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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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hervor.«
    Er streckte Sherry einen von Blut befleckten, weißen Umschlag entgegen. »Frank Traynor« stand auf dem Adressetikett.
    Sherry gab mir seine Taschenlampe und zog ein Paar Handschuhe an. »Leuchten Sie mir bitte, Illaun.«
    Er nahm den Umschlag, stellte fest, dass er nicht versiegelt war, und entnahm ihm etwas, das wie eine Weihnachtskarte aussah. Ich richtete den Strahl darauf. Ein stilisiertes goldenes Spiralmuster auf purpurfarbenem Grund umgab die Worte: »Der Friede von Erde, Luft und Wasser sei mit Dir, und möge die wiederkehrende Sonne all Deine Hoffnungen neu beleben.«
    Sherry klappte die Karte auf. Innen klebte ein weiteres Etikett, darauf stand: Sic concupiscentes puniuntur.
    »Lateinisch«, sagte er. »›So werden die bestraft, die …‹ Was heißt concupiscentes ?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    Sherry stöhnte und gab Karte und Kuvert einem in der Nähe stehenden Polizisten. Dann schob er die Hände unter die Leiche, drehte sie um und machte mir ein Zeichen, mit der Lampe in Traynors Gesicht zu leuchten.
    Für ein, zwei Sekunden blieben die Hände des Toten an Ort und Stelle und bedeckten sein Gesicht, aber die Kehle war sichtbar – eine feucht glänzende, dunkelrote Wunde und darin eingebettet die blutgetränkte Krawatte. Dann rutschten die Hände vom Gesicht.
    »Großer G…« Der Coroner bekam einen Hustenanfall.
    »Ach du Scheiße«, sagte der Polizist, der sich vor mich gedrängt hatte und mir teilweise die Sicht nahm.
    »Illaun«, sagte Sherry leise. »Kommen Sie. Ich möchte, dass Sie das sehen.«
    Ich kauerte mich neben ihn, registrierte zunächst jedoch nicht, was er mir zeigen wollte. Ich sah die leeren Augenhöhlen, die Fratze der entblößten Zähne. Und dann bemerkte ich einen seltsam vertrauten Geruch.
    »Und sehen Sie hier …«, sagte Sherry.
    Es gab eine Wunde an der Kopfseite – eine Schussverletzung ? Sherry drehte den Kopf für mich, damit ich die andere Seite sehen konnte. Eine weitere Wunde mit einem Loch in der Mitte.
    Endlich begriff ich.
    Traynors Leichnam würde nicht im offenen Sarg ausgestellt sein, während Freunde und Verwandte ihm die letzte Ehre erwiesen. Man hatte ihm die Augen ausgestochen und die Ohren und Lippen abgeschnitten. Genau wie Mona.
    Dann fiel mir an Traynors Mund noch etwas auf. Das Blut aus den Wunden schien im Mundwinkel zu einer Traube mit Kugeln wie Wachsperlen daran geronnen zu sein. Ich merkte, wie mir übel wurde.
    »Was ist das?«, fragte ich Sherry und deutete darauf.
    Sherry beugte sich tiefer hinab. »Du lieber Himmel«, sagte er, griff zwischen Traynors noch nicht steife Kiefer und stocherte etwas aus dem Mund. »Ist das zu fassen?« Er stand auf und hielt das Ding zwischen Zeigefinger und Daumen. »Mit was für einem kranken Witzbold haben wir es hier zu tun?«
    Die dunklen, nadelspitzen Blätter, die leuchtend roten Beeren – sie waren unverkennbar.

13
     
    Bis Sherry vor dem Drogheda Hospital neben meinem Wagen parkte, wechselten wir kein einziges Wort mehr.
    Als Archäologin hatte ich mit den Überresten von Menschen zu tun, die vor langer Zeit gestorben waren, unter Umständen, die ich nur undeutlich verstand. Sicher, in jenem Jahr, in dem ich forensische Archäologie studierte, hatte ich dem Sezieren eines Leichnams beigewohnt, es handelte sich um den Körper eines Mannes, den sein Besitzer der Wissenschaft vermacht hatte. Aber es war leicht gewesen, gegenüber dem anonymen toten Körper distanziert zu bleiben und ihn nur als faszinierendes Gebilde aus Gewebe und Knochen zu betrachten.
    Es hatte im Lauf der Zeit auch verstorbene Verwandte gegeben, in offenen Särgen zu besichtigen, mit dem Rosenkranz in den gefalteten Händen und dem Aussehen von Wachsfiguren, die nur schlecht den Onkel oder die Tante personifizierten, die ich gekannt hatte. Und sie waren alle eines natürlichen Todes gestorben.
    Frank Traynor hingegen war ermordet worden. Doch nur drei Stunden zuvor hatte ich ihn noch gesund und munter in Drogheda gesehen. Und was mich wirklich sprachlos machte, war, dass der Mörder Monas Verletzungen kopiert hatte.
    »Sogar stranguliert hat er ihn«, sagte Sherry aus heiterem Himmel. Es beschäftigte ihn ebenso wie mich. Er machte die Scheinwerfer aus, ließ den Motor jedoch laufen. »Offenbar saß Traynor auf dem Fahrersitz, als ihn der Angreifer von hinten packte, ihn mit seiner Krawatte würgte, bis er ohnmächtig wurde, und ihm dann die Kehle durchschnitt. Der Täter muss getrieft haben vor Blut.«
    Die

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