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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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ja.«
    »Hast du ihn erschossen?«
    »So wird das nichts, Marc.«
    »Was wird nichts?«
    »Du bist jetzt schon sauer.«
    »Ich will nur wissen, ob du deinen Mann erschossen hast.«
    »Ich will es auf meine Art erzählen, okay?«
    Ihre Stimme klang eisern. Ich machte einen Rückzieher und zuckte die Achseln. Wie du meinst. »Als er gestorben ist, bin ich fast durchgedreht. Ich wurde gezwungen, zu kündigen. Alles, was ich hatte – meine Freunde, meine Arbeit, großer Gott, mein ganzes Leben –, war mit dem FBI verknüpft. Jetzt war es weg. Ich habe angefangen zu trinken. Ich bin immer tiefer in eine Depression gerutscht. Bis ich ganz unten war. Wenn man ganz unten ist, versucht
man alles, um wieder nach oben zu kommen. Man greift nach jedem Strohhalm. Und dabei wird man immer verzweifelter.«
    Wir wurden etwas langsamer, weil wir uns einer Kreuzung näherten.
    »Ich kriege das nicht so raus, wie ich es meine«, sagte sie.
    Dann war ich von mir selbst überrascht. Ich unterdrückte meine Wut und legte meine Hand auf ihre. »Erzähl einfach weiter, okay?«
    Sie nickte und fuhr mit gesenktem Blick fort, wobei sie meine Hand anstarrte. Ich ließ sie dort liegen. »Irgendwann nachts, als ich zu viel getrunken hatte, hab ich deine Nummer gewählt.«
    Ich erinnerte mich an das, was Regan mir von der Liste der Anrufe erzählt hatte. »Wann war das?«
    »Ein paar Monate vor dem Überfall.«
    »War Monica am Apparat?«, fragte ich.
    »Nein. Dein Anrufbeantworter. Ich – ich weiß, wie albern das klingt – ich habe eine Nachricht für dich hinterlassen.«
    Langsam zog ich meine Hand zurück. »Was genau hast du gesagt?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich war betrunken. Ich habe geweint. Ich nehme an, ich habe gesagt, dass ich dich vermisse und hoffe, dass du zurückrufst. Ich glaube nicht, dass ich noch weiter gegangen bin.«
    »Ich habe die Nachricht nie erhalten«, sagte ich.
    »Das ist mir inzwischen auch klar geworden.«
    Etwas klickte in mir. »Das heißt«, sagte ich, »Monica hat sie abgehört.«
    Ein paar Monate vor dem Überfall, dachte ich. Damals war Monica vollkommen verunsichert gewesen. Und in der Zeit hatten wir auch ernsthafte Probleme miteinander gehabt. Mir fiel noch mehr ein. Zum Beispiel, wie oft Monica damals nachts geweint hatte.

    Ich erinnerte mich, dass Edgar mir erzählt hatte, dass sie zum Psychiater gegangen war. Und ich, der ich von alldem nichts gewusst hatte, war mit ihr in Lennys und Cheryls Haus gegangen und hatte sie mit dem Foto konfrontiert, auf dem meine Exfreundin zu sehen war – meine Exfreundin, die nachts bei uns angerufen und gesagt hatte, dass sie mich vermisste.
    »Mein Gott«, sagte ich. »Kein Wunder, dass sie einen Privatdetektiv angeheuert hat. Sie wollte wissen, ob ich fremdgehe. Wahrscheinlich hat sie ihm von deinem Anruf und unserer gemeinsamen Vergangenheit erzählt.«
    Sie sagte nichts.
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Rachel. Was wolltest du vor dem Krankenhaus?«
    »Ich war in New Jersey, um meine Mutter zu besuchen«, fing sie an. Sie sprach jetzt stockend. »Ich hatte dir doch erzählt, dass sie sich in West Orange eine Wohnung gekauft hat.«
    »Und? Willst du mir erzählen, dass sie als Patientin bei uns im Haus lag?«
    »Nein.« Wieder schwieg sie. Ich konzentrierte mich aufs Fahren. Fast hätte ich aus alter Gewohnheit das Radio angestellt, um überhaupt irgendwas zu tun. »Muss ich das wirklich noch sagen?«
    »Ja, ich denke schon«, sagte ich. Aber eigentlich war es mir klar. Ich hatte begriffen.
    Ihre Stimme klang vollkommen leidenschaftslos. »Mein Mann ist tot. Mein Job ist weg. Ich habe alles verloren. Ich hatte öfter mit Cheryl gesprochen. Aus ihren Erzählungen konnte ich schließen, dass ihr, du und deine Frau, Probleme hattet.« Sie sah mich an. »Jetzt komm schon, Marc. Du weißt, dass wir nie ganz über unsere Trennung weggekommen sind. Also bin ich zum Krankenhaus gegangen, um mit dir zu reden. Ich weiß nicht, was ich mir davon versprochen habe. War ich wirklich so naiv, zu glauben, dass du mich einfach so in die Arme schließt? Vielleicht, ich weiß
es wirklich nicht. Und dann stand ich da und hab versucht, den Mut aufzubringen. Ich war sogar in deinem Stockwerk. Aber dann hab ich’s doch nicht über mich gebracht – nicht wegen Monica oder Tara. Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich so selbstlos gewesen wäre. War ich aber nicht.«
    »Und warum hast du’s dann nicht getan?«
    »Ich bin wieder gegangen, weil ich dachte, du

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