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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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Christians Zimmer. Er hatte ein Prisma im Fenster hängen und ich beobachtete die Regenbogen auf der Wand.
    Als ich sie noch einmal schreien hörte, wusste ich, dass mein Vater den Nagel rausgezogen hatte.
    Als mein Dad mich fand, trug er mich in mein Zimmer und ich klammerte mich an ihn. Ich erinnere mich noch an kaum etwas, das er gesagt hat, außer: »Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie mir dich wegnimmt. Was hätte ich sonst tun sollen? Willst du nicht bei deinem Dad bleiben?«
    Und das wollte ich. Selbst dann wollte ich das.
    Was wäre das Leben ohne ihn? Er war der Klebstoff, der uns zusammenhielt. Er war der Mittelpunkt unseres Lebens; er bestimmte, was zum Abendessen auf dem Tisch stand, wo wir im Urlaub hinfuhren, welche Schule wir besuchten. Würde unsere Familie nicht aus ihrer Umlaufbahn geworfen werden, verloren und orientierungslos, wenn wir unseren Kurs nicht mehr auf ihn ausrichteten?
    In der Dämmerung kippte er die Recyclingtonne aus und ging eine Chicago Tribune nach der anderen durch, bis er die Ausgabe gefunden hatte, die er suchte. Er schnitt einen Zeitungsartikel über einen Mann aus, der von der Anklage freigesprochen worden war, seine Frau umgebracht zu haben. Ich beobachtete, wie die Schere sauber das Papier zerschnitt und er vor sich hin lächelte. Er ging mit einer Taschenlampe in die Garage und las meiner Mom den Artikel vor. Ich hörte, wie er ihr erzählte, dass er seine Verteidigung schon geplant hätte und dass er wüsste, wie er davonkommen könnte.
    Zur Abendessenszeit war ich ganz ausgehungert, denn ich hatte ja nur Schoko-Chips zum Mittag gegessen, und ich dachte daran, wie es draußen sein musste und wie hungrig Christian und meine Mom sein mussten. Er weigerte sich, ihnen etwas zu essen zu bringen, aber ich fragte, ob ich es tun könnte. Er dachte darüber nach und sagte dann, er wäre stolz, dass ich mich so loyal verhielte. Also schmierte ich etwas Brot mit Erdnussbutter und Marmelade und schenkte ihnen beiden ein Glas Milch ein. Ich schälte ein paar Karotten, zog ihre dünne, brüchige Haut ab, bis das hellorange Fleisch darunter zum Vorschein kam. Ich stellte das Essen und die Getränke auf ein Tablett und balancierte es vorsichtig mit einer Hand, als ich die Tür öffnete.
    Ich trat in die fensterlose Garage. Trotz der Dunkelheit konnte ich meine Mom ausmachen. Sie war auf dem Boden zusammengesackt, aber von Christian war nichts zu sehen, nicht einmal ein Schatten. Ich blieb zögernd in der Tür stehen, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Als ich den ersten Schritt in den Raum machte, tauchte Christian aus dem Nichts auf und ich sprang vor Schreck zur Seite, als er nach einem Sandwich griff. Ich starrte in seine Augen, die fremd und unergründlich wirkten. Gestern, vor dem Kartenspiel, hatte ich noch jeden Ausdruck gekannt. Doch dieser war neu. Hunger und Panik und Verzweiflung lagen darin. Als er noch einmal den Arm ausstreckte, diesmal um nach mir zu greifen, ließ ich das Tablett fallen. Es fiel scheppernd zu Boden, und während ich zurück ins Haus rannte, hörte ich Glas zerspringen. Mein Vater war in einem anderen Zimmer und er kam heraus, als ich hereinkam. Ich rannte geradewegs auf ihn zu und drückte mein Gesicht an seine Taille. Kalt spürte ich seine Gürtelschnalle an meiner Wange. Ich roch sein Aftershave, als sich seine Arme um mich schlossen.
    »Lass dir von ihnen keine Angst machen«, sagte er. »Es ist nur Schwäche, aber du bist stark, nicht wahr? Ja, das bist du. Du bist stark.«
    Ich nickte. Ich hoffte, dass ich es war. Ich hoffte, dass ich nicht auch so enden könnte, mit Hunger und Panik und Leid in den Augen. Die Arme meines Vaters hielten mich fest und ich entspannte mich in ihnen.
    Am nächsten Morgen ließ er sie zurück ins Haus und ein paar Tage später kam eine Immobilienmaklerin vorbei. Ihr wurde erzählt, meine Mutter hätte sich beim Ausnehmen eines Hühnchens in die Hand geschnitten. Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte, bis wir umzogen, aber am ersten Abend in unserem neuen Haus kam ich in das Schlafzimmer meiner Eltern. Meine Mutter saß in einem Schaukelstuhl, mein Vater hatte den Kopf auf ihren Schoß gelegt.
    Er sah zu ihr auf und sagte: »Bitte verlass mich nicht. Ich will das nicht noch mal machen müssen.«
    Sie drückte seinen Kopf zurück auf ihre Schenkel und streichelte ihm über das Haar.
    Als sie mich an diesem Abend ins Bett brachte, sagte ich: »Lass uns hierbleiben. Das Haus ist schön. Mein

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