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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Geschichte hier kriegen wir schon hin. Es ist zumindest lustig – vor allem mit Pierre und Gesa   –, und das mit dem Kochen wird auch irgendwie gehen. Da mache ich mir jetzt überhaupt keinen Kopf.«
    Meine Antwort kam als Retourkutsche für ihre Kritik. »Du machst dir nie einen Kopf. Das hast du früher schon nicht getan.
     Du willst immer alles so spontan lösen, das geht abernicht immer. Manchmal muss man Dinge auch planen und überdenken. Du haust immer alles so hin.«
    Ines war weniger empfindlich als ich. Sie antwortete freundlich.
    »Dafür machst du dir dauernd einen Kopf. Du denkst und planst und überlegst und denkst wieder. Bis es richtig kompliziert
     wird. Und dann gerätst du in Hektik. Und haust es auch hin. Ich brauche nur weniger Zeit für dasselbe Ergebnis. Und bin dabei
     wesentlich entspannter.«
    »Wenn du jetzt wieder mit meiner Zornesfalte anfängst, stehe ich auf und gehe ins Bett.«
    »Das wirst du sowieso irgendwann tun. Damit musst du mir nicht drohen. Außerdem ist mir deine Falte ehrlich gesagt ziemlich
     egal. Aber jetzt sei doch mal ein bisschen lässiger. Wir kriegen das alles nur hin, wenn wir improvisieren, das ist dir doch
     wohl klar. Dabei kann es ja auch ab und zu mal lustig zugehen. Und wer weiß, wozu das alles noch gut ist.«
    Statt zu antworten atmete ich nur tief durch. Ines blickte in meine Richtung, dann stützte sie ihre Hand auf mein Bein und
     stand auf.
    »Ich gehe wieder ins Bett. Falls du dir übrigens noch Gedanken über das Buffet morgen machen solltest, ich habe einfach mal
     in die Kühltruhe geguckt. Da liegen Leberkäse und Weißwürste und Laugenbrezeln zum Aufbacken. Wir machen einfach einen bayerischen
     Abend. Vielleicht fällt uns ja auch noch ein, wie Oma diesen Wurstsalat gemacht hat. Irgendwas war daran auch bayerisch, und
     da sind noch Reste vom Aufschnitt. Also, gute Nacht.«
    Sie ließ die halb leere Wasserflasche auf der Fensterbank stehen und ging. Ich sah ihr nach und überlegte, was Oma noch dafür
     verwendet hatte. Dann fiel es mir ein: Gewürzgurken. Und Zwiebeln. Und eine bestimmte Menge Essig und Öl. Wir würden den hinkriegen.
     Ganz sicher.

»Was ist denn jetzt mit dem Rührei?« Gesa stand plötzlich hinter mir, ich rutschte mit dem Messer ab und schnitt das Brot
     schief. »Es sind schon fünf Gäste im Frühstücksraum, und das Büffet ist erst zur Hälfte aufgebaut.«
    Ich ließ das Messer fallen und drehte mich zu Ines um, die mit einer Gabel Muster auf die Butter malte.
    »Du wolltest die Eier machen. Lass doch mal diese Albernheiten mit der Butter.«
    Meine Schwester zog eine letzte Linie und stellte die Butterteller auf das Tablett.
    »Das sieht sehr schön aus, das Auge isst mit.«
    »Ja«, Gesa schob sie zur Seite, »wenn was zu essen da ist. Es fehlen noch Eier, Butter und die kleine Wurstplatte. Jetzt beeilt
     euch doch mal.«
    Ich nahm die Pfanne vom Regal und knallte sie auf den Herd. Ich war so müde, dass ich kaum denken konnte. Ich hatte fast nicht
     geschlafen. Nachdem ich endlich im Bett gelegen hatte, fingen meine Gedanken an zu kreisen. Von Marleen zu Johann, von Dubai
     nach Schweden, vom Frühstücksbuffet zum bayerischen Buffet, von Gesa zu Adelheid. Ich warf ein Stück Butter in die Pfanne
     und fragte Gesa: »Wo bleibt Adelheid eigentlich? Ich denke, sie kommt immer um acht.«
    Zwei Eierschalen fielen auf den Boden, Ines trat darauf, als sie mir die Milch reichte. Sie schob sie mit dem Fuß ein Stück
     zur Seite.
    »Pass doch mal auf. Ich mach jetzt die Wurstplatte, dann haben wir alles, oder?«
    »Was ist denn jetzt mit Adelheid?«
    »Was soll mit mir sein?« Die tiefe Stimme kam von der Tür, Ines und ich drehten uns sofort um. »Wie sieht das denn hier aus?«
    Ich hatte sie mir völlig anders vorgestellt. Hatte gedacht, sie wäre klein, pummelig, mit weißen Löckchen, praktischen Kitteln
     und einem lieben Gesicht. Stattdessen war sie knapp einen Meter achtzig groß, hatte graue, kurze Haare, ein breites Kreuz,
     große Hände und Füße und eine Stimme wie ein Mann. Sie ließ den Korb, den sie in der Hand hatte, fallen und stemmte mit einem
     missbilligenden Gesichtsausdruck die Hände in die Hüften. »Hier ist ja alles durcheinander. Da liegen Eierschalen auf dem
     Boden. Was für eine Sauerei. Nehmt mal einen Besen! Und die Butter in der Pfanne ist heiß, das riecht man doch. Die Eier müssen
     da rein.«
    »Guten Morgen, Adelheid«, Gesa ging mit einer Platte an ihr vorbei, »wir müssen uns

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