Keltengrab: Thriller (German Edition)
oder ein Stück Moor.
Hatten die Schwestern von St. Margaret die sumpfige Wiese in Monashee als Friedhof für die Kinder benutzt, die in ihrem Entbindungsheim starben? Hatte Traynor damit gedroht, es aufzudecken, und war der Säugling im Leichenschauhaus der Beweis gewesen, den er brauchte? Es klang sinnvoll, wenn man davon absah, dass solche Begräbnispraktiken früher im ganzen Land üblich waren. Dass ein Krankenpf legeorden in dieser Weise verfahren war, mochte ihn nach heutigen Maßstäben als wenig aufgeklärt erscheinen lassen, aber es war schwerlich Stoff für einen Skandal.
Die Entsorgung von Leichenteilen und ganzen Föten wog da schon sehr viel schwerer. Aber die Einbehaltung von Organen seitens der Krankenhäuser war bereits als umstrittenes Thema in den Medien, und eine neue Geschichte dazu würde kein allzu großes Aufsehen erregen, so lange sie nicht den Ruf einer altehrwürdigen Institution zu vernichten drohte. Wenn dagegen ein wenig bekannter Krankenpf legeorden in der Vergangenheit Teile von tot geborenen Kindern anonymer Mütter konserviert hatte, würde das kaum jemanden interessieren. Überhaupt würde es schwer sein zu beweisen, wer die Gläser dort entsorgt hatte.
Es war nicht zu erkennen, was das alles mit den Morden an Traynor und O’Hagan zu tun haben könnte. Aber vielleicht übersah ich einfach etwas.
37
Als wir in den Wagen stiegen, brabbelte Finian unaufhörlich von seiner Unterhaltung mit Mick Doran. Das meiste davon ergab keinen Sinn, deshalb achtete ich nicht darauf. Ehe ich losfuhr, überprüfte ich noch einmal sein Handy für den Fall, dass ich einen Anruf Gallaghers überhört hatte, doch es zeigte keinen an. Kaum verwunderlich, da er es nun mit einem zweiten Mord zu tun hatte. Diese Einsicht änderte aber nichts daran, dass ich mich irgendwie ungeschützt fühlte. Ich wünschte, Finian hätte nicht so viel getrunken – er hatte noch eine Runde spendiert, ehe er Jack Crean, Mick Doran und etlichen völlig Fremden an der Theke ausgiebig frohe Weihnachten wünschte.
Während ich bei der Ausfahrt aus dem Parkplatz darauf wartete, einen Lastwagen auf der Straße vorbeizulassen, fing ich wieder einige Bruchstücke von Finians Monolog auf.
»… und dann hat er mir von einem Onkel von ihm erzählt, anscheinend so eine Art Volkskundler …«
Der Lastwagen fuhr vorüber, und ich bog rechts in die Straße.
»Sehr interessant, Finian. Wieso klappst du nicht den Sitz zurück und schläfst ein bisschen?« Ich musste nachdenken.
Finian murmelte etwas, während er die Sitzlehne nach hinten umlegte. Ich fing gerade noch zwei Worte auf: »… Campions Vater …«
»Was hast du gesagt?«
»Ich sagte, der Mann war Campions Vater.«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
»Ich kam nicht dazu.«
Jack Crean hatte erwähnt, dass Geraldine Campion aus der Gegend stammte.
Finian döste halb weg.
»Finian!«
»Hoppla,’tschuldigung … Ward und Traynor … war’n beide aus Drogheda, sind zusammen zur Schule gegangen … Mick Doran …« Finians Worte verloren sich erneut, da ihn der Schlaf übermannte.
»Komm, Finian«, sagte ich und stieß ihn in die Rippen. »Wer ist mit wem in die Schule gegangen?«
Er blinzelte und kam wieder zu sich. »Mick Doran ist mit Derek Ward und Frank Traynor zur Schule gegangen. Er sagt, Ward und Traynor waren unzertrennlich. Und ehrgeizig, wollten nach oben. Doran hat nach der Schule in der Gastwirtschaft der Familie gearbeitet, während die beiden anderen aufs College gingen. An den Wochenenden sind sie oft zum Pub rausgekommen. Dann haben sie angefangen, Geraldine Campion mitzubringen, sie war Schwesternschülerin am Drogheda Hospital. Sie waren beide scharf auf sie. Irgendwann begann die Freundschaft der beiden darunter zu leiden. Plötzlich aber taucht Geraldine in der ganzen Geschichte nicht mehr auf.« Er verfiel in Schweigen.
»Erzähl weiter.«
»Damals hieß es, sie hätte sich lieber für die religiöse Laufbahn entschieden, als der Grund dafür zu sein, dass die Freundschaft der beiden zerbrach.«
»Klingt nicht sehr glaubhaft.«
»Nein. Mick hat mir erzählt, was wirklich passiert ist … Geraldine bekam im Krankenhaus Kontakt zur Charismatischen Erneuerungsbewegung, die gerade aus den Vereinigten Staaten nach Irland herübergeschwappt war. Als sie ihren Abschluss machte, war sie derart von religiösem Eifer besessen, dass sie beschloss, sich dem Krankenpflegeorden anzuschließen.«
Eins musste ich Finian lassen: Bei seinem
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