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Keine Zeit für Vampire

Keine Zeit für Vampire

Titel: Keine Zeit für Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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das noch zur Livree seines letzten Arbeitgebers gehörte. An seinen Fingern glitzerten massenhaft Ringe, die mit Edelsteinen von zweifelhafter Echtheit besetzt waren. In einer Hand hielt er ein Spitzentaschentuch, mit dem er bei jedem seiner Worte wedelte und Puderwölkchen produzierte.
    »Meine Name es lautet Robert und nischt das banale englische Robbie.«
    Imogen zupfte an Nikolas Arm. »Ist sie eine Freundin von dir? Wieso ist sie mit Heinrich zusammengestoßen? Kennst du sie schon lange?«
    »Mein Vater, er geheißen ebenfalls Robert«, erklärte Robert mit einem überheblichen Schniefen und zog beim Anblick der ohnmächtigen Frau blasiert die Lippe nach oben. »Das ist Familienname, Monseigneur, eine fransösische Familienname.«
    »Ich werde sterben, glaubt mir, wenn ich die Andrasburg verlassen muss, werde ich sterben! Das wäre glatter Mord!«, lamentierte Frau Leiven in einem fort, schlug die Hände zusammen und tänzelte dabei um Nikola herum.
    »Und wenn du Louis XIV. heißen würdest – hol gefälligst meinen Koffer aus der Kutsche und bring meine Sachen auf mein Schlafzimmer! Imogen, hör auf der Stelle auf, so einen Wirbel zu veranstalten und tu, wie ich dir geheißen habe. Und Frau Leiven, wenn Sie weiterhin so einen hanebüchenen Unfug reden, werde ich Sie womöglich tatsächlich aus dem Haus jagen.«
    »Aaaah«, schrie die Gouvernante gequält auf und raufte sich die Korkenzieherlocken. Imogen flatterte um sie herum und versicherte ihr wiederholt, dass ihr nichts dergleichen widerfahren würde.
    Nikola drückte die Unbekannte fester an seine Brust und ärgerte sich, dass niemand seinen Anordnungen Folge leistete. Er war der Baron und Herr des Hauses. Beim Allmächtigen, wie oft hatte er das seinen Kindern und Angestellten schon gepredigt. Dass diese Tatsache stets und ständig von allen missachtet wurde, war mehr, als ein normaler Mann ertragen konnte. Allerdings konnte man sein Handeln in der letzten halben Stunde nicht gerade als normal bezeichnen, dachte Nikola bei sich, und betrachtete erneut den warmen Körper, der sich an seine Brust schmiegte. Ein Mann, der bei Verstand war, schleppte wohl keine Frauen fragwürdiger Herkunft, die sich auch noch vor sein Pferd warfen, in sein Heim.
    Oder vielleicht doch? Wenn sich die Gelegenheit bot? Schließlich hatte sich Nikola noch nie in einer vergleichbaren Situation befunden. Er überlegte angestrengt, welchen seiner Bekannten er in dieser Angelegenheit konsultieren und um Rat fragen könnte, als ihm schlagartig bewusst wurde, dass er schon wieder mit sich selbst disputierte.
    »Imogen!«, sagte er laut, stieg die Treppe hinauf und betrat die große Halle.
    »Ja, Papa?«
    »Diskutierst du manchmal mit dir selbst?«
    »Diskutieren?«
    »Ja. Diskutieren. Verhandeln. Debattieren.«
    »Mit … mir selbst ?«
    »Ja, mit dir selbst.«
    »Du meinst, ob ich lauthals mit mir selbst streite?«
    »Ja. Manchmal spielt sich die Auseinandersetzung allerdings auch nur in deinem Kopf ab.«
    Imogen hatte sich an seine Seite gesellt, als er durch die Halle auf die Treppe zuschritt, und schien sichtlich verwirrt. »Nein, Papa, das tue ich nicht.«
    »Aha.« Möglicherweise betraf dieses Phänomen ja nur den männlichen Teil der Familie. Oder es lag doch am Fluch. Dann wäre Benedikt wahrscheinlich ebenfalls betroffen. »Ich werde Benedikt schreiben und ihn fragen«, beschloss Nikola, nickte mit dem Kopf und stieg die Treppen hinauf. Die anderen fünf Angehörigen seines Haushalts folgten ihm auf dem Fuß.
    »Der Herr ist wohl bekloppt geworden«, unkte Ted Junior, der Sohn des Kutschers, der als Stallbursche fungierte.
    Ein lautes Klatschen, gefolgt von einem gepeinigten Aufschrei, war die Reaktion darauf.
    »Junge, hüte deine Zunge. Master Nick ist nicht bekloppt, er ist einfach nur exzentrisch. Das sind alle großen Herren«, erklärte der alte Ted, wandte sich um und schob seinen Sohn vor sich her zur Tür. »Du kommst jetzt mit und hilfst mir, den alten Heinrich auszuspannen. Du weißt doch, wie gereizt er reagiert, wenn er nicht sofort versorgt wird …« Ihre Stimmen verklangen allmählich, während Nikola die beiden Treppenabsätze hinaufstieg und in den Flügel abbog, in dem sich die Gemächer der Familie befanden. Er ging an seinem eigenen Schlafgemach vorbei, dann an dem seiner verstorbenen Frau und blieb schließlich vor der dritten Tür stehen.
    »Aufmachen!«, befahl er.
    Eine kleine Person mit Schlafhaube, aus der sich einige rote Haarsträhnen befreit

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