Keltengrab: Thriller (German Edition)
er lächelnd. »Du kannst dir bis dahin alle Möglichkeiten offen lassen.«
»Und auch noch in Celbridge«, sagte ich, und Tränen verklebten meine Wimpern. Ich würde ihm bei einer anderen Gelegenheit erklären, dass sich die Dinge zwischen Peter Hunt und Marie Maguire nicht so entwickelt hatten, wie wir dachten. Jetzt würde er es für ein schlechtes Vorzeichen halten, und ich wollte diesen Moment auf keinen Fall verderben.
»Ach, Finian, du hast dir so viele Gedanken gemacht bei all dem. Ich liebe dich.« Die Tränen liefen mir über die Wangen.
Die Uhr auf dem Kamin schlug sechs.
»Ich habe vorhin Glühwein gemacht. Möchtest du welchen?«
Ich hätte mich am liebsten überhaupt nicht mehr weggerührt, doch ich hatte versprochen, meiner Mutter bei einigen Vorbereitungen zum morgigen Festmahl zu helfen. Aber ich wusste auch, dass dies ein besonderer Augenblick war.
»Gerne«, sagte ich und langte hinter mich, um den Halsring abzunehmen.
»Lass mich das machen.«
Finian öffnete den Verschluss des Rings und küsste dabei meinen Nacken. Ein köstliches Gefühl durchströmte mich.
»Hmm … Davon könnte ich mehr vertragen.«
Aber es sollte nicht sein. Die Eingangstür flog auf, und Finians Schwester Maeve, mit Ehemann und zwei Kindern, begann Grüße zu rufen. Wir hörten den alten James von irgendwo im Haus antworten, als er sich aufmachte, sie zu begrüßen.
»Ihr habt eure Differenzen also beigelegt?«, sagte ich lächelnd zu Finian.
»Und ihr?«
»Friede auf Erden, zum Glück.«
Ich hielt gerade vor meinem Haus, als Gallagher anrief.
»Ward hat uns alles erzählt. Wir wissen jetzt endlich, was Traynor gegen ihn in der Hand hatte.«
»Sekunde.« Ich parkte ein und nahm das Telefon aus der Halterung. »Schießen Sie los.«
»Vor dreißig Jahren wurden Ward und Campion ein Liebespaar. Traynor hat es sehr schlecht verkraftet; es gab eine Menge hässlicher Szenen, wenn er sich betrank und mit Gewalt drohte. Campion hielt es nicht mehr aus, sie machte Schluss mit Ward. Dann wurde sie religiös und schloss sich dem Pflegeorden an. Laut Ward hatte sie seit je eine unberechenbare Ader. Sie wurde in dem Entbindungsheim in der nördlichen Grafschaft Dublin stationiert, blieb aber in Kontakt mit Ward. Mit der Zeit ebbte ihr religiöser Eifer ein bisschen ab. Ward verabredete ein letztes Treffen mit ihr. Sie schlich sich eines Nachts hinaus, die beiden betranken sich, schliefen miteinander, und Campion wurde schwanger. Aber es gelang ihr, die Schwangerschaft zu verheimlichen, und sie brachte das Kind mit Ursula Roches Hilfe zur Welt … Können Sie mir noch folgen?«
»So gerade noch.«
»Gut. Jetzt kommt nämlich der interessanteste Teil. Das Kind wird tot geboren. Und was glauben Sie, machen die beiden? Sie begraben es in Monashee.«
»Und wie hat Traynor das herausgefunden?«
»Campion hat Ward kurz danach in einem Brief mitgeteilt, was passiert war. Unglücklicherweise jedoch hat Ward den Brief ein paar Jahre später Traynor gezeigt, bei einem Trinkgelage nach seinem ersten Wahlsieg. Traynor hatte ihn im Wahlkampf finanziell unterstützt, deshalb dachte Ward, sie seien jetzt an dem Punkt, an dem sie die Vergangenheit ruhen lassen könnten. Nur dachte Traynor leider überhaupt nicht so. Zufällig hatte Campion zu dieser Zeit gerade die Leitung der Grange Abbey übernommen, Ward stand außerdem kurz vor seiner Eheschließung, also teilte ihm Traynor mit, er würde sie beide bloßstellen, wenn er nicht spurte.«
»Und er hat diese Drohung all die Jahre benutzt, um Gefälligkeiten einzufordern?«
»Und andere mit hineingezogen. Wie Muriel Blunden.«
»Ekelhaft.«
»Ja. Und er wurde zudem immer gieriger. Ward schätzt, dass er zuletzt auch Campion erpresst und sie gezwungen hat, ihm Teile der Klosterliegenschaften unter Marktwert zu verkaufen. Traynors Hotelpläne hat er deshalb unterstützt, weil er wusste, dass Campion die Gegend verlassen würde, sobald das Kloster an Traynor verkauft war. Damit hätten sich dessen Möglichkeiten, sie beide unter Druck zu setzen, verringert. Das könnte laut Ward der Grund dafür gewesen sein, warum Traynor den Einsatz erhöht hat.«
»Um Campion zum Bleiben zu zwingen, meinen Sie?«
»Ja. Obwohl er aus ihr und dem Kloster bereits alles herausgequetscht hatte, brauchte er sie immer noch, um Ward bei der Stange zu halten.«
»Hmm … Er fängt also an, Monashee umzugraben – nur um zu zeigen, wie ernst es ihm ist, nicht weil er glaubt, die sterblichen
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