Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
falls du nicht freiwillig gehst. Ich baue die Zukunft dieses Landes nicht auf dem Tod eines Unschuldigen auf.“ Ricardo verzichtete auf den berechtigten Widerspruch. Er kannte Sandro immerhin schon ein paar Jahrhunderte, der König war viel zu stur, um auf ihn zu hören. Also blieb ihnen allen nur die Hoffnung auf Erfolg oder, falls die sich nicht erfüllen sollte, ein desaströses Ende.
Julia hatte ihnen natürlich keine Antwort schicken können, also warteten sie angespannt, ob sie auch kommen würde. So wie Lucia sie kennengelernt hatte, würde sie kommen, aber wer wusste schon ob Sandro das auch zulassen würde. Wulfric hatte einen der Wölfe weggeschickt, um den roten Wächter zu kontaktieren. Auch auf den warteten sie nun. In der Zwischenzeit hatten sich die Wölfe durchaus als höfliche Gastgeber erwiesen. Sie hatten ihnen reichlich zu essen und einen komfortablen Platz zum Schlafen gegeben. Lucia hätte darauf gewettet, dass die Frau aus der Taverne Raphael noch mehr angeboten hatte, aber der hatte sich damit herausgeredet, über Cedric wachen zu wollen. Dem jungen Werwolf ging es zum Glück schon viel besser. Ihre Wundheilung musste außerordentlich sein. Von Wulfrics Schrammen, die sie ihm zugefügt hatte, war gar nichts mehr zu sehen.
Sie saß gerade bei einer Schale Suppe, als die ersehnte Nachricht kam. Ein junger Mann kam in die Taverne gerannt und sprudelte hervor: „Die Königin ist da.“
Wulfric fragte angespannt: „Ist sie wirklich allein gekommen?“
„Wenn nicht, dann hat sie ihre Leute weit hinter sich zurückgelassen. Den ganzen Weg durch unseren Wald war sie allein.“ Wulfric entspannte sich sichtlich.
Er kommandierte: „Sag dem Drachen Bescheid, wir erwarten ihn auf dem Dorfplatz.“ Der junge Mann nickte und eilte hinaus. Wulfric wandte sich an Lucia: „Nun ist es soweit, lass uns hoffen, dass deine Königin wie du denkt. Komm lass uns den Magier holen.“
Nachdem sie Raphael aus Cedrics Zimmer geholt hatten, waren sie auf den Dorfplatz gegangen. Dort saß Julia auf einem schwarzen Pferd und sah ihnen entgegen. Die Leute, die sich bereits am Platz versammelt hatten, schienen sie nicht zu beunruhigen, aber noch kannte sie die Wahrheit ja nicht. Ihren Ausflug hatte sie wohl inkognito unternommen. Sie trug schlichte Lederkleidung und hatte ihre rote Haarmähne zu einem Zopf geflochten. Jemand der sie nicht persönlich kannte, hätte sie wohl für eine Jägerin gehalten. Als sie nahe genug waren, fragte Julia besorgt: „Geht es euch gut?“
„Sie haben uns gut behandelt, aber die Lage ist etwas heikel“, nahm Raphael Lucia die Antwort ab.
Julias Blick glitt zu Wulfric, sie musterte ihn einen kurzen Moment und fragte dann: „Bist du der Anführer dieser Leute?“
Der erwiderte: „Sprichst du für den König?“
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und antwortete: „Für gewöhnlich ist er meinen Vorschlägen sehr zugetan. Aber natürlich muss schlussendlich er die Entscheidung treffen. Aber nachdem ihr nach mir geschickt habt, wollt ihr ja wohl erst mit mir sprechen. Warum eigentlich?“
Wulfric erklärte: „Wir scheinen einen gemeinsamen Bekannten zu haben. Die Beiden“, er deutet auf Lucia und Raphael, „behaupten du würdest den roten Wächter kennen.“
„Da haben sie recht, falls es sich um denselben roten Wächter handelt“, bestätigte sie.
„Nun das werden wir gleich sehen, er kommt bald zu uns“, antwortete Wulfric hart. Julia schwang sich aus dem Sattel und kam zu ihnen. Sie richtete ihren Blick, ebenso wie die Leute auf dem Dorfplatz, nach oben. Wäre die Lage nicht so schwierig und gefährlich gewesen, Lucia hätte die Situation genossen. Sie folgte dem Blick der Leute und fieberte der Ankunft des Wächters entgegen. Nicht mal im Traum hätte sie daran gedacht, jemals einen lebenden Drachen zu sehen.
Nach einigen Augenblicken tauchte ein Schatten am Himmel auf, der rasant größer wurde, bald gesellte sich noch ein lautes Rauschen dazu. Lucia keuchte vor Ehrfurcht auf. Der Drache war riesig. Vom Kopf bis zur Schwanzspitze musste er gute zwanzig Meter messen. Er war völlig mit roten Schuppen bedeckt, und als er nun vor ihnen landete, bohrten sich lange Klauen in den Boden. Als er das Maul öffnete, erblickte sie ein messerscharfes Gebiss, dessen Fangzähne armlang waren. Instinktiv wich Lucia einen Schritt zurück. Selbst die Wölfe, deren Verbündeter er doch war, erstarrten, nur Julia wich nicht von der Stelle.
Sie lächelte freundlich und begrüßte ihn:
Weitere Kostenlose Bücher