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Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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eine Bewegung wahr, eine undeutliche, weiße Gestalt, die auf mich zukam. Aber ich war unfähig, mich vom Fleck zu rühren.
    Steig sofort in den Wagen, Illaun!
    Ich schüttelte die Lähmung ab, riss die Tür auf und sprang in den Wagen. Der Zündschlüssel wollte nicht ins Schloss gehen. Mist!
    Ich hielt inne und holte tief Luft. Der Schlüssel glitt in den Schlitz.
    Ich ließ den Motor aufheulen und raste schlingernd über den Parkplatz in Richtung Ausfahrt. Meine Scheinwerfer warfen im Vorbeifahren einen verzerrten, sich bewegenden Schatten an die Wand des Leichenschauhauses. Er erinnerte mich an einen Krebs oder Skorpion, der sein Hinterteil abwehrend in die Höhe hält.

14
     
    Auf dem Heimweg nach Castleboyne musste ich ständig das Gefühl abschütteln, dass sich zwei Wesen mit mir im Auto befanden. Zeitweise saßen sie zusammen auf der Rückbank, eines von ihnen mit einem gummiartigen, missgestalteten Gesicht, das andere mit einem blutigen Grinsen und starrenden Augen. Dann wieder bildete ich mir das eine oder das andere in der Dunkelheit genau neben mir ein und fürchtete, die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Fahrzeugs könnten offenbaren, dass es tatsächlich dort saß.
    Als das Telefon läutete und ich meine Mutter am anderen Ende hörte, war ich deshalb so erleichtert, dass ich an den Straßenrand fuhr und sie ohne Unterbrechung plappern ließ, über alles, was sie tagsüber getan hatte, die Leute, die sie beim Einkaufen getroffen, und den Klatsch, den sie gehört hatte, und welches Geschenk sie ihrem Enkel zu Weihnachten kaufen wollte.
    »… was hältst du davon?«
    Ich merkte, dass ich nicht zugehört hatte. Ich hatte mich rein vom Klang ihrer Stimme trösten lassen.
    »Bist du noch da, Illaun?«
    »Ja. Der Empfang war kurz unterbrochen. Was wolltest du Eoin noch schenken?«
    »Ein aufblasbares Zelt. Damit kann er drinnen und draußen spielen.«
    »Das gefällt ihm ganz bestimmt. Aber erkundige dich lieber bei Greta, ob er nicht schon eins hat.«
    »Du weißt, dass Richard unbedingt Dad hier haben will, selbst wenn es nur tagsüber ist.«
    »Ja, Mum. Aber dazu wird es nicht kommen, das weißt du.«
    Sie seufzte. »Mir geht es so mies dabei. Es war ihm immer die liebste Zeit im Jahr …« Ihre Stimme bebte.
    »Wir haben das alles oft genug besprochen. Ich rede mit Richard, okay?«
    Sie schniefte. »Ja, gut. Warum ich eigentlich anrufe – ich wollte fragen, ob du schon gegessen hast. Ich habe Schweinefilet, Karotten und Kartoffelbrei übrig. Das könnte ich alles für dich fertig haben, wenn du kommst.«
    Ich hatte heute schon Rindsbraten gehabt, bloß nicht. Und mein Magen war nach allem, was ich gesehen hatte, immer noch in Aufruhr. »Lass es im Kühlschrank, wenn’s dir recht ist. Ich esse es vielleicht später.«
    »Wie war’s in der Arbeit?« Meine Mutter steuerte auf den Umstand zu, dass mir immer der Appetit verging, wenn es nicht gut lief.
    »Daran liegt es nicht. Ich habe heute Mittag ziemlich zugelangt.«
    »Das ist auch bestimmt alles?«
    Die Erscheinungen begannen sich wieder zu materialisieren. Sie hatte sie erst gebannt, doch nun rief sie sie herbei.
    »Mum, bitte. Lass es einfach gut sein.«
    »Schon gut, Kind, du brauchst mich nicht gleich anzufahren.«
    »Tut mir Leid. Ich muss jetzt los, bis später.«
    Ich stellte das Handy auf Leise, suchte im Radio den Sender Lyric FM und fuhr zurück auf die Straße. Zum Klang des Walkürenritts , der aus den Lautsprechern dröhnte, erschien eine riesige Gestalt zwischen den Bäumen und stürzte auf das Auto zu. Ich hätte beinahe einen Schlenker in den Graben gemacht, um ihr auszuweichen, merkte aber noch rechtzeitig, dass es sich um den wandernden Schatten von den Scheinwerfern eines Lkw handelte, der ein Stück weiter um die Kurve kam. Mein Herz schlug heftig. Ich schaltete das Radio ab.
    Reiß dich zusammen, Illaun.
    Das alles sah mir nicht ähnlich. Doch die Gewalt, die man Frank Traynor angetan hatte, war in vielerlei Hinsicht beunruhigend, nicht zuletzt, weil er auf dieselbe Weise verstümmelt worden war wie Mona. Und das ließ mich auf einige absurde Gedanken verfallen: zum Beispiel, dass Mona sich an Traynor für die Störung ihrer Ruhestätte gerächt hatte oder die Rechnung für das Verbrechen beglich, das man an ihr verübt hatte.
    Diese Gedanken wirkten jedoch keineswegs lächerlicher, als die Annahme, Malcolm Sherry oder ich hätten Traynor getötet. Und doch handelte es sich um eine berechtigte Schlussfolgerung, da wir die

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