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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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Schnurren und Jaulen des Pärchens. Sie fühlten sich so sicher, als wären es Pinguine, die vor ihnen den Zeugungsakt vollzogen. Als sie die Szene abgedreht hatten, entspannten sich alle. Sie schauten sich an und sagten nur: Das war’s, lasst uns abbauen und uns zurückziehen.
    Es geschah, was geschehen musste. Mit der aufkommenden Entspannung schwand die Konzentration. Ein Assistent stand auf, ging ganz relaxt Richtung Jeep. Er bemerkte nicht einmal, dass er dabei noch näher als zuvor an die Löwen herankam. Zu nah. Jetzt wurde dem Männchen das Treiben der Zweibeiner zu bunt. Auch ein Indisches Löwenmännchen hat eine Toleranzgrenze, die nicht überschritten werden darf. Wer will schon in Liebesangelegenheiten gestört werden? Der Kater sprang von der Katze runter, fauchte, und es stand auf Messers Schneide, ob er dem Assistenten eine langt. Der war immer noch so entspannt, als wären sie mit dem Filmen einer Amsel am Vogelhäuschen fertig. Wenn er indes die Pranke zu spüren bekommen hätte, wäre es um ihn geschehen gewesen. Doch der Prankenhieb blieb aus. Ein Tropfen hätte genügt, um das Fass zum Überlaufen zu bringen und eine Katastrophe auszulösen.
    Jörg ist bei meiner Erzählung ganz unruhig geworden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er etwas Wichtiges zu sagen hat: »Elefanten sind intelligenter als Löwen. Die zeigen nicht nur ihre Gefühle und trauern sogar um ihre Toten. Elefanten sind mit einem unglaublichen Erinnerungsvermögen ausgestattet. Sie erkennen Personen, die ihnen Gutes oder Schlechtes angetan haben, nach Jahren wieder.«
    Dann zeigt er sich wieder einmal von seiner besserwisserischen Seite. »Bei denen sollte die ›Konservendosen-Methode‹ tunlichst vermieden werden«, fährt er fort, »die begreifen sehr wohl, dass sich Leute im Inneren des Wagens befinden. Wenn denen das gerade nicht in den Kram passt, stören sie sich schon mal daran und machen die Konserve platt – samt Inhalt.«
Mit Vollgas durch die Hitze – Loxodonta africana
    »Nicht schon wieder!«, stöhnen die beiden Tierfilmer Jens Westphal und Thoralf Grospitz im Duett. Eine Elefantenherde lagert in der Nähe der Piste, die sie, wie so oft in diesen Tagen, nehmen müssen, um zu ihrem Drehort zu gelangen. Den Elefantenbullen sehen sie schon von Weitem. Der hat sie längst gehört und schaut in ihre Richtung. Er ist in Paarungsstimmung und mag es überhaupt nicht, dass Zweibeiner in Blechbüchsen an seiner Herde vorbeiröhren. Die Elefantenkühe sind heiß – und er noch viel mehr. Grund genug für einen eifersüchtigen Bullen, nicht nur jeden echten Konkurrenten, sondern alles, was kreucht und fleucht, zu vertreiben. Unter letztere Kategorie fällt auch der altersschwache Landrover mit Thoralf Grospitz und Jens Westphal an Bord.
    Schon am ersten Tag, als sie hier entlangfuhren, sahen sie den Bullen aus größerer Entfernung. Sie erkannten sofort: Paarungsstimmung! In die Reichweite dieses hormonell übersteuerten Bullen vorzudringen war gefährlich. Und richtig, der begab sich auch gleich auf Abfangkurs. Jens Westphal und Thoralf Grospitz dachten aber nicht im Geringsten daran, sich zum Spielball des liebestollen Elefanten zu machen. Sie begriffen, dass sich der Bulle abreagieren wollte. Das Gaspedal wurde durchgetreten. Mit Vollgas entkamen sie knapp dem auf sie zustürmenden Trompeter.
    Am nächsten Tag lagerte die Herde an derselben Stelle. Der Bulle hatte sie längst bemerkt. Sie fluchten. Was nun? Sie mussten doch unbedingt zu ihrem Drehort. Doch dieses Mal hatten sie einen Trick auf Lager: Sie fuhren erst ganz langsam die Piste entlang. Der Elefant begab sich gemächlich auf Abfangkurs. Die Winkelberechnung schien ihm keine Schwierigkeiten zu bereiten. Als die Kameramänner relativ nahe an den Punkt herankamen, an dem sie mit ihm ein unfreiwilliges Tête-à-Tête haben würden, gaben sie im letzten Moment Vollgas und brausten mit aufheulendem Motor davon. Tag für Tag wiederholte sich von da an dieses Ritual. Und jedes Mal stellte sich ihnen die bange Frage, ob der Bulle es irgendwann lernen würde, dass sie ab einem bestimmten Punkt Vollgas gaben. Er lernte es nicht, ansonsten hätten die beiden mir die Geschichte nicht erzählen können. Auch die alte Gurke von Landrover verzichtete auf einen Aussetzer im falschen Moment. Ein ungewolltes Abenteuer! Beide betonen, dass sie sich liebend gerne diese wiederholten Begegnungen geschenkt hätten, die stets ein mulmiges Gefühl hinterließen.
    »Mit Elefanten

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