist ein sehr reines Aluminium, genau das, welches man für den Airbus benutzt.
Seine Begeisterung war ansteckend. Sie hatte das Flugzeug um 11 Uhr 20 vergessen, das angeblich kranke Kind. Sie war ganz ehrlich entzückt. Sie hatte zugesagt.
Sie hatten das Schwimmbad zusammen verlassen. Im Aufzug hatte sie plötzlich das Verlangen verspürt, von diesem stämmigen Mann, der ihr im Grunde missfiel, in sein Zimmer geschleift, auf sein Bett geworfen und entkleidet zu werden. Sie würde seinen großen Penis in die Hand nehmen, in den Mund, ihn sicher anflehen, sie zu nehmen, derbe Worte ausstoßen, während er tief in sie eindringen würde. Alles Dinge, die so gar nicht ihren Praktiken entsprachen, aber die Abwesenheit von Liebe und die norwegische Nacht hätten sie auf wundersame Weise ermöglicht.
Sie war in ihre Etage hinuntergefahren, hatte sich ins Bett gelegt. Sie hatte das Licht gelöscht und sich im Dunkelnbis zum Höhepunkt gestreichelt. Als Romain zurückkam, schlief sie.
Am nächsten Morgen nahm sie den Flug Oslo – Paris der Norwegian Air, ein Airbus aus Alains Aluminium. Sie hatte ihm einen Gruß an der Rezeption hinterlassen, in dem sie sich wegen ihres überstürzten Aufbruchs entschuldigte: Maud war krank. Ende August hatte Alain ihr in der Kanzlei, die Adresse hatte er herausgefunden, eine Nachricht hinterlassen: Er war in Paris, hätte sie gerne wiedergesehen. Anfang September hatte er noch ein- oder zweimal angerufen. Sie hat nie mehr Kontakt mit ihm aufgenommen.
STAN UND SIMON
– Und, Herr Doktor, ist es schlimm?
In Simons Stimme liegt der lächelnde Ton einer schon alten Freundschaft. Gegenüber Stan
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