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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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die Harpunen-Attacke nicht unerwähnt.
    »Und so etwas will Kinderbücher schreiben«, sagt Jo kopfschüttelnd. Jetzt sind wir schon wieder bei diesem Thema. Ich werde gleich morgen früh Sonja anrufen und sie bitten, das Projekt abzusagen. Vielleicht bin ich doch nicht dafür geeignet. »Ja, ja, ist ja gut, ich habe die Botschaft verstanden. Ich bin ein männermordender Vamp, der nichts von Kindern versteht. Ich blase die ganze Sache ab. Bist du jetzt zufrieden?«
    Der nächste Tag läuft auch nicht ganz so wie geplant.
    Erstens verschlafe ich, weil der Flasche Crémant noch ein Prosecco gefolgt war, der noch irgendwo herumlag, und zweitens landen Daniel und ich in seiner Wohnung anstatt gemütlich im Café.
    »Geht leider nicht anders«, sagt er mit entschuldigendem Lächeln.
    Dann bin ich heute eben mal experimentierfreudig. Ist doch auch schön! , rede ich mir ein, weil ich es eigentlich bevorzuge, meine Dates in meine Wohnung zu bringen. Fühlt sich irgendwie sicherer an.
    »Oh, wie schön«, sage ich beifällig, als wir bei Daniel sind und er mir den kleinen Vorgarten des Altbaus zeigt, in dem er wohnt. Dort steht – hach, wie romantisch – eine Hollywood-Schaukel, wie man sie heutzutage nur noch aus 50er-Jahre-Filmen kennt, die an der Adria spielen. Muss ich nachher unbedingt Jo erzählen, die liebt so einen Kitsch.
    »Und hier ist es auch schön«, stelle ich erfreut fest, als Daniel die Tür zu seiner Wohnung aufschließt. Dann muss ich lachen. »Du stehst also auf Spiderman!« An der Flurwand klebt ein Filmplakat in XXL -Format.
    »Nicht direkt«, antwortet Daniel und lotst mich in die Küche. »Magst du was trinken? Ich könnte Eistee machen. Aber ich habe auch jede Menge Säfte, Milch und Bionade. Oder hast du Hunger?«
    »Für einen Mann ist dein Kühlschrank super ausgestattet«, sage ich nach einem Blick auf Bioprodukte, jede Menge Joghurts und ein gut gefülltes Gemüsefach. Ich denke beschämt an das bisschen, was bei mir so zu kriegen ist. Ohne Restaurants und Lieferservice würde ich verhungern. Auf den zweiten Blick entdecke ich allerdings Daniels Schwachstelle: Kinderschokolade, Kinder-Pingui, Kinder-Country … die ganze Palette ultrasüßer Kalorienbomben.
    Kein Wunder, dass er jeden zweiten Tag joggt!
    In diesem Moment dreht sich der Schlüssel im Schloss, und die Eingangstür springt auf.
    »Hi Dad!«, tönt es durch den Flur, und ich zucke zusammen.
    »Da bist du ja«, antwortet Daniel fröhlich. »Ich wollte schon deine Mutter anrufen und fragen, ob ihr heute länger Unterricht habt.« Dad, Mutter? Langsam, aber sicher kommen meine Gehirnzellen auf Trab, die bis eben offensichtlich außer Gefecht gesetzt gewesen waren.
    Ist Daniel etwa Vater? Oh mein Gott!
    Ich schaue um die Ecke und erkenne – ach du Schande – den zehnjährigen Jungen aus dem Weinladen. Der kleine Sonnenschein, der seiner Mutter damit gedroht hatte, sich Pornos im Internet anzuschauen, wenn sie nicht sofort in die Pötte käme.
    »Violetta, das ist mein Sohn Benny. Benny, das ist Violetta. Ich habe sie gestern beim Joggen kennengelernt.«
    Benny sieht völlig unbeeindruckt aus und verschwindet ohne ein weiteres Wort hinter einer Tür, auf der ein Iron-Man- Plakat klebt. Langsam dämmert es mir: Nicht Daniel ist der Spider-Man -Fan, sondern sein Sohn. »Du, mir ist gerade eingefallen, dass meine Agentin mich anrufen wollte, weil wir etwas sehr, sehr Wichtiges zu besprechen haben. Dummerweise habe ich mein Handy zu Hause liegen lassen und … na ja … ich muss los. Wir holen das ein andermal nach, ja?«
    Ohne Daniels Antwort abzuwarten, stürme ich aus der Wohnung. Bloß weg hier! Ein Mann mit Kind, das absolute No-go!
    Ein wenig durcheinander schließe ich die Tür meiner Wohnung auf und bin froh, dass hier keine Fan-Plakate kleben und dass ich meinen Kühlschrank nicht randvoll mit Bio- und Milchprodukten packen muss, um ein Kind großzuziehen, das mir spätestens in der Pubertät den Stinkefinger zeigt, Drogen nimmt, mich ultrapeinlich findet, irgendwann auf Unterhalt verklagt und dann mit der Kohle nach Alaska auswandert.
    Mein Leben ist zum Glück überschaubar wie ein frisch gewaschenes, blütenweißes Laken, das im Sommerwind an einer Leine trocknet. Darum ignoriere ich auch das Läuten des Telefons und schenke mir stattdessen den letzten Rest Prosecco von gestern Abend ein. Auf den Schreck mit Daniel muss ich erst einmal einen Schluck trinken. Ich habe ja kein Kind, für das ich Vorbild sein muss.
    »Violetta,

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