Keltengrab: Thriller (German Edition)
begann ich, mich auf die sich abschälende Haut seiner Nase zu konzentrieren.
»Selbstverständlich nicht. Ich dachte, es könnte Ausgrabungsarbeiten an der Fundstätte geben. Wir benutzen manchmal diese großen Bagger, um Obererde abzutragen oder Gräben auszuheben.«
Gallagher legte die Zigarette auf den Tischrand und blätterte eine Seite in seinem Block um. »Nach Aussage von Dr. Sherry kannten nur er und Sie das genaue Muster der Verletzungen an der Leiche im Moor, die später auch Mr. Traynor zugefügt wurden.«
»Das ist richtig.«
»Aber er konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Crean die Frauenleiche untersucht hat, bevor sonst jemand eintraf, oder dass er etwas Erde von ihrem Gesicht entfernt und dann wieder an Ort und Stelle gelegt hat. Es wäre auch möglich, dass Sie Crean die Einzelheiten mitteilten, als Sie ihn trafen.«
Ich sah rot. »Aber klar doch. Ich hab rasch eine Skizze angefertigt und gesagt: ›Legen Sie ihn doch bitte etwa in dieser Art für mich um, ja?‹ Und weil wir gerade dabei sind: Haben Sie Dr. Sherry gefragt, ob er die Einzelheiten vielleicht bei seiner Verabredung zum Lunch weitererzählt hat? Bestimmt nicht, oder? Und jetzt lassen Sie mich in Frieden.«
Gallaghers Schnauzbart zuckte. »Ich mache nur meine Arbeit.«
»Dann haben Sie ja sicher mit der Frau gesprochen, die an diesem Nachmittag mit Traynor zusammen war? Vielleicht weiß sie, wen er in Monashee getroffen hat.«
»Ja, diese geheimnisvolle Frau … Crean hat sie erwähnt. Er sagte, seinem Eindruck nach wussten Sie, wer sie war. Aber als Traynor an diesem Nachmittag das nächste Mal gesichtet wird, befindet er sich am Stadtrand von Drogheda und ist allein im Auto.«
»Dann hat er sie irgendwo abgesetzt.«
»Die Streifenbeamten haben die Straßen abgeklappert und Leute befragt, die dort einkaufen, die regelmäßig in der Gegend zu Mittag essen, was Sie wollen. Kein Glück bisher, komischerweise. Deshalb haben wir diese Phantomfrau mehr oder weniger aus unseren Ermittlungen gestrichen. Aber für alle Fälle haben wir sämtliche Personen, die an diesem Tag mit Traynor zusammen waren, aufgefordert, sich zu melden. Bisher hat Ihre Frau nichts von sich hören lassen …« Er machte eine anklagende Pause. Wie um anzudeuten, wir hätten die Frau im Auto erfunden, um von uns selbst abzulenken.
Ich hatte genug von diesem Trauerspiel. »Das führt zu nichts hier«, sagte ich und stand auf. »Sie suchen an den falschen Stellen.« Es kam lauter heraus, als ich beabsichtigt hatte.
Gallagher blickte nervös zu einer Reinigungsfrau, die angefangen hatte, den Boden zu wischen. »Was wollen Sie damit sagen?«
Ich senkte die Stimme. »Es hat mit dieser Wiese zu tun, das ist richtig. Aber Sie müssen sich fragen, warum Traynor es so eilig damit hatte, sie in der Woche vor Weihnachten aufreißen zu lassen. Vor Neujahr wäre dort ohnehin nichts mehr passiert, er hätte also warten können. Dann ist da die Leiche von diesem missgebildeten Kind …« Ich wusste nicht recht, ob ich ihn überhaupt in meine Überlegungen einweihen wollte.
»Weiter.«
Hoffentlich war meine viel gerühmte Fantasie nicht mit mir durchgegangen. »Ich bin überzeugt, Traynor hat es im Leichenschauhaus gesehen, vielleicht war er sogar seinetwegen dort. Wir konzentrieren uns alle darauf, wie er getötet und verstümmelt wurde, aber das lenkt uns womöglich nur ab. Dann ist da noch der Umstand, dass ich verfolgt werde …« Meine Stimme versagte plötzlich. Ich war angespannter, als mir bewusst gewesen war.
»Wollen Sie sich nicht wieder setzen?«, sagte Gallagher ruhig und drückte seine Zigarette im Kaffeebecher aus.
Ich nahm wieder Platz. »Am Abend des Mordes hat mich eine weiß gekleidete Person vor dem Leichenschauhaus beobachtet. Dann habe ich in der Nacht, in der mein Telefon gestohlen wurde, diese seltsame Gestalt auf der Terrasse stehen sehen …«
»Was heißt seltsam?« Gallagher schien plötzlich interessiert. Er machte sich sogar Notizen.
»Sie trug ein weißes Gewand oder eine Art Overall und einen Hut, von dem vorn ein Schleier herabhing – wie der Aufzug eines Imkers. Und dieselbe Person ist mir möglicherweise heute in die Grange Abbey gefolgt.
»Und Sie halten diese Person für den Mörder.«
»Ich weiß es nicht.«
»Glauben Sie, dass Ihr Leben in Gefahr ist?«
»Vielleicht. Das hängt wahrscheinlich davon ab, wie nahe ich einer Antwort auf die Frage komme, warum Frank Traynor ermordet wurde.«
»Dann schlage ich vor,
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