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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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einen Happen.«
    Sie richtete sich mit knarrenden Gelenken zu voller Größe auf, ein Monster wie aus einem abgefahrenen Gruselschocker, mit nichts bekleidet außer mit Mengen von Hornbeulen, Warzen und ledriger, rissiger Krokodilshaut. Dann trat sie einen Schritt zurück und verschwand mit einem dumpfen Knall in einer Wolke aus Schwefeldunst.
    *
     
    Am nächsten Morgen hätte ich mir beinahe einbilden können, alles nur geträumt zu haben, wären da nicht die enormen Fußabdrücke gewesen, die in den Resten der verschmierten Zahnpasta zu erkennen waren. Ich hatte in der Nacht noch aufgeräumt und geputzt, aber ich hatte nicht alles weggekriegt. Vor allem nicht den Gestank, der in den Ecken hing.
    Dafür blieb der Schwiegerdämon verschwunden. Mir war klar, dass ich mir Sorgen machen sollte, denn nicht nur der Dämon war weg, sondern auch meine beinahe achtzigjährige Schwiegermutter. Wer konnte mir garantieren, dass ich sie nicht in einem akuten Anfall geistiger Umnachtung umgebracht und heimlich ihre Leiche entsorgt hatte? Alle Anzeichen sprachen dafür, dass ich einen an der Waffel hatte. Verrückte Leute waren zu allem Möglichen fähig, unter anderem dazu, Erlebtes zu verdrängen und sich stattdessen irgendwelchen Schwachsinn einzubilden, zum Beispiel Dämonen.
    Fragte sich nur, wo der Gestank herkam. Falls er bloß eingebildet war, hatte mein Unterbewusstsein wirklich was drauf.
    Allerdings fand ich bald heraus, dass auch andere Leute es rochen.
    »Stinkt widerlich nach Schwefel im ganzen Haus«, sagte Oliver, dem ich im Treppenhaus begegnete, als ich die Zeitung aus dem Briefkasten holte.
    »Tatsächlich.« Ich tat so, als fiele es mir jetzt erst auf. »Das waren vielleicht Schulkinder, die eine Stinkbombe geworfen haben.«
    »Kann sein. Du hast nicht zufällig meinen Hund gesehen, oder?«
    »Nein. Wieso, ist er weggelaufen?«
    Oliver nickte. »Gestern Abend. Wir waren noch Gassi. Ich hab mich nur kurz umgedreht, und als ich wieder hinsah, war er weg. Einfach so.«
    »Weit kann er nicht sein«, sagte ich beruhigend. »Er kann ja kaum noch laufen.«
    »Das ist nicht der Punkt, der mir Sorge macht«, sagte Oliver. Er zog ein zusammengerolltes Lederband aus der Hosentasche. Es war die Hundeleine. Er zeigte mir das zerfetzte Ende. »Kannst du dir darauf einen Reim machen?«
    »Sieht aus, als hätte Herkules die Leine durchgebissen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Oliver zweifelnd.
    »Anders kann es ja gar nicht gewesen sein«, meinte ich, während ich mir vergeblich vorzustellen versuchte, wie Herkules mit seiner fortgeschrittenen Parodontitis an der Leine nagte. Das arme Vieh konnte ja nicht mal sein Trockenfutter zerkauen. Ich erschauderte und hoffte wider besseres Wissen, dass Elfriede nicht das getan hatte, wonach es aussah.
    »Ich habe überhaupt nichts gehört«, sagte Oliver stirnrunzelnd. »Bloß gerochen. Es war derselbe widerwärtige Schwefelgestank wie hier im Haus. Es kommt mir vor, als hätte die Hölle meinen Hund verschluckt.«
    Ich erschauderte abermals. Das Wort Hundefutter gewann plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Blieb nur zu hoffen, dass Herkules nicht gelitten hatte. Im Geiste sprach ich ein Stoßgebet, dass der Schwiegerdämon nie wieder auftauchte.
    *
     
    Diese Hoffnung sollte sich bald zerschlagen. Elfriede materialisierte sich ganz plötzlich, wie aus dem Nichts. Ich führte gerade in meinem Büro ein Mandantengespräch, als es plopp machte und sie mitten im Raum erschien, direkt neben der vor mir sitzenden Mandantin. Hilflos starrte ich die warzige Gestalt an und machte mich auf das entsetzte Kreischen der armen Frau gefasst, die gerade erst herausgefunden hatte, dass ihr Mann seit zehn Jahren eine Affäre mit ihrer besten Freundin hatte. Dadurch war sie sowieso schon psychisch angeschlagen. Der Schwiegerdämon würde ihr den Rest geben. Doch sie bemerkte Elfriede überhaupt nicht. Auch der herumwabernde Qualm schien ihr nicht aufzufallen. Bloß der Geruch drang zu ihr durch, aber bestimmt nicht in voller Intensität, denn sie sagte nur: »Riecht irgendwie etwas faulig hier drin, oder? Vielleicht sollten wir mal lüften.« Sie stand auf und ging zum Fenster, mitten durch die Dämonengestalt hindurch. Für einen Moment schienen die Umrisse zu zerfließen, aber sie festigten sich sofort wieder, und Elfriede stand in voller Dämonenscheußlichkeit da und bedachte mich mit einem reißzahnigen Grinsen.
    »Sie kann mich nicht hören und nicht sehen«, informierte sie mich.
    »Na toll«, sagte

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