Keltengrab: Thriller (German Edition)
der Nacht auf meiner Terrasse gesehen habe. Ich glaube, es ist die alte Tracht der Nonnen von St. Margaret.«
»Die Nonnen wieder.«
»Ja. Und bedenken Sie kurz noch ein paar andere Dinge. Zum Beispiel den Schrifttyp auf der Karte, der bei Traynors Leiche zurückgelassen wurde – für mich würde eher eine Frau so etwas aussuchen. Dann das Latein: Die Stiftungsurkunde für das Kloster ist auf Lateinisch verfasst, sie singen alle ihre Kirchenlieder auf Lateinisch. Dann die Verbindung zwischen Geraldine Campion, Traynor und Ward; die eventuelle Nutzung von Monashee als cillin ; der Umstand, dass jemand hier in der Gegend Leichenteile von Babys aufbewahrt hat, und die Tatsache, dass Traynor anscheinend erwartet hat, ein missgebildetes Baby zu finden. Wir wissen sogar, dass die Nonnen früher einmal verdächtigt wurden, sie hätten eine verstümmelte Moorleiche verschwinden lassen, die ursprünglich in Monashee begraben gewesen war – wodurch sich eine Verbindung zu Mona ergibt und letzten Endes zu dem Muster der Verletzungen an Traynor und O’Hagan. Und schließlich tauchen Stechpalmenbeeren als Emblem an der Kirche der Grange Abbey auf.«
»Puh! Diese Beule am Kopf nimmt Ihnen offenbar nicht den Schwung. Aber diesmal muss ich den Spielverderber machen. Alles, was Sie sagen, ist mehr oder weniger Spekulation. Teilwahrheiten mit wahllos herausgegriffenen Fakten zu vermischen, ist nicht unsere Arbeitsweise. Und dann ist da noch die Frage, was Sie gestern Abend tatsächlich gesehen haben.«
Ich wusste, was kommen würde.
Gallagher schaute in seinen Block. »Ihre Freunde haben ausgesagt, dass der Hirte in der Krippe, der zum Leben erwacht sein soll« – er machte eine absichtsvolle Pause -, »und dessen Geschlecht Sie nicht feststellen konnten, das Gesicht eines Tieres hatte und knurrte, als er auf Sie zukam. Richtig?«
»Hören Sie, es war dunkel. Ich hatte Angst. Mag sein, dass meine Fantasie alles ein wenig überzeichnet, aber da war jemand, und irgendetwas stimmte nicht mit dem Gesicht.«
»Ich glaube Ihnen. Und ich habe das eben nicht zynisch gemeint. Ich versuche Ihnen nur klar zu machen, wie schwer es mir mit dieser Geschichte fallen dürfte, meine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass sie den Rest von dem, was Sie sagen, ernst nehmen. Von meinem Team ganz zu schweigen.«
»Dann lassen Sie es in Gottes Namen weg!«
»Nein. Ich tue etwas viel Besseres. Ich gehe Stück für Stück allem nach, was Sie uns erzählt haben. Hier …«
Er hielt eine Zeitung in die Höhe, damit ich die Schlagzeile lesen konnte: POLIZEI UNTERSUCHT VERBINDUNGEN VON MINISTER ZU ERMORDETEM HOTELIER.
»Sehen Sie? Aber es wird dauern. Wir beginnen heute Vormittag, indem wir uns bei Traynor zu Hause umsehen. Dann reden wir mit dem Minister. Und je nachdem, wie wir vorankommen, statten wir danach vielleicht den guten Schwestern einen Besuch ab.«
»Falls sie noch da sind. Sie haben das Kloster schließlich verkauft.«
»Sie haben wahrscheinlich ein Auszugsdatum mit Traynor vereinbart, und das wird wohl kaum vor Neujahr sein. Aber ich schicke jemanden vorbei.«
Nachdem Gallagher gegangen war, rief ich Peggy an und teilte ihr mit, dass ich sie, Keelan und Gayle später zu unserem Weihnachtsessen im Old Mill treffen würde. Ich erwähnte nichts von dem Vorfall in der Kirche und erklärte nicht, warum ich nicht ins Büro kam; auch meiner Mutter hatte ich nichts gesagt.
Ich ging nach oben ins Schlafzimmer und legte mich vollständig bekleidet aufs Bett, um ungestört nachzudenken. Gallaghers hochfliegendes Motto kam mir in den Sinn: Teilwahrheiten mit wahllos herausgegriffenen Fakten zu vermischen, ist nicht unsere Arbeitsweise. Na klar.
Schwester Gabriel …
Ich schlief mit Gallaghers Stimme im Kopf ein und erwachte, weil sie schon wieder in mein Ohr krächzte. Ohne mein Handy bewusst läuten zu hören, hatte ich es dennoch fertig gebracht ranzugehen.
»Wie … Was?« Ich konnte ihm überhaupt nicht folgen. »Sagen Sie es noch mal.«
»Ich sagte, wir sind draußen bei Traynor. Sie sollten mal sehen, was er alles gehortet hatte, nicht nur in der Garage, auch noch in diversen Nebengebäuden. Alles Mögliche an Antiquitäten und … altem Schrott.«
»Schrott?« Jetzt erst bemerkte ich die Uhrzeit auf dem Radiowecker. 11.34 Uhr. Ich hatte mehr als eine Stunde geschlafen.
»Ein Nebengebäude ist voll mit Mobiliar aus einer Kirche. Seine Frau behauptet, er habe es zusammen mit der Grange Abbey gekauft. Sieht aus, als hätte er die
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