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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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Es läuft halt gerade sehr gut dort.«
    »Klar, weil du dich ausbeuten lässt. Du schuftest für zwei, zum Gehalt für einen. Hoffentlich schreibst du dir die Überstunden auf.«
    »Ich denk drüber nach«, sagte ich.
    Als ich zur Kanzlei kam, wartete schon Mandantschaft. Es war die Botox-Künstlerin, die sich gegen einen Fall gemeiner Behördenwillkür wehren wollte. Sie hatte sich unlängst wieder verheiratet, jetzt gab es plötzlich Probleme. Ihr Mann hatte seinen Job als IT -Berater aufgegeben, weil er ein Buch schreiben wollte und weil sie genug für beide verdiente. Dummerweise war letztes Jahr ihre Schwiegermutter ins Seniorenheim gezogen.
    Die Botox-Künstlerin versuchte, die Stirn in wütende Falten zu legen, aber es ging nicht. »Zuerst reichte ihre Rente ja noch. Aber dann brauchte sie eine künstliche Hüfte. Die Operation war ein Fehler, denn danach kam sie nie wieder richtig auf die Beine und ist jetzt ein Pflegefall. Die Pflegeversicherung zahlt nur einen Teil der Kosten. Deshalb will das Sozialamt Geld. Von mir! Für meine Schwiegermutter! Das geht doch nicht, oder?«
    »Sie würden sich wundern, was alles geht«, sagte ich düster.
    *
     
    »Ich konnte sie gerade noch daran hindern«, sagte Oliver, als ich ihn abends vor dem Haus traf. Er kam vom Gassigehen zurück, mit seinem alten, halbblinden, mit starkem Mundgeruch geschlagenen Mops namens Herkules. Oliver hatte ihn von seiner Mutter geerbt und brachte es nicht über sich, ihn einschläfern zu lassen, obwohl er andauernd mit Herkules zum Tierarzt musste, weil das arme Tier unter fortschreitender Parodontitis litt.
    Oliver reichte mir einen Kajalstift, einen Lippenstift, ein Döschen Rouge, einen Eyeliner und einen Deoroller.
    »Den Deoroller habe ich ihr vorsorglich auch noch weggenommen«, informierte er mich. »Wahrscheinlich hätte sie es sonst damit auch noch versucht.«
    Herkules wuffte kurz und heiser, als wolle er zustimmen.
    » Was versucht?«, fragte ich mit einem unguten Gefühl.
    »Ein paar Pentagramme in deine Wohnung zu malen. Zur Beschwörung von Schutzgeistern. Weil nämlich sonst ungehindert jede Menge fieser Dämonen bei euch Einzug halten.« Oliver grinste. »Deine Schwiegermutter hat eine blühende Fantasie, Amanda. Wenn mir mal die Ideen für neue Fernsehserien ausgehen, weiß ich, an wen ich mich wenden kann.« Er betrachtete den Aktenstapel, den ich mit mir schleppte. »Soll ich dir das eben hochtragen?«
    »Danke, geht schon.« Auf dem Weg nach oben überlegte ich, wieso eigentlich Johannes mir nie anbot, die Akten zum Wagen zu tragen. Und das, obwohl ich sie manchmal bis in die Nacht hinein beackerte. Sogar am Wochenende. Während vieler unbezahlter Überstunden. Als Teilhaberin in der Großkanzlei, wo ich mich nach dem Referendariat acht Jahre lang abgeschuftet hatte, hatte ich zuletzt fast doppelt so viel verdient wie jetzt. Meine Rechnung, für halb so viel Geld im Angestelltenverhältnis nur noch halb so viel arbeiten zu müssen, ging momentan irgendwie nicht so richtig auf. Oliver hatte Recht, das musste sich ändern.
    Als ich die Wohnungstür aufschloss, schlug mir der Geruch der dreckigen Feudel entgegen. Hatten die Dinger vorher auch schon so grässlich gestunken? Aus meinem Arbeitszimmer tönte ein beschwörender Singsang. Elfriede kniete auf dem Fußboden und hatte beide Arme in Richtung Decke ausgestreckt. Sie trug eine Art Kaftan, ein wallendes, fließendes Gewand in glänzendem Blau, das mir irgendwie bekannt vorkam und das ich erst auf den zweiten Blick als meine Wohnzimmergardine identifizierte. Außerdem hatte sie doch etwas zum Malen gefunden. Um sich herum hatte sie den Teppichboden mit Nutella bestrichen, mit Symbolen wie aus Buffy – Im Bann der Dämonen .
    Elfriede stieß unverständliche Worte aus, halb gesungen, halb gesprochen. Ab und zu kam mir ein lateinischer Brocken bekannt vor, irgendwas mit invocatio oder invitatio , aber das Meiste klang nach fremdem Kauderwelsch.
    Obwohl ich damit Elfriedes Unmut auf mich zog, beendete ich die Beschwörung, wischte die Nutella weg und versprühte eine halbe Flasche Teppichreiniger.
    »Es ist ein gewaltiger Fehler, die Schutzzeichen zu entfernen«, rief Elfriede. »Mach mich bloß nicht für die Folgen verantwortlich!«
    »Wir können es deiner Haftpflichtversicherung melden«, schlug ich diplomatisch vor.
    Elfriede betrachtete stirnrunzelnd die gezackten Linien des Teppichschaums.
    »Oh, das Zeug hätte ich auch gut dafür nehmen können. Schönes, reines

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