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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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Weiß! Das wirkt immer am besten!«
    Spontan entschied ich, alle Zahnpastavorräte zu verstecken. Unterdessen überlegte ich, ob ich Elfriede vielleicht bis zu Beates Rückkehr in die Psychiatrie einweisen lassen könnte. Doch leider reichten dafür ein paar kleine Wahnvorstellungen nicht aus. Wenn Elfriede noch eine Axt geschwungen und damit auf andere Leute losgegangen wäre, hätte es klappen können. Aber sie hatte bloß meine Gardine zweckentfremdet und meinen Teppich ruiniert. Das war so gut wie nichts, rein rechtlich gesehen. Andererseits – es waren ja nur sechs Wochen. Und sie war die Mutter meines geliebten verstorbenen Mannes.
    »Weißt du was?«, meinte ich versöhnlich. »Ich fahre gleich noch mal los, zur Videothek. Da hole ich dir ein paar nette DVD s. Was hältst du von Supernatural ? Das ist eine TV -Serie über …«
    »Kenn ich schon«, fiel sie mir ungnädig ins Wort. »Sämtliche Folgen. Habe ich alles schon auf kino.to geguckt.« Sie hielt inne und fügte dann herablassend hinzu »Na gut, hol sie halt. Dann kann ich mir das letzte Staffelfinale noch mal anschauen.«
    Ich machte mich sofort auf den Weg. In der Videothek griff ich zusätzlich zu Supernatural alles ab, was mit Dämonen zu tun hatte. Damit konnte Elfriede sich tagelang befassen. Dämon, Dämonen 1 bis 3, Tanz der Dämonen, Ritter der Dämonen, Hellraiser, Hellboy 1 und 2 . Das würde hoffentlich eine Weile reichen.
    »Da wollen Sie sich wohl mal so richtig gruseln«, sagte der Typ an der Kasse.
    »Nein, die Filme sind eher als Beruhigungsmittel gedacht. Das große Gruseln habe ich schon zu Hause.«
    *
     
    Wie Recht ich mit diesem Satz hatte, merkte ich wenig später beim Nachhausekommen. In der Wohnung stank es grässlich, als hätten die schmutzigen Feudel, die Elfriede aufgehängt hatte, massenweise eklige Ableger produziert. Überall war weiße Farbe verschmiert, die nach Pfefferminz roch. Elfriede hatte das Zahnpastaversteck entdeckt.
    Im Arbeitszimmer sah es aus wie nach einem Bombenangriff. Der Stuhl war umgefallen, alle Bücher waren aus den Regalen gezerrt und wahllos herumgeworfen worden, inklusive meiner sündhaft teuren Sonderausgabe der Reichsgerichtsrechtsprechung mit Goldschnitt.
    »Elfriede?«, rief ich, von unguten Vorahnungen erfüllt.
    Hinter mir gab es einen Knall, und als ich herumfuhr, breitete sich eine Rauchwolke aus, die schlimmer stank als alles, was ich je gerochen hatte. Beinahe wäre ich davon ohnmächtig geworden. Doch dann zog es mir erst recht den Boden unter den Füßen weg, denn aus dem dichten Qualm schälte sich eine Gestalt heraus, die aus einem Albtraum stammen musste. Ich konnte wegen des Rauchs nur die groben Umrisse erkennen, doch das Wenige, was ich sah, reichte völlig aus, um mich kreischend zurückweichen zu lassen.
    Das hier war nicht die Realität! Völlig ausgeschlossen, dass dieses Wesen, das da vor mir herumtapste, echt war! Dieses grüngraue, von Warzen übersäte, mit hornigen Auswüchsen bewehrte Geschöpf gab es höchstens in Filmen. Oder zu Halloween.
    Fast hätte ich erleichtert aufgeatmet. Elfriede hatte sich als Dämon verkleidet und eine Rauchbombe geworfen, um mich zu schockieren. Verrückt genug war sie dafür.
    Aber dann kam der Dämon auf mich zu, und dabei merkte ich, dass er deutlich größer war als Elfriede. Sogar deutlich größer als ich. Er stieß mit dem Kopf fast an die Decke. Seine Plattfüße verursachten beim Gehen ein fleischig klingendes Patschen auf dem Boden. Dicht vor mir blieb er stehen und blickte mit roten Augen auf mich herab. Schwefliger Gestank umgab ihn, und seinen breiten Nüstern entwich gelblicher Dunst.
    Ich zitterte haltlos und erstickte fast vor Angst. Nur die Tatsache, dass ich mich in einer Illusion befinden musste und dies gar nicht in Wirklichkeit erlebte, hinderte mich daran, mir die Lunge aus dem Hals zu kreischen.
    »Ich bin überarbeitet«, sagte ich zu mir selbst. »Ich sollte in Urlaub fahren.«
    »Nicht, solange ich hier bin«, sagte der Dämon mit Elfriedes Stimme.
    Jetzt fiel ich doch in Ohmacht.
    *
     
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Sofa im Wohnzimmer. Der Dämon hockte neben mir und klatschte mir einen nassen Waschlappen ins Gesicht. Es stank grässlich. Dann merkte ich, dass es kein Waschlappen war, sondern die Zunge des Dämons.
    Schreiend wich ich zurück und wehrte mich mit Händen und Füßen gegen die Attacke.
    »Stell dich nicht so an«, sagte der Dämon, wieder mit Elfriedes Stimme. Es klang beleidigt.

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