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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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doch nur für die Verträge zuständig.«
    Seine Hände zitterten, und er faltete sie so fest, dass die Fingerknöchel scharf hervortraten.
    »Ich wusste, dass etwas nicht stimmt«, sagte er leise.
    »Sebastian war so komisch in den letzten zwei, drei Wochen. Zweimal hat er sich einen halben Tag freigenommen, dabei ist er das totale Arbeitstier. Und vorletzten Sonntag hat er meinen Bruder zu Hause angerufen und um eine Woche Urlaub gebeten.« Er schaute sie unsicher an. »Aus familiären Gründen …«
    »Was könnte das bedeutet haben?«, fragte Penny.
    Wehmeyer schaute an ihr vorbei. »Ich weiß es nicht.«
    »Aber ihr wart doch Freunde«, meinte Ackermann.
    Wehmeyers Blick war traurig. »Sicher, aber Sebastian ist …« Er schluckte trocken. »… Sebastian war ziemlich zurückgezogen, ziemlich ernst. Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll … er war furchtbar nett, und er hat irgendwie immer, ich weiß nicht, immer irgendwie auf einen aufgepasst, war für einen da. Es ist wahrscheinlich …« Langsam fing er sich wieder. »Er ist sehr protestantisch erzogen worden. Sein Vater ist Presbyter.«
    »Kennen Sie seine Eltern?«, fragte Penny.
    Wehmeyer nickte. »Ich habe sie einmal getroffen, auf unserer Examensfeier. Sie waren nett, selbst beide Juristen, und die Mutter ist seit ein paar Jahren Bürgermeisterin von Radevormwald. Da kommt Sebastian her.«
    Er wurde blass, und auf seiner Oberlippe sammelten sich Schweißperlen.
    Ackermann schob ihm ein weiteres Taschentuch hinüber. »Ich geh Ihnen ein Glas Wasser holen.«
    Wehmeyer presste das Tuch auf den Mund. »Es geht schon«, murmelte er und atmete tief durch.
    »Sie wollten uns von Sebastians Eltern erzählen«, fuhr Penny behutsam fort.
    »Wie gesagt, sie sind nett, man merkt, wie gern sie Sebastian haben, aber – wie soll ich das sagen? – sie sind sehr evangelisch.«
    Penny schaute Ackermann fragend an.
    Der nickte. »Also nix mit Karneval, mal einen draufmachen und alle fünfe grade sein lassen.«
    Wehmeyers Augen lächelten. »Ja, so etwas meine ich wohl. Und Sebastian war eben auch ein bisschen … Ich meine, nicht dass er gepredigt hätte, um Gottes willen! Aber …«
    »Ich weiß schon, was Sie meinen. Die Religion steckt einem in den Knochen, da kommt man nicht so schnell los von.« Ackermann machte eine Pause, dann fragte er:
    »Hatte der Sebastian eine Freundin?«
    Wehmeyer schüttelte den Kopf, und plötzlich huschte ein Grinsen über sein Gesicht. »Aber ich glaube, er ist in unsere neue Referendarin verknallt. Ich meine, er war … ach, Scheiße!«
    Wieder kämpfte er mit den Tränen, aber er riss sich zusammen. »Als er nach Bonn kam, hatte er eine Freundin in Radevormwald, noch aus Schulzeiten, wie das so ist. Aber dann hat er eine Engländerin kennengelernt, die in Bonn ein Auslandssemester machte. Als dann bei uns der Examensstress losging, ist das wohl in die Brüche gegangen. Sebastian war sein Beruf unheimlich wichtig.«
    Er ließ den Kopf sinken, und als er wieder aufschaute, lag Wut in seinem Blick. »Erschossen, haben Sie gesagt? Das ist völlig absurd! Was ist genau passiert? Ich will es wissen!«
    Penny erzählte es ihm.
    »Auf einem Parkplatz vor einem Restaurant? Aus hundertsechzig Metern Entfernung? Da muss ihn jemand verwechselt haben! Das kann gar nicht anders sein!«
    »Was wir komisch finden«, sagte Ackermann, »ist, dass der Jung nix bei sich hatte, keinen Hausschlüssel, keine Kreditkarten, keinen Ausweis, keinen Führerschein, bloß den Autoschlüssel, den Schlüssel zum Hotel und ein rotes Portemonnaie mit Bargeld.«
    Wehmeyer lächelte. »Das rote Portemonnaie, das war so eine Marotte von ihm. Solange ich ihn kenne, hatte er für sein Bargeld immer ein knallrotes Portemonnaie. Seine anderen Papiere waren in seiner Brieftasche. Und Wegwerffeuerzeuge hat er gesammelt, je knalliger, desto besser. Dabei hat er gar nicht geraucht …«
    »Er hatte nicht einmal sein Handy bei sich«, bemerkte Penny.
    »Dann wollte er wohl zum Essen.« Wehmeyers Stimme klang aggressiv. »Wenn Sebastian gegessen hat, hat er sein Handy immer ausgeschaltet. Das war auch so ein Tick von ihm. Beim Essen wollte er seine Ruhe haben. Wenn wir beide hier mal zusammen in die Mittagspause gegangen sind, hat er sein Handy immer im Büro gelassen.«
    »Auch seine Schlüssel und seine Brieftasche?«, hakte Ackermann nach.
    Wehmeyer zuckte die Achseln. »Er hatte immer sein rotes Portemonnaie dabei …«

Sieben
    Ich bin jetzt in einer Clique!
    Karen,

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