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Keine Zeit für Vampire

Keine Zeit für Vampire

Titel: Keine Zeit für Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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schwenkte die Hand energisch durch das Gebilde, um zu sehen, ob sie sich dadurch verflüchtigte.
    Kleine Ärmchen aus Nebel schwebten von der Wolke weg und verpufften, doch die Lücken schlossen sich sofort wieder.
    »Damit komme ich in den National Geographic. « Ich umrundete die Wolke und fotografierte sie aus allen Winkeln. »Die werden sich um diese Fotos reißen, selbst wenn es sich lediglich um Sumpfgas handeln sollte – was meiner Ansicht nach mitten in den Bergen eher ungewöhnlich wäre. Die Bilder werden bestimmt spektakulär.«
    Da ging mir ein Gedanke durch den Kopf – vielleicht hielten die Einheimischen den Wald ja genau wegen dieser Erscheinung für verflucht. Ich ließ die Kamera sinken und betrachtete die Wolke eingehend.
    »Ein wirklich seltsames Phänomen. Wenn jemand abergläubisch oder zumindest leicht zu verängstigen ist, könnte er dich durchaus für ein Gespenst halten. Aber du bist kein Gespenst. Du bist nur eine Wolke«, erklärte ich der merkwürdigen Anomalie und trat noch näher heran, um meinen Arm ganz durch sie hindurchstecken zu können. »Ob ich wohl ein Foto von meinem Arm machen kann, wie er auf der anderen Seite wieder herauskommt?« Ich stellte das Objektiv ein und beugte mich vor, um genau das umzusetzen, als mir plötzlich der Boden unter den Füßen wegzurutschen schien und ich vornüberkippte.
    Ich schrie auf und streckte die Hände vor, um meinen Sturz abzufangen. Dabei flog mir die Kamera aus der Hand. Ich stieß noch einen Fluch aus, bevor ich in einem bodenlosen Abgrund aus Schwärze versank.
    Um mich herum war nichts. Zumindest hatte ich diesen Eindruck, als ich endlich wieder zu mir kam. Ich setzte mich auf und verspürte sofort pochende Schmerzen in Kopf und Mund.
    »Autsch.« Ich hockte mich auf die Fersen und betastete meinen Mund. Dann zog ich die Hand zurück, um zu sehen, ob Blut an meinen Fingern war.
    Doch ich konnte sie nicht sehen. Da begriff ich, dass die Schwärze um mich herum nichts mit meiner Ohnmacht zu tun hatte, sondern dass plötzlich die Nacht hereingebrochen war. Einfach so, mitten am Tag. Ich sah zum Himmel auf, wo kalt und silbrig blau die Sterne funkelten. »Heiliges Bizarrorama, Batman.« Ich ließ meinen Blick über die Bäume wandern, die die kleine Lichtung säumten.
    Der Wind rauschte durch die Äste und verursachte auf meinen nackten Armen eine Gänsehaut. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Finger aus Ebenholz schimmerten im Mondlicht und streckten sich nach mir aus. Langsam erhob ich mich. Ich fühlte mich, als wäre ich durch einen Spiegel in eine andere Welt gestürzt. »Nur ist das hier keine andere Welt«, ermahnte ich mich laut und durchschnitt mit meiner Stimme die samtige Stille der Nacht. »Alles ist noch genauso wie vorher, nur dass es inzwischen Nacht geworden ist. Wahrscheinlich habe ich mir den Kopf gestoßen und das Bewusstsein verloren. Oh Gott, Gretl ist sicherlich schon außer sich vor Sorge …« Ich drehte mich suchend nach meiner Kameratasche um, in der das Handy und die Geldbörse steckten, doch diese Bewegung war etwas zu viel für mein benommenes Gehirn. Ich wankte, stolperte rückwärts über einen Stein und landete unsanft auf dem Hintern.
    »Heiliges Kanonenrohr! Okay. Noch ein Versuch, aber diesmal schön langsam.« Ich wartete, bis der Schwindel nachließ, und rappelte mich wieder hoch, wischte mein Kleid ab und inspizierte dann die nähere Umgebung.
    Da waren nur Gras, Erde, Kiefernnadeln und die wabernde Wolke, die ich in der Dunkelheit aber kaum noch ausmachen konnte. »Die Tasche muss da sein. Ich habe sie doch hier abgestellt, bevor ich anfing zu fotografieren.« Ich tastete suchend über den Boden. Das Mondlicht war hell genug, um zumindest schemenhaft etwas erkennen zu können, doch ich entdeckte nichts, was auch nur annähernd nach meiner Fototasche oder der Kamera aussah.
    »Was zum … jemand muss sie, während ich ohnmächtig war, gestohlen haben!« Die Empörung über diese Erkenntnis versetzte mir einen derartigen Adrenalinstoß, dass meine Benommenheit verflog und ich wieder in Fahrt kam. Noch ehe ich meiner Empörung in Form von Flüchen und Schimpftiraden ausreichend Luft gemacht hatte, war ich auch schon aus dem Wald gelaufen und auf die Straße zugeeilt. »Wenn ich denjenigen, der mich bewusstlos im Wald liegen gelassen hat, jemals in die Finger kriege, wird er sein blaues Wunder erleben, das schwöre ich. Hey! Was ist denn mit der Straße passiert?«
    Im silbrig blauen Mondlicht sah

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