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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Düsseldorf muss als Fachaufsichtsbehörde die ordnungsgemäße Aufgabenwahrnehmung der Genehmigungsbehörde sicherstellen.«
    Penny ächzte leise. »Das muss ich mir gleich noch einmal in Ruhe durchlesen. Amtsdeutsch ist nicht gerade meine Stärke.«
    Cox lächelte ihr zu. »Wenn es sich allerdings um besonders hochwertige Kiese und Sande handelt – das sind solche, die sich zur Herstellung feuerfester Erzeugnisse eignen –, fallen sie unter die Regelung des Bundesberggesetzes.«
    »Ganz genau«, bestätigte Bernie. »Und das hat so ein findiger Kiesanwalt im vorletzten Jahr erstritten. Seitdem ist die Bezirksregierung Arnsberg für die Genehmigungen zuständig.«
    »Stimmt«, sagte Cox. »Aber weiter im Text: In unserer Gegend werden sogenannte Nassabgrabungen durchgeführt, das bedeutet, dass das Grundwasser freigelegt wird und Baggerseen entstehen. Dafür ist grundsätzlich ein Planfeststellungsverfahren nach Paragraph 31 des Wasserhaushaltsgesetzes erforderlich. Und bei Flächen über zehn Hektar …«
    »Entschuldige«, meldete sich Penny,»aber wie groß ist das ungefähr?«
    »Hunderttausend Quadratmeter, glaub ich. Also, bei Flächen dieser Größe muss grundsätzlich auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Und weil Abgrabungsvorhaben oft den Grundwasserschutz gefährden oder Naturschutzgebiete betreffen, werden die Genehmigungen häufig verweigert.«
    »Schön wär’s«, meldete sich Schnittges wieder zu Wort. »Die Kiesindustrie ist knallhart. Wenn denen die Genehmigung verweigert wird, ziehen sie vor Gericht und haben viel zu oft Erfolg, weil die Landesgesetzgebung in dem Punkt völlig veraltet ist. Lettie sprach übrigens nur von der ‹Kiesmafia›. Sie sagt, dass jedes Jahr fünfzehn Millionen Tonnen Kies und Sand exportiert werden, und zwar hauptsächlich vom unteren Niederrhein. Und nur ganz nebenbei: Holland, zum Beispiel, hat selbst genügend hochwertige Quarzsande, aber die sind nicht so blöde, sie abzubauen. Mit jedem Baggerloch werden nämlich Freiflächen und – besonders fatal – landwirtschaftliche Nutzflächen vernichtet, zudem wird über Quadratkilometer hinweg das Grundwasser freigelegt, und das hat böse Folgen.«
    »Das hört sich auf der Homepage von der KGG aber ganz anders an«, bemerkte Cox. »Nach Stein- und Braunkohle sei Kies der wichtigste Bodenschatz unserer Region, den könne man unmöglich brach liegen lassen, außerdem schaffe dieser Industriezweig zahlreiche Arbeitsplätze. Und sie seien ja auch verpflichtet, die Baggerseen zu renaturieren, und diese Maßnahme hätte immerhin Fischreiher und Kormorane an den Niederrhein zurückgeholt. Ganz zu schweigen vom touristischen Reiz eines Seengebiets, von wegen Ankurbelung der heimischen Wirtschaft und so.«
    »Schwachsinn!«, schimpfte Schnittges. »Kies und Sand und die Fauna, die sich in den Schichten angesiedelt hat, sind natürliche Bodenfilter für das Grundwasser. Wenn dieser Schutz verloren geht, verdreckt unser Trinkwasser.«
    »Na ja, man könnte das Wasser ja künstlich filtern«, warf van Appeldorn ein.
    »Aber klar doch«, antwortete Bernie. »Solche Filteranlagen verschlingen Unsummen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was uns das Wasser dann kosten würde. Und außerdem, wenn das mit dem Klimawandel alles so stimmt, dann stehen uns in Zukunft größere Trockenperioden bevor. Und dann wird die Landwirtschaft reichlich Grundwasser nötig haben, und zwar sauberes.«
    Cox verzog den Mund. »Jetzt guck doch mich nicht so giftig an. Ich gehöre nicht zur Kiesmafia.«
    »Schon gut.«
    »Und wie hilft uns das alles jetzt weiter?«, fragte Penny.
    »Dat frag ich mich auch«, meinte Ackermann. »Wusste denn deine Lettie, mit wem in Kessel der Sebastian Finkensieper verhandelt hat?«
    »Nein, sie hat ihn auch nie gesehen, sie wohnt ein bisschen außerhalb. Bis jetzt wird auch nur gemunkelt, dass eine neue Auskiesungsfläche genehmigt werden soll, auf der dann wieder mindestens fünfundzwanzig Jahre gebaggert werden darf. Lettie will sich bei den Kreis-Grünen erkundigen, was genau Sache ist.«
    »Ich kenne mich ja noch nicht so genau aus.« Penny rieb sich das Ohrläppchen. »Was sind denn das für Leute, die Grünen hier?«
    »Nette«, antwortete Ackermann sofort. »Auf alle Fälle keine, die mit ’ner Knarre rumlaufen würden.«
    »Bevor wir uns irgendwelchen Hirngespinsten hingeben, sollten wir erst einmal herausfinden, in welcher Funktion Finkensieper für die KGG gearbeitet hat«, merkte Cox

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