Keltengrab: Thriller (German Edition)
Überreste zu finden. Als er dann hört, dass der Bagger tatsächlich die Leiche eines Säuglings zutage gefördert hat, nimmt er an, es handele sich um den von Campion, da er nicht weiß, dass die Wiese ein cillin ist und noch andere Leichen dort liegen.«
»Könnte es nicht wirklich ihr Kind sein?«
»Nein. Die Radiokarbonanalyse datiert es auf Anfang der sechziger Jahre. Ein paar Jahre zu früh.«
»Aber das weiß Traynor nicht, richtig?«
»Richtig. Nehmen wir also an, er setzt sich mit Schwester Campion in Verbindung und teilt ihr mit, dass die sterblichen Überreste ihres Babys gefunden wurden und ihr mittels DNS zugeordnet werden können, wenn es sein muss.«
»Was sie natürlich völlig aus der Fassung bringt. Sie kommt also vielleicht nicht auf den Gedanken, dass es sich keineswegs um ihr Kind handeln muss, sondern lässt sich auf seine neuen Forderungen ein.«
»Aber warum ist sie überhaupt so besorgt? Ich meine, dass sie das Kind bekommen hat, mag ja eine Sünde gewesen sein, aber es war auf keinen Fall ein Verbrechen.«
Gallagher schwieg einige Sekunden lang. Wir dachten beide daran, welche Folgerung sich aus dem eben Gesagten ergab.
»Es sei denn, das Kind wurde gar nicht tot geboren, sondern ermordet.« Ich war froh, dass Gallagher es ausgesprochen hatte. Er hatte sich endlich selbst in die Enge manövriert.
»Das würde eine ganze Menge erklären«, sagte ich.
»Ich habe mich für sieben Uhr mit Schwester Campion im Kloster verabredet.«
»Das ist in einer knappen Stunde.«
»Um acht Uhr findet dort eine Art Gottesdienst statt.«
»Ja. Schwester Gabriel hat eine Chormesse erwähnt, die am Heiligen Abend zwischen der Vesper und Mitternacht stattfand. Sie sagte, dabei seien nie Männer anwesend, aber ich habe Grund zu der Annahme, dass sich das geändert hat.«
»Vielleicht bleibe ich zu der Messe.«
»Im Ernst?«
»Wo denken Sie hin. Ich will unbedingt meine Kinder sehen, bevor sie ins Bett gehen.«
»Kommt Fitzgibbon mit Ihnen?«
»Nein, es ist schließlich Weihnachten. Er hat frei.«
»Ich finde, Sie sollten nicht allein dorthin fahren.«
»Keine Sorge. Es handelt sich nur um einen ersten Besuch, damit ich ein Gefühl für den Laden bekomme. Ich gehe der Sache erst in ein paar Tagen nach.«
»Aber Sie müssen mir versprechen, anzurufen oder eine SMS zu schicken, wenn Sie im Kloster waren.«
»Einverstanden. Und ich wünsche Ihnen bis dahin nicht frohe Weihnachten. Wenn Sie nichts von mir hören, dann kommen Sie und holen mich raus!«
55
»Die letzte Strophe noch mal, lasst den Diskant hören, der ist viel zu schüchtern.«
Gillian ging einige Weihnachtslieder mit uns durch, bei denen hier und dort noch ein wenig gefeilt werden musste, ehe die Christmette begann.
Wir begannen die dritte Strophe von »Einst in König Davids Stadt«, aber Gillian war nicht zufrieden, und die Orgel verstummte. »Tenöre und Bässe, ihr seid auseinander. Noch einmal von oben … Sopran- und Altstimmen, fertig?«
Schon schlenderten die ersten Leute in die Kirche, obwohl noch fast eine Stunde Zeit war. Einst als »Mitternachtsmesse« angekündigt, war der Gottesdienst im Lauf der Jahre immer weiter nach vorn auf einen familienfreundlicheren Beginn verschoben worden. Außerdem kam der neue Termin den Betrunkenen weniger gelegen, die früher immer aus den Pubs in die Kirche geströmt waren und die ganze Zeit geschnarcht oder gekichert hatten.
Wir hatten eben an einem weiteren Lied gefeilt, als Pfarrer Burke, unser silberhaariger Gemeindepriester, oben auf der Empore erschien, um ein paar Worte mit Gillian zu wechseln. Während sie einige kleinere Details der heutigen Liturgie besprachen, fragte ich mich, ob die Kirche der Grange Abbey, die man ja ihres Gestühls und aller Sakralgefäße beraubt hatte, bereits offiziell säkularisiert war. Wenn ja, dann hatte ich die Nonnen wohl kaum die heilige Messe singen hören – was ich ohnehin halb vermutet hatte. Und welche Messe feierten sie jetzt gerade?
Pfarrer Burke wünschte uns allen ein frohes und friedliches Weihnachten und ging. Gillian setzte sich wieder an die Orgel, und wir begannen mit unserer Liedauswahl, während sich die Kirche zum Bersten füllte, ehe der Gottesdienst überhaupt begonnen hatte.
Kurz bevor Pfarrer Burke und seine Mit-Zelebranten in einer Prozession vom Vorraum des Westportals in die Kirche einzogen, holte ich mein Handy aus der Handtasche und überprüfte die Anzeige. Ich hatte keine Nachrichten erhalten.
Ich
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